Review
Die Band Obliv aus Karlsruhe und Berlin mag es düster. Denn die Truppe hat sich dem Disharmonischen, dem Unangenehmen und Albtraumhaften verschrieben. Alles wirkt dunkel, traurig und bedrückend. Sie selbst beschreiben ihr Schaffen als „tonaler und lyrischer Abstieg in einen seelischen Abgrund“.
Bands wie Nightmarer haben diesbezüglich schon gut vorgelegt und bewiesen, dass Albtraumhaftes und Death Metal grandios zueinanderpassen. Doch auch Obliv können da mithalten und zeigen das auf ihrer Debüt-EP „Nimmermehr“.
Die Songs
Der Titel „Nichts“ dient sowohl als Opener und Intro. Bereits jetzt bauen Obliv eine bedrohliche Stimmung auf; Schreie sind zu hören, Gegenstände werden hörbar zerstört. Kurz darauf fällt der Blackened Death Metal-Hammer, der mit einem mörderischen Groove aufwartet. Zeitgleich zeigt uns Sänger Timo, wie seine tonale Interpretation eines Albtraums aussehen kann. Sein Gekeife fügt sich hervorragend in den musikalischen Background ein. Die Melodien fallen schön dissonant aus und wirken wie aus einem Guss. Drummer Ruben darf sich ebenfalls auf die Schultern klopfen. Er deckt das klassische Death Metal Drumming ab und ist dabei ziemlich tight unterwegs.
Der Einstieg in die EP ist geschafft und Obliv können damit schon auf ganzer Linie überzeugen.
Es folgt „Mehr“. Ein kurzer Gitarren-Interlude beginnt, dicht gefolgt von dissonantem Gitarrengeschrammel. Bereits der erste Groove sitzt. Faszinierend ist hierbei die eigentlich simple Struktur des Tracks. Auch die Riffs sind nicht technisch, sondern eher solide, aber dafür umso kompakter. Stark! Davon können sich selbst bekanntere Bands noch etwas abschauen. Apropos: Während man sich bezüglich des Anfangsriffs noch an Cannibal Corpse erinnert fühlt, wecken die Grooves deutliche Assoziationen zu Decapitated.
Auf Ulcerate-Einflüsse könnte hingegen der folgende Song „Immermehr“ deuten. Dieser Track ist an Atmosphäre nicht zu übertreffen. Die Blasts und Doublebass-Salven fliegen den Hörern nur so um die Ohren. Wahnsinn, was hier für Energie übertragen wird. Der Mittelteil zeigt zudem eindrucksvoll, wie moderner Death Metal klingen kann. Gerade zum Ende hin wird der Song gewollt unangenehm und macht dabei so unfassbar viel Laune, dass ein einziger Durchlauf nicht ausreicht. Ein Highlight auf dem Debüt.
Das große Finale der 4-Track-EP nennt sich „Nimmermehr“ und ist etwa zehn Minuten lang. Es ertönen sphärenartige Sounds und Hörner aus der Ferne. Eindeutig baut sich hier etwas Großes auf. Nach langsamen Beats und stehenden Akkorden schlägt der Slam-Hammer zu – ein drückender Drumbeat inklusive. „Nimmermehr“ ist ein Song, der Zeit braucht; und die nehmen sich Obliv auch ganz bewusst. Die Hörer können sich indes zurücklehnen und das Spektakel genießen. Häufig kickt einen dabei wieder der Blackened Death Metal-Vibe, den die Truppe bereits jetzt perfektioniert hat.
Der Sound
Doch nicht nur die Songs als solche können überzeugen, auch der Sound der EP besteht kritiklos.
Die fräsenden Gitarren kommen gut zur Geltung. Die Drums passen perfekt zum musikalischen Konzept, auch wenn die Snare ziemlich satt daherkommt bzw. vielleicht etwas zu viel Hall mit sich bringt.
Alles in allem daher: Super „deep“.
Fazit
Als einzigen Kritikpunkt könnte man anführen, dass der EP ein paar Fills hier und da gut getan hätten.
Davon abgesehen klingen Obliv bereits jetzt sehr sattelfest in ihrem Stil. Daher ist „Nimmermehr“ eine unbedingte Empfehlung für all jene wert, die dem Blackened Death Metal etwas abgewinnen können.
Video
Trackliste
01 Nichts
02 Mehr
03 Immermehr
04 Nimmermehr
Details
Label: Misanthrope Productions
Vö-Termin: 01.11.2019
Spielzeit: 28:26
Copyright Cover: Misanthrope Productions