Review
Nahtlos und auf gleichbleibend hohem Niveau setzen Sixx:A.M. ihren Zweiteiler „Prayers For The Damned (Vol. 1)“ mit „Prayers For The Blessed (Vol. 2)“ fort und begrüßen die Hörer schon mit dem Opener „Barbarians (Prayers for the Blessed)“ auf gewohnt energiegeladene, spielfreudige und druckvolle Art und Weise.
„We are Barbarians“ heißt es im Refrain des Stadionrock-Atmosphäre versprühenden Songs, und das ist nicht etwa zu verwechseln mit einem Vers wie „We are Bavarians“, auch wenn man dies meinen könnte, da Sänger Nikki Sixx zuweilen genretauglich und angenehm nuschelig zu singen pflegt. Fern von „Bavarians“, nah an „Barbarians“ trägt die Produktion eine eindeutig nicht-süddeutsche Handschrift, sondern lässt deutliche Anzeichen des amerikanischen Ursprungs erkennen. Gnadenlose Power, die in den Sechssaitern ebenso steckt wie in den Drums und dem insgesamt satten, ausgewogenen Sound, untermauern den Groove der Titel auf „Prayers For The Blessed (Vol. 2)“.
Gleich drei Kracher servieren Sixx:A.M. am Anfang ihres Silberlings, bis sie sich und den Hörern eine kurze Verschnaufpause in Form der balladesken Nummer „Maybe It’s Time“ gönnen. Ihr Händchen für große und eingängige Melodien kommt auch hier zum Vorschein, während in all der Gefühlsduselei nah am Kitsch gekratzt wird, ohne jedoch diese Grenze komplett zu überschreiten. Emotional ja, allzu süßlich wird es bei Sixx:A.M. dadurch aber glücklicherweise noch lange nicht. Und so besitzt auch ein ruhiges Stück wie „Maybe It’s Time“ ein sattes, powervolles Grundgerüst, das den Titel an Intensität steigert.
Im Folgenden können Sixx:A.M. die Spannung zunächst aufrechterhalten und liefern mit jedem weiteren Titel erst einmal ab. Besonders sticht dabei „Catacombs“ hervor, für den die Mannen ein Gitarrensolo als Einstieg gewählt haben und damit sicher nicht den konventionellsten Weg eines Intros beschreiten.
Die gleichsam gelungene wie gefühlvolle Coverversion von „Without You“ (im Original von der britischen Band Badfinger, erfolgreicher geworden durch die Interpretation Mariah Careys) markiert dann allerdings einen kleinen Bruch innerhalb des Albums und straft die von Nikki Sixx getätigte Aussage zu „Prayers For The Blessed (Vol. 2)“ ein wenig Lügen, die da hieß:
Zwar immer noch abwechslungsreich, aber mit spürbar weniger Härte tendieren Sixx:A.M. im weiteren Verlauf zur rockigeren Ausrichtung ihrer Musik und geben dem Hörer dabei leider nur noch bedingt auf die Zwölf.
Überzeugten auf „Prayers For The Damned (Vol. 1)“ und in der ersten Hälfte des aktuellen Albums vor allem die metallischen Untertöne inklusive Gangshouts, Nu Metal-artigen Anleihen und der vollen Breitseite an Gitarren und Drums, so setzt man beispielsweise in „Suffocate“ zunächst mehr auf Akustikklänge oder auf The Poodles-typische melodische Glam Rock Parts (wie in „Riot In My Head“). Schlecht sind diese Tracks natürlich nicht, nach einem derart starken Beginn ist ein Abfall des Silberlings zum Ende hin jedoch nicht zu leugnen.
Darüber sieht man allerdings insofern gerne hinweg, da die positiven Eindrücke von „Prayers For The Blessed (Vol. 2)“ überwiegen und kleine (eventuell auch rein subjektiv empfundene) Makel somit schnell in Vergessenheit geraten. Hier steckt definitiv das Potenzial zur Langzeitbeschallung drin – zugreifen!
Video
Tracklist
01 Barbarians (Prayers for the Blessed)
02 We Will Not Go Quietly
03 Wolf At Your Door
04 Maybe It’s Time
05 The Devil’s Coming
06 Catacombs
07 That’s Gonna Leave a Scar
08 Without You
09 Suffocate
10 Riot In My Head
11 Helicopters
Details
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Label: Eleven Seven Music / Warner ADA
Vö-Termin: 18.11.2016
Spielzeit: 46:39
Copyright Cover: Eleven Seven Music
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