Review

Willkommen in der Dunkelheit!

Die Folk Metal Formation Vogelfrey entführt uns mit ihrem fünften Studioalbum „Nachtwache“ in die Abgründe der Dunkelheit. Das macht sich bereits im Artwork bemerkbar, das wie aus einem grausigen Alptraum entsprungen zu sein scheint.

Wer den Mumm hat, sich der Nachtwache anzuschließen, den erwarten zehn Songs, über die die Promo-Info Folgendes verheißt:

Mit den neuen Songs von „Nachtwache“ verschmilzt die 2004 gegründete Band erneut auf originelle Weise Altertum und Moderne. Neben ihrer großen musikalischen Bandbreite gelingt es Vogelfrey immer wieder aufs Neue die Hörer mit Teils humorvollen, teils bissigen, manchmal sogar schwelgerischen Texten einzufangen.

Die Tracks

Schon der Opener „Ära des Stahls“ besingt Mythen und Legenden und macht Lust auf ein Abenteuer. Der Refrain besitzt absoluten Ohrwurmcharakter. Die Drums treiben den Song voran, begleitet von frech klingenden Streichern. In den integrierten reinen Instrumentalparts kommen die einzelnen Instrumente gut zur Geltung.

Zum Mitgrölen eignet sich hingegen „Schüttel dein Haupt“ – nicht zuletzt dank des einfachen Textes – bestens. Hier befinden wir uns im Metal-Himmel, denn musikalisch ist der Song eine Gangart härter und schwerer als der Opener. Die Streicher lassen den Track zeitgleich verspielt wirken.

Bei „Magst du Mittelalter?“ hört man in den Strophen eine Aneinanderreihung von Stichwörtern, die alle mit dem Mittelalter und Mittelaltermärkten in Verbindung gebracht werden können. Die Instrumente spielen dazu im passend mittelalterlich angehauchten Sound. Das Tempo ist recht ordentlich, wird aber in der Bridge verlangsamt.
Ein Extra: In diesem Song hat Chris Harms von Lord of the Lost  gesanglich mitgewirkt.

„Metamnesie“ liefert die Erklärung, dass schwarze Magie im Spiel ist, wenn man sich nach durchzechter Nacht an nichts mehr erinnern kann. In den Strophen wird der Gesang nur mit einem Bass untermalt. Die Instrumente spiegeln das Gefühl des Rauschs durch gewollt schräge Töne wider.

Heimtückisch und hinterlistig wirkt die Instrumentierung von „Sündenbock“. Auf lustige Art wird hier besungen, dass man gerne anderen die Schuld gibt und die Medien mit Vorliebe hetzerische Themen verbreiten. Durch den Kontrabass klingt das Ganze etwas düster und schwer.

Ebenso düster geht es mit „Alptraum“ weiter. Zu Beginn ist jedoch eine Spieluhr zu hören, die das Kinderlied „Guten Abend, gute Nacht“ anspielt. Dann berichtet der personifizierte Alptraum von seinem nächtlichen Werk. Schwerer Gitarrensound und ein Dudelsack begleiten dies im Refrain. In den Strophen herrscht ein basslastiger Klang vor.

Vogelfrey (Copyright: Vogelfrey)

In die nordische Mythologie entführt uns „Walhalla“ mit erstaunlich ruhigen Klängen. Die Geschichte im Song lässt den Hörer in die nordische Götterwelt eintauchen. Zunächst wird der Gesang nur von akustischen Instrumenten begleitet. Ab dem Refrain kommen dann E-Gitarre und Bass dazu. Der Track klingt sehr episch und wirkt völlig anders, als die restlichen Songs des Albums. Ein Highlight.

Auch „Midwinter“ greift die nordische Thematik auf. Hier geht es aber freudig zu und die Gangart der Instrumente ist deutlich härter. Der Song eignet sich zum Feiern.

„Spieglein, Spieglein“ liefert im Refrain ein volles Metal-Brett ab. In den Strophen wirkt er durch die Violine leicht und verführerisch.  Im Song wird die Thematik der Smartphone-Sucht geschickt verpackt. Der Text regt zum Nachdenken an.

In „Auf St. Pauli“ beschreiben Vogelfrey die Schönheit der Hafenstadt. Mit hörbarem Wellenschlag und Möwengeschrei versprüht der Titel im Folgenden seinen Folk-Charme. Der Ohrwurm ist hier schon vorprogrammiert.

Fazit

Ein abwechslungsreiches Werk, welches den Geschmack der Hörer treffen wird. Geniale Texte treffen auf heidnische Klänge und harten Metal-Sound. Mitfeiern ist dabei garantiert.

 

Video

Tracklist

01 Ära des Stahls
02 Schüttel dein Haupt
03 Magst du Mittelalter? (feat. Chris Harms)
04 Metamnesie
05 Sündenbock
06 Alptraum
07 Walhalla
08 Midwinter
09 Spieglein, Spieglein
10 Auf St. Pauli

Details

Vogelfrey – Homepage | Vogelfrey – Facebook | Vogelfrey – Twitter

Label: Metalville / Rough Trade
Vö-Termin: 25.10.2019
Spielzeit: 43:01

Copyright Cover: Metalville



Über den Autor

Selina
Carpe Noctem