Ein weiterer Gastbeitrag steht in unserer Rubrik „VIP-Lounge“ an!
Es ist uns eine Freude, Marcus Jakob, Fronter der Band The Orchanic, hierfür gewonnen zu haben.
Im Folgenden stellt er Euch das Album „My Heart Has a Wish That You Would Not Go“ von der schottischen Band Aereogramme vor.Â
Detailliertere Informationen rund um The Orchanic selbst findet Ihr unter diesem Artikel. Ein Review zum aktuellen The Orchanic-Album „Vermillion Island“ gibt es hier nachzulesen.
Aereogramme
„My Heart Has a Wish That You Would Not Go“
Es gibt Platten, die begleiten einen über Jahre hinweg, persönliche Kleinode, ja fast gute Freunde, die man immer wieder gern zu sich einlädt.
„My Heart Has a Wish That You Would Not Go“ gehört für mich zu ebendiesen Platten.
2007 veröffentlicht fand sie leider nie Gehör bei der großen Masse und erreichte nur wenige Musikenthusiasten.
Die noiseartigen Ausbrüche der vergangenen Alben sucht man hier vergeblich, vermisst sie aber auch nicht wirklich, bekommt man dafür doch wunderschöne Melodien, ausgefeilte Arrangements und jede Menge Gefühl.
Nach Aussagen der Band sollten die Songs das lose Konzept verbinden, dass jeder einzelne für sich auf einem Soundtrack zu finden sein könnte.
Der Opener „Conscious life for coma boy“ walzert sich sofort ins Ohr, kontrastiert eine melancholische Strophe mit einem euphorischen Chorus und gipfelt in einer wunderbaren Coda.
Getragen von einem marschierenden Drumbeat und Pianoklängen folgt „Barriers“.
Die anfängliche Hoffnungslosigkeit scheint wie weggeblasen, wenn Sänger Craig gesteht:
Besonders hervorzuheben sei hier das unglaublich wunderschöne Geigensolo, das man in der Form sonst eher selten in Rock- und Popmusik zu hören bekommt.
„Exits“ schaltet erst mal wieder einen Gang zurück.
Sparsam instrumentiert und todtraurig könnte dieser Song zum Hit auf jeder Trauerfeier werden.
Unterstützt durch Schlagzeuger Martin Scotts progressiv angehauchtes Drumming leidet sich die Band durch „A life worth living“:
Dem Leiden setzt „Finding a light“ vorerst ein Ende.
Zaghaft eröffnet von Glöckchen und Reverseeffekten keimt spätestens im Chorus Hoffnung auf ein Happy End auf und wieder verbindet die Band eingängige Melodien mit traurig-schönen Lyrics:
Mit „Living Backwards“ brechen die Schotten zu progressiveren Ufern auf.
Der längste Song des Albums schreit nach mehrmaligem Hörgenuss, will entdeckt und erobert werden.
„Trenches“ glänzt mit wunderbaren Hörnern, die das Fundament für Craigs sanften und fragilen Gesang bilden, bis der Song langsam Fahrt aufnimmt und in einem fulminanten Finale gipfelt.
Träge, düster und bedrohlich schleppt sich „Nightmares“ daher.
Würde ich David Lynch Filme mögen, dann sollte dieser Song unbedingt auf einem der Soundtracks zu finden sein.
Zartbesaitete können schon mal die Taschentücher bereithalten, wenn es niedergeschlagen aus den Boxen tönt:
Den bedrohlichen Unterton behält auch „The Running Man“ anfänglich bei.
Flirrende Keyboardlinien setzen hier und da musikalische Farbtupfer über schwere Pianoakkorde.
Versöhnlichere Töne schlägt der letzte Song „You’re always welcome“ an.
Streicher, Piano und sanfter Gesang vermengen sich zu einer wunderbar unkitschigen Ballade und bilden einen würdigen Abschluss des Albums.
Ganz großes Kino liefern Aereogramme auf „My Heart Has a Wish That You Would Not Go“ ab und so ist es umso verwunderlicher, dass sich die Band nur wenige Monate nach Veröffentlichung auflöste.
Was bleibt, ist eine Platte voller Emotionen und wunderschöner Melodien, die auch Jahre später für mich nichts von ihrem Zauber verloren hat.
Text: Marcus Jakob, The Orchanic, exklusiv für DeepGround
Artikelbild: Marcus Jacob, Photo by Memphis ReansÂ
Über The Orchainc
Was tun, wenn das Radio den ganzen Tag nur Müll spielt und versucht einem die letzten verbliebenen Gehirnzellen mit Einheitsbrei zu zerstören?
Man gründet einfach eine Band um Musik zu machen, die man selbst gern hören würde.
Nun ist Leipzig nicht grade Seattle und so mussten musikalische Vorbilder in der großen weiten Welt, oder in Vatis Plattensamlung gefunden werden. Queen standen da ebenso Pate für den Sound der Band wie auch Incubus, Audioslave oder At The Drive In.
Nach ersten gemeinsamen Projekten beschloss man 2014 dem ganzen den Namen The Orchanic zu geben.
(Quelle: Setalight)
Diskografie
04/2015 – Twilight of the Gods (Re-Release)
04/2015 – Vermillion Island