Review

Wer sich mit deutschen Sagen ein wenig auskennt, der wird wissen, dass der Rattenfänger aus Hameln kommt. Mit noch mehr Flöten im Gepäck wollen auch Tone Fish von dort aus ihre Töne in die Welt tragen, jedoch nicht, um Kleingetier oder Kinder zu sich zu locken, sondern all jene, die mit Folk Musik etwas anfangen können.

„On The Hook“ heißt ihr aktuelles Album, das in der Tat nach dem Rattenfänger-Prinzip funktioniert, denn an einnehmenden Klängen wird nicht geizt, sodass die Hörer schnell in den Bann von Tone Fish gezogen werden. Obwohl die meisten Songs folkig flott gespielt werden, dominieren die sanften, zaghaften Töne, die den Konsumenten wohlig berieseln.

Hierzu trägt insbesondere der mehrstimmige Gesang bei. Während die männliche Gesangsstimme sanft die englischen Lyrics in die Gehörgänge fließen lässt, bringt die weibliche Stimme – mal hintergründig platziert, mal den male Vocals gleichberechtigt zur Seite stehend, in Songs wie „Englishman in New York“ dann sogar die Führung übernehmend – weitere neue Akzente in die Tracks von Tone Fish.

In dieser Kombination hat die Truppe etwas sehr Natürliches, fast schon familiär Hausmusikalisches an sich. Dieser Eindruck wird gefestigt durch die reduzierte Instrumentierung. Bereits genannte Flöten spielen dabei ebenso eine Rolle wie die Akustikgitarre oder die als Perkussioninstrument immer mehr in Mode kommende Cajón.

Die Produktion rundet das Ganze insofern ab, als dass weder auf glattpolierte Sounds Wert gelegt wird, noch „On The Hook“ allzu modern klingt. Vielmehr unterstützt das authentische Klanggewand den natürlichen Charme der Band.

Neben eigenen Songs greifen Tone Fish ebenfalls auf bekanntes Text- und Liedgut zurück. Darunter die Songs „Sailing to Philadelphia“ und „Border Reiver“ (im Original von Mark Knopfler), „Englishman in New York“ (von Sting) und „Sail away to the sea“ (von Strawbs), die sich trotz Eigeninterpretation nah an den Ursprungstiteln orientieren, aber nicht, ohne ihnen gleichsam einen Tone-Fish-Stempel aufzudrücken. Im Ergebnis klingt das dann sehr dynamisch und strotzt vor der Spielfreude des Quartetts.
Erstaunlich gut funktioniert dies zudem mit den Songs „Lake Isle of Innisfree“ sowie „Sonett No. 18“. Die Lyrics von William Butler Yeats und William Shakespeare halten dabei Einzug ins Folk-Genre und werden diesbezüglich treffend inszeniert.
Wie es bei Coverversionen jedoch häufig der Fall ist, gefallen dem einen die Originale, dem anderen die Neuinterpretationen mehr. Hier ist der eigene Geschmack gefragt, denn dies betreffend stellt auch „On The Hook“ keine Ausnahme dar.

Tone Fish (Copyright: Tone Fish)

Tone Fish (Copyright: Tone Fish)

Trotz der bisher genannten positiven Eigenschaften des Albums erscheint jenes auf seiner Spielzeit von knapp 59 Minuten ein bisschen eintönig. Die Songmuster wiederholen sich, die Arrangements variieren nur wenig und auch das Tempo bleibt in der Mehrheit der Tracks beständig flott. Zwar verbreiten Tone Fish mit ihren 13 Titeln gute Laune, die Stimmung auf „On The Hook“ verändert sich allerdings kaum. So ist das Empfinden zumindest, auch wenn man bedenkt, dass die vier Musiker um Abwechslung bemüht sind.

Damit kann man festhalten, dass Tone Fish ihr Album unaufgeregt, aber mit Pepp präsentieren. An der einen Stelle schimmern Assoziationen zu Mrs. Greenbird hervor, an anderer Stelle herrscht der irische oder auch britische Einfluss von Künstlern wie Mark Knopfler, dessen Songs man scheinbar nicht ohne Grund gecovert hat, vor. Wer sich für die Schnittmenge derartiger Künstler und dieser Stilrichtung begeistern kann, dem sei „On The Hook“ durchaus empfohlen. Ein Album, das Positivität und beschwingten Frohsinn ausstrahlt.

Tracklist

01 The place to be
02 Sailing to Philadelphia
03 Standing in your way
04 Gipsy
05 Englishman in New York
06 Fences
07 Lake Isle of Innisfree
08 No go man
09 Octavia
10 Go with the flow
11 Sonett No. 18
12 Sail away to the sea
13 Border Reiver

Details

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Label: Timezone Records
Vö-Termin: 15.05.2015
Spielzeit: 58:16

Copyright Cover: Timezone Records



Über den Autor

Conny
"Das Durchschnittliche gibt der Welt ihren Bestand, das Außergewöhnliche ihren Wert." - Oscar Wilde