Review

Knapp fünf Jahre ist es her, dass die Berliner Band X-Vivo ihr Album „Petrichor“ veröffentlicht hat und darauf mit (wie wir fanden) „spannenden Songentwicklungen sowie intensivem, abwechslungsreichem und hochklassigem Sound“ punkten konnte. Höchste Zeit, um mit neuem Material vorstellig zu werden.

Genau diesen Plan verfolgte die kaum in eine Genre-Schublade zu passen scheinende Band auch – bis die Corona-Pandemie diesem Vorhaben zunächst einmal ein Ende setzte. Kein Grund aber für Bandgründer, Gitarrist und Songwriter Alex Nietzold, seine Kreativität gänzlich auf Eis zu legen. Und so tat er sich mit Nicolo Sommer vom Trip Hop/Electronic Projekt BIINDS zusammen, um einzelnen Songs des 2017er Albums eine Remixversion zu verpassen. Das Ergebnis sind sechs alte Songs in neuem Gewand, die es ab sofort auf der EP „Petrichor Remixed“ zu hören gibt.

Aus Alt mach Neu

Entsprechend wird auf „Petrichor Remixed“ jedem Song eine neue eigene Note und vor allem Atmosphäre verpasst, ohne auf die Qualitäten der Ursprungstitel verzichten zu müssen. Den einstigen progressiven Touch einzelner Titel schraubte man indes zurück, was den betreffenden Tracks gut steht. Nichtsdestotrotz bleiben auch die Remix-Varianten ausreichend komplex, ohne zu verschachtelt, verkünstelt oder verkopft zu wirken.

Im Ergebnis changieren die Titel dann zwischen treibenden, temporeichen, energiegeladenen, teils harschen Elektro-Nummern und ruhigen, sphärischen Songs, die zum intensiven Hören einladen.

Für erstgenannte – und mitunter tanzbare – Titel stehen sowohl der dynamische Opener „Aphelion (aleX-Vivo Remix)“ als auch der Folgesong „Hail The King (aleX-Vivo Remix)“. An beide Titel hat Alex von X-Vivo selbst Hand angelegt und serviert damit nach vorne preschende Songs, die es auch an einer gewissen Melodiestärke nicht missen lassen.

Alex Nietzold (X-Vivo; re) und Nicolo Sommer (BIINDS; li) machen gemeinsame Sache auf der EP „Petrichor Remixed“. (Copyright: Alina Axt / X-Vivo)

Weitaus weniger aggressiv geht es in „Echo Of The Unseen (BIINDS Remix)“, „The Waves Of The Ocean Are Gone (BIINDS Remix)“ und „Perihelion (aleX-Vivo Remix) Part I“ zu, bevor sich „Perihelion (aleX-Vivo Remix) Part II“ erneut von einer derberen Seite zeigt.

Es ist eine Frage des persönlichen Geschmacks, ob man die Songs hätte abwechslungsreicher anordnen sollen. Fakt ist jedoch: Diese ruhigere Phase der EP kommt vor allem den weiblichen Vocals zugute, die durch die Zurückhaltung diverser härterer elektronischer Spielereien im Fokus stehen und ihre beinahe schon hypnotische Wirkung voll entfalten können.

Fazit

Wenn Musiker:innen ihr Handwerk verstehen und noch dazu eine gehörige Portion Talent und Professionalität mitbringen, können sie im Prinzip machen, was sie wollen, es klingt immer gut. Was daher schon auf dem Album „Petrichor“ überzeugte, weiß nun auch als „Remixed“ Version zu gefallen. Dabei ist „Petrichor Remixed“ keine EP, die man einfach so nebenbei hören kann und sollte oder lediglich der seichten Berieselung dient. Stattdessen sind die ausgewählten Songs in ihrem neuen Gewand zwar teils durchaus tanzbar, immer und vor allem aber dem intensiven Hörgenuss dienend. Anders, aber (auch) gut!


Petrichor Remixed

Video

Tracklist

01 Aphelion (aleX-Vivo Remix)
02 Hail The King (aleX-Vivo Remix)
03 Echo Of The Unseen (BIINDS Remix)
04 The Waves Of The Ocean Are Gone (BIINDS Remix)
05 Perihelion (aleX-Vivo Remix) Part I
06 Perihelion (aleX-Vivo Remix) Part II

Details

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Label: Eigenproduktion
Vö-Termin: 18.03.2022
Spielzeit: 52:29

Copyright Cover: X-Vivo



Über den Autor

Conny
"Das Durchschnittliche gibt der Welt ihren Bestand, das Außergewöhnliche ihren Wert." - Oscar Wilde