Review
Ost+Front liefern mit ihrem neuen Album „Dein Helfer in der Not“ ein NDH-Werk der Extraklasse ab.
Unterstützung erhielt die Band von Anne Gropler (Stimmgewalt), die größtenteils die weiblichen Gesangparts beigesteuert hat.
Die neue Scheibe erscheint als einfache CD, als 2CD Digipak inklusive einer Bonus-CD mit weiteren Tracks und Remixen, als limitierte 2LP inkl. Downloadcode sowie als limitiertes Boxset inklusive dem Digipak. In der Standardversion beinhaltet das Album 13 Tracks.
Zu jenen äußert sich der Frontmann der Berliner Combo wie folgt:
Wo andere Bands mit der Zeit ihren Biss verlieren, zeigen OST+FRONT Zähne: „Dein Helfer in der Not“ ist pures Adrenalin für die immer größer werdende Fangemeinde und ein provokantes Kunstwerk, das sicherlich dem einen oder anderen sauer aufstoßen wird. Zwischen morbiden Geschichten und scharfer Gesellschaftsbeobachtung spielen die Songs mit den Erwartungen der Hörer und sind bei aller Eingängigkeit keine leichte Kost.
Die Tracks
Der Opener „Geld Geld Geld“ verarbeitet die Facetten unserer Konsumgesellschaft. Und so werden auch Menschen zu käuflichen Objekten gemacht. Durch den stampfenden Beat und den Bass-Loop, welcher mit sphärischen Synthesizer-Sounds untermalt wird, ist der Song gleich zu Beginn schon sehr eingängig. Die Refrain-Textzeile „Geld, Geld, Geld. Geld regiert die Welt.“ lässt sich hervorragend mitgrölen. Ebenso sind im Refrain immer wieder Kinderstimmen zu hören, die ebenjene Textzeile schreien.
Die Thematik von „Schau ins Land“ ist hingegen nicht so explizit zu deuten. Der Song ist sowohl gesanglich als auch musikalisch eher ruhig und fast schon getragen. Und auch bei diesem Titel kann man sich den Text des Refrains schnell einprägen. Stimmlich zeigt hier der Ost+Front-Frontmann, dass er auch die höheren Tonlagen beherrscht.
„Honka Honka“ erzählt die Geschichte eines Serienmörders aus Hamburg namens Fritz Honka. Zu Beginn serviert man den Hörern einen im Duett gesungenen ruhigen Part, während der Song im ersten Refrain den Charakter eines Kinderliedes besitzt. In der ersten Strophe wird anschließend mit Sprechstimme die weitere Geschichte von Fritz Honka erzählt. Untermalt wird dies durch einen „lustigen“ Sound, der einem Slapstick-Film entstammen könnte. Nachdem im folgenden Refrain erneut die weibliche Duett-Stimme von Anne Gropler zu hören ist, trägt sich die nächste Strophe in NDH-Manier wie von selbst. Insgesamt hat man bei diesem Song daher den Eindruck, er bestünde aus mehreren einzelnen Tracks.
Typisch Ost+Front ist dann der Titel „Sex, Schnaps und Gewalt“, welcher durch seine nötige musikalische Härte besticht und zum Mitsingen animiert, da sowohl der Text als auch die Melodieführung sehr eingängig sind.
Durch marschierende Drums und harte Gitarrenriffs besticht wiederum „Ikarus“. Sind die Strophen noch minimal instrumentiert, während eine tiefe Sprechstimme die Geschichte von Ikarus erzählt, ist der Refrain von einer hohen Gesangsstimme geprägt, die mit einer ausladenden Melodie überzogen wird.
Mit nüchterner Sprechstimme wird auch die Szenerie von „Was einmal war“ betrachtet. Ein Song, der den Tod eines Kindes thematisiert und entsprechend ruhig gehalten ist. Auch die Instrumente sind sehr gut an dieses beklemmende Thema angepasst. Insgesamt ist es immer wieder faszinierend, die Range zwischen der Sprech- und der Gesangsstimme zu hören. Das zeigt sich auch im Titel „Frauenzimmer“.
Wie auch schon auf den vorherigen Alben darf die BDSM-Thematik bei Ost+Front nicht fehlen. „Mein Eigentum“ wird in den Strophen von Schlagzeug und Bass begleitet. Im Hintergrund ist eine hohe, einer Frauenstimme ähnelnde Tonfolge zu hören. Mit Strenge wird der Text durchexerziert. Sowohl in der Bridge als auch im Refrain gibt es ein Gesangsduett mit einer Frauenstimme zu hören. Die Instrumentierung passt sich hier an die lieblich klingende Stimme an.
Einen „Malle-Partyhit“ hat die Band hingegen mit dem Titel „Schwarzer Helmut“ geschaffen, welcher den Mallorca Partytourismus gekonnt auf die Schippe nimmt. Von Alkoholexzessen über Stripperinnen bis hin zu aufdringlichen Strandverkäufern ist hier alles dabei. Und so wurde der Song auch musikalisch an die bekannten Partyhits angelehnt. Mitsingen ist hier garantiert! Bleibt nur noch die Frage: „Weiß jemand wem die Uhr gehört?“
Was mit einem Mann geschieht, der versucht, eine Hexe mit einem Liebestrank an sich zu binden, kann man in „Zaubertrank“ erfahren. Die Streicher in den Strophen vermitteln den Eindruck, dass ein großes Unheil aufzieht. Ein Duett mit der schon bekannten Frauenstimme macht den Song facettenreich. Wie in den meisten Tracks auf diesem Album ist der Refrain sehr eingängig und wird zum Ohrwurm.
Ein sehr ernstes, in der Gesellschaft doch oft noch totgeschwiegenes Thema wird im Song „Untermensch“ verarbeitet. Gesungen aus der Sicht eines Menschen, der an Depressionen leidet, wird hier die Gefühlswelt eines Betroffenen sehr eindrucksvoll dargestellt. Das Ganze wird mit ruhigen, sanften Pianoklängen untermalt. Derart verklingen die letzten Töne des Albums und lassen den Hörer nachdenklich zurück.
Fazit
Eines steht fest: Wer etwas zart besaitet ist, wird sich mit diesem Album nicht anfreunden können. Denn wie man es von Ost+Front schon gewohnt ist, sind die Texte teilweise sehr derb. Musikalisch wurde hier mal wieder eine Meisterleistung vollbracht und die gesellschaftskritischen Themen so geschickt verpackt, dass sich die Songs teilweise schon beim ersten Hören im Kopf festsetzen.
Video
Tracklist
01 Geld Geld Geld
02 Schau ins Land
03 Honka Honka
04 Sex, Schnaps und Gewalt
05 Ikarus
06 Was einmal war
07 Mein Eigentum
08 Schwarzer Helmut
09 Die Räuber
10 Porco Dio
11 Zaubertrank
12 Frauenzimmer
13 Untermensch
Details
Ost+Front – Homepage | Ost+Front – Facebook
Label: Out of Line Music
Vö-Termin: 31.07.2020
Spielzeit: 49:56
Copyright Cover: Out of Line Music