Review

Es kommt nicht alle Tage vor, dass sich eine Band dazu entschließt, einem Stummfilm aus den 20er Jahren eine Neuvertonung zu verpassen. Doch genau dies haben We Stood Like Kings mit ihrem neu erscheinenden Album „USSR 1926“ getan. Wie schon auf dem Vorgänger „Berlin 1927“ passt die Band ihren musikalischen Stil der kalten Atmosphäre des Films effektvoll an.

Und so was muss einem erst einmal gelingen, angesichts der Tatsache, dass instrumentaler Post-Rock doch eher eine Erscheinung des 20ten Jahrhunderts ist. Das Gespann überträgt ihre Intentionen mithilfe der Musik auf eine neue Ebene. So begibt es sich, dass „USSR 1926“ auch durchaus für diejenigen zugänglich ist, die mit Stummfilmen bis dato weniger in Kontakt getreten sind.

Der Stil der Band wird wohl am auffälligsten vom Klavier getragen. Es ist Hauptbestandteil der Songs und das Element, welches den Melodien noch mehr Emotionen einflößt. Die Passagen, in denen die Finger über die schwarzen und weißen Tasten fliegen, können mal ein harmonisch langsames, mal ein dynamisches Tempo an den Tag legen.

Dennoch kommt dieser leicht klassische Teil von „USSR 1926“ erst so richtig mit den Einflüssen der restlichen Instrumente in Fahrt. We Stood Like Kings verbinden die Klänge des Klaviers mit modernem Riffing und stellenweise sogar sehr hartem Drumming.
„Volchovstroy“ ist ein Beispiel für das etwas schnellere Handwerk an den Tasten, welches durch den gut platzierten, aber dennoch dezenten Groove des Schlagzeugs in Form gebracht wird. Die Gitarre leistet ihren Beitrag in Titeln wie „Immense Wealth“ mit alles anderem als apathischen Riff-Abfolgen.

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We Stood Like Kings (Copyright: Aniss Hamdi)

Natürlich muss man dazu sagen, dass „USSR 1926“ ein schlichtweg mächtiges Werk ist. Mit viel musikalischen Qualitäten, anhörbarer Produktionen und vielen Titeln, die alle eine andere Atmosphäre auf den Hörer übertragen. Allzu überfordert darf man sich dennoch nicht fühlen, da die Band zwar gewaltige Massen an akustischen Reizüberflutungen auf den Hörer loslässt, aber ihn im gleichen Moment auch an ihren Sound heranführt. So kommen dann Songs dabei heraus, die mit Konzentration zu genießen sind und eben jene, die einen direkt abholen.

Ob man das Album jetzt unter kulturellen oder rein unterhaltsamen Aspekten betrachten möchte, sei dahingestellt. Beides ist nämlich möglich. We Stood Like Kings lassen auf „USSR 1926“ zeitlose Stile nahtlos ineinander überfließen und setzen sich mit jeder voranschreitenden Minute neue Grenzen, die sie im gleichen Augenblick wieder überschreiten.

Allen voran geht die Abwechslung, die die Truppe hier bietet. Dadurch bleibt man nicht in den immer gleichen, sich wiederholenden Parts hängen, wie man zunächst vermuten könnte. Dafür sorgen Wechsel im Rhythmus, in der Spielart und in den musikalischen Themen. „USSR 1926“, ein Album, das glücklich macht.

Anspieltipps:
Volchovstroy / Immense Wealth / The Black Sea / Siberian Taiga

Video

Trackliste

01 Capital
02 Downfall
03 Siberian Taiga
04 Are You A Master Too?
05 Kremlin
06 Immense Wealth
07 Caravas
08 Samoyedes
09 The Black Sea
10 Icebreaker Lenin
11 Volchovstroy

Details

We Stood Like Kings – Homepage
We Stood Like Kings – Facebook

Label: Kapitän Platte
Vö-Termin: 30.10.2015
Spielzeit: 1:15:15

Copyright Cover: Kapitän Platte



Über den Autor

Christopher