Review
Diese Band bedarf nun wirklich keiner Vorstellung mehr. Neurosis aus Oakland, die bis 2016 (angefangen vom Punk bis hin zum Thrash) schon alles in ihrer Musik untergebracht haben, wachsen scheinbar mit der Zeit an ihren Aufgaben und Erfahrungen. So könnte man das aktuelle Material – und auch den neuesten Streich der Truppe namens „Fires Within Fires“ – unter dem Deckmantel Post Metal einordnen.
Mit dieser Platte warten Neurosis mit gewohnter Härte auf, gleichermaßen sorgen sie für eine Menge Überraschungen.
Angefangen mit „Bending Light“ werden erst einmal sämtliche Trommelfelle weggemäht. Die leicht doomige Attitüde des Songs verleiht dem Sound viel Gewicht.
Kurz darauf verfällt man musikalisch in einen fast schon unangenehmen psychedelischen Zustand, welcher nur eine von vielen verschiedenen Stimmungen widerspiegelt, die „Fires Within Fires“ für die Zuhörer bereithält.
Neurosis agieren mit einer scheinbar aus dem Nichts kommenden Aggressivität. Dies macht sich auch gesanglich bemerkbar. Obwohl man auch diesbezüglich seine Hörer nicht gerade mit Samthandschuhen anfasst, wirkt die Stimme immer noch sehr melodisch. Zudem gibt es lyrisch wieder einiges abzuarbeiten, während es dabei sowohl surreal als auch metaphorisch zugehen darf.
Dem ersten stärkeren Bruch der Platte begegnet man mit „Broken Ground“. Die anfängliche Härte verliert sich schnell und akustische Gitarren lösen das zuvor verzerrte Inferno ab. Die Stimme klingt warm und tief im Inneren auch traurig. Obwohl es ab der Mitte dann doch wieder etwas rockiger zugeht, bleiben die ruhigeren Parts deutlich das Highlight des Titels.
Und damit nicht genug, das darauf folgende Schlusslicht „Reach“ verfolgt das gleiche Prinzip. Allerdings folgen die härteren Klänge hier erst gegen Ende. Bis dahin hält man sich effektiv bedeckt und lenkt „Fires Within Fires“ auf diese Weise in eine neue Richtung. Dafür müssen Neurosis nicht einmal eine ernsthaft drückende Atmosphäre erzeugen; die Melodien sprechen einfach für sich.
Mit „Fires Within Fires“ gelingt es Neurosis abermals, mehr als nur ein solides Album abzuliefern – stets vorausschauend und mit Songs, die scheinbar nie an musikalischer Relevanz verlieren. Fans dürfen sich auf jeden Fall freuen, auch wenn man für sich persönlich hier und da ein paar Abstriche macht.
Am Ende machen Neurosis ihrem Namen alle Ehre und zeigen, dass sich ihre musikalischen Qualitäten über die Jahre nie verändert haben und sie immer noch Musik machen, die auch im zeitlichen Kontext ihren Platz findet.
Video
Trackliste
01 Bending Light
02 A Shadow Memory
03 Fire Is The End Lesson
04 Broken Ground
05 Reach
Details
Neurosis – Homepage
Neurosis – Facebook
Label: Neurot Recordings
Vö-Termin: 23.09.2016
Spielzeit: 40:54
Copyright Cover: Neurot Recordings