Review
2016 erschien ihr letztes Album „Myllennium“ und dieses ließ nur noch sehr wenig Luft nach oben. Mit dem neuen Werk „Addicted To Hell“ beginnen Soulbound nun die Aufholjagd, um die Höchstwertung zu ergattern.
Helfen soll da nicht nur Chris Harms (Lord of the Lost), unter dessen Leitung das neue Album (deutlich hörbar!) entstand, sondern auch eine dezent neue stilistische Ausrichtung und eine Veröffentlichung, die auch in Sachen Quantität punkten möchte. Doch der Reihe nach.
Die Quantität
„Addicted To Hell“ erscheint in der limitierten Erstauflage inklusive einer Bonus-CD. So finden sich neben den regulären 13 Albumtracks zusätzlich elf weitere Titel auf dem Doppelalbum; darunter einige Akustik-Live-Versionen, zwei Remixe und zwei Coversongs.
Letztere bilden die stilistische Vielseitigkeit der Band selbst ab, indem die Bielefelder sich sowohl einen Song von Burden Of Life als auch einen Titel von Harpyie vorgenommen haben. Interessant ist dabei vor allem die Interpretation von Harpyies „Halloween“, in dem sich Soulbound – allen voran Sänger Johnny Stecker – an deutsche Lyrics wagen.
Während sich dann der Remix von „Undone“ durch Parasite Inc. noch sehr nah am Original orientiert, geht der Neon Wired Cover-Remix von „Fuck You“ einen Schritt weiter. So wird dem Titel ein gänzlich neues (deutlich elektronischeres) Gewand verpasst – erfrischend!
Die sieben anzutreffenden Akustikversionen überzeugen hingegen nur bedingt, denn hier reicht es gesanglich einfach nicht ganz aus. Emotionalität wird durch Lautstärke zu erzeugen versucht, Töne werden nicht immer auf den Punkt getroffen oder gehalten; kurzum: Akustiksongs verzeihen nichts und spiegeln die Schwächen im Gesang sofort wider. Dadurch wird gleichsam schnell deutlich, dass die Band aus Ostwestfalen genau dann am besten gefällt, wenn es bei ihnen härter zugeht und dabei gerne auch mal Growls und Screams zum Einsatz kommen.
Die Qualität
Und das beweisen die Albumtracks zu Genüge.
Beginnend mit dem Titelsong, ist schon darin der Einfluss von Harms herauszuhören. Auch in Titeln wie etwa „Fuck You“, „Undone“, „Devil“ oder „Alive“ kommen Fans seiner Band Lord of the Lost auch bei Soulbound also ab sofort voll auf ihre Kosten.
Jene haben hier eine hohe Dichte an potenziellen Hits am Start, die sich bereits mit den Titeln „March March“ und „Toxic“ gleich zu Beginn des Albums ankündigt. Dabei handelt es sich um zwei Nummern, die aufgrund ihrer Eingängigkeit, der gut dosierten Härte und der dabei konstant aufrechterhaltenen Melodiösität umgehend einschlagen. „Toxic“ erinnert darüber hinaus nicht nur an Songs à la Lord of the Lost, sondern lässt auch Assoziationen zu Pain zu.
Immer wieder sorgen das hier gezeigte Händchen für eingängige Melodien und das auf den Punkt gebrachte Songwriting, das sich auch in den angenehmen Songlängen widerspiegelt, für Begeisterung.
Da verzeiht man auch schon mal den nicht immer ganz geglückten Gesang. Wie erwähnt, werden die diesbezüglichen Schwächen vor allem dann deutlich, wenn es ruhiger zugeht (wie etwa in „The Beast“). In diesen Fällen muss man die Stimmfarbe und die „Imperfektion“ mögen, um darüber hinwegsehen zu können.
Ebenso wie der Gesang wird auch der Sound eine Frage des persönlichen Geschmacks sein. Dieser kommt sehr edgy und organisch daher, hätte dem Stil entsprechend gerne aber auch kühler und klinischer ausfallen und noch mehr Bass und Tiefen vertragen können.
Fazit
Ob man es nun Industrial Metal, Gothic Metal oder Alternative Metal nennen möchte, Soulbound inszenieren ihre Art Metal 2020 auf sehr moderne Art und verdienen sich trotz unserer kleinen Kritikpunkte eine „epische“ Bewertung, insbesondere weil sich die Mehrheit der Songs einfach einbrennt und diese durch die guten Melodien auch dauerhaft überzeugen. Für Genre-Fans ein lohnenswerter Tipp!
Video
Tracklist
01 Addicted To Hell
02 March March
03 Toxic
04 Fuck You
05 Undone
06 Devil
07 The Beast
08 Crash And burn
09 Tic Toc
10 Alive
11 Sucker`s Place
12 Fire it Up
13 Unleashed Aporia
Bonus-CD:
01 Addicted To Hell (Acoustic Live Version)
02 Halloween (Acoustic Live Version)
03 Rising Sun Vol.2 (Acoustic Live Version)
04 Beast (Acoustic Live Version)
05 Crash And Burn (Acoustic Live Version)
06 One Million Scars (Acoustic Live Version)
07 Rising Sun (Acoustic Live Version)
08 Undone (Parasite Inc. Remix)
09 Fuck You (Neon Wired Remix)
10 Words (Burden Of Life Cover)
11 Halloween (Harpyie Cover)
Details
Soulbound – Homepage | Soulbound – Facebook
Label: Metalville / Rough Trade
Vö-Termin: 18.09.2020
Spielzeit: 50:48 + 40:42
Copright Cover: Metalville
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