Review
Mono Inc. heißen die Hörer mit ihrem neuen und inzwischen zehnten Studioalbum in der Hölle willkommen, denn „Welcome To Hell“ kommt als Konzeptalbum daher und widmet sich thematisch der Pest in Hamburg im Jahre 1712.
Ab ins Mittelalter heißt es also auf dem neuen Rundling. Dies bezieht sich jedoch nicht auf die Musik. Denn abgesehen von der Kooperation mit Eric Fish (Subway To Sally) für den Song „A Vagabond’s Life“, in dem der charismatische Sänger sowohl seine markante Stimme als auch seine Flöte spielen lässt und dem Titel damit dezente traditionelle Klänge und folkige Anleihen verpasst, knüpft „Welcome To Hell“ stilistisch an das letzte Album „Together Till The End“ an. So kommen auch 2018 verstärkt orchestrale Arrangements zum Zug, während das Zusammenspiel aus Musik, Gesang und Text beim Hörer ganz große Gefühle erzeugt.
Mono Inc. gelingt es hier scheinbar spielend, sowohl die Botschaften als auch die Atmosphäre der Songs an Fan und Zuhörer zu transportieren. Diesbezüglich ist es insbesondere der interpretatorischen Freiheit der Lyrics geschuldet, dass sich die Hörer in vielen Texten wiederfinden oder jene an aktuelles Zeitgeschehen adaptieren können, obwohl das Album in erster Linie von einer längst vergangenen Zeit erzählt.
Auf welche Weise die Songs auch immer letztlich berühren mögen, ob durch das historische Thema oder – ebenjenes weitergedacht – auf gegenwärtige persönliche, gesellschaftliche, politische Situationen übertragen, Fakt ist, dass sie es tun.
Und wie sie das tun! Soundtechnisch opulent und bombastisch in Szene gesetzt profitiert das Album von einer Epik, die u.a. durch die dichte Produktion an Intensität gewinnt.
Entsprechend beherrscht eine dunkle, tragende, zuweilen melancholische, aber auch hoffnungsvolle Stimmung das Albumgeschehen. Bei all der atmosphärischen Dominanz werden aber auch die Trademarks der Band nicht vernachlässigt. Das zeigt bereits die erste Singleauskopplung des Titeltracks, der wie gewohnt mitreißend nach vorne prescht und vor Eingängigkeit nur so strotzt.
Ihm schließen sich weitere zukünftige Hits wie „Long Live Death“, das schwermütige „Risk It All“ oder „Funeral Song“ an, die sich prompt im Ohr festsetzen. Doch auch mit den ruhigeren Stücken können Mono Inc. überzeugen, wie das sehr reduzierte und den Gesang in den Vordergrund rückende „Unconditionally“ zeigt. Eine grandiose Überraschung liefern die Musiker allerdings mit „Reign Of Rats“, in dem beinahe schon Symphonic Metal Wege eingeschlagen werden und das insbesondere durch die zarte weibliche Gesangsstimme in seinen Bann zu ziehen versteht, ehe sich ein prägnanter und opulenter Refrain entlädt. Positiv sticht hier ebenso die partiell verzerrte Stimme von Martin Engler heraus. Es zeigt sich, dass auch aus diesem Wiedererkennungswert der Band noch etwas Neues und dennoch Unverwechselbares herauszuholen ist, das dem Song zudem gute Akzente verpasst.
Aus der Hölle, in den Himmel!
Ist das Album „Welcome To Hell“ als solches eigentlich nicht zu toppen, legen Mono Inc. dennoch eine Schippe drauf, indem sie das neue Release als Doppelalbum veröffentlichen, gesplittet auf zwei CDs, die die jeweiligen Bezeichnungen „Welcome To Hell“ und „Welcome To Heaven“ tragen. Letztgenannte CD beinhaltet das komplette Album in neu arrangierter und mit Kammerbesetzung (Cello, Violine, Viola, Piano, vereinzelten Akustikgitarren, Gesang) eingespielter Fassung. Die bereits gefühlvollen Titel erhalten dadurch einen noch intimeren Anstrich und entführen erneut in die hier erzählten Geschichten von Leid, Verzweiflung, Unglück, Trauer, aber auch von Hoffnung und Freiheit.
Während sich die Band mit jedem Album neu verwirklicht, baut sie gleichzeitig ihre Stärken immer weiter aus und ergänzt jene stets durch die extra Portion Emotionalität, die Gänsehaut pur verspricht, ohne zu versäumen, ganz nebenbei noch für Ohrwürmer und neue potenzielle Klassiker innerhalb des bandeigenen Songkatalogs zu sorgen.
Bei Mono Inc. scheint es hinsichtlich ihrer Kreativität und Qualität keinen Halt zu geben, sodass man sich schon jetzt auf die nächsten zehn Alben freuen kann.
Video
Tracklist
CD 01 – Welcome To Hell
01 The Heart Of The Raven
02 Welcome To Hell
03 Long Live Death
04 Risk It All
05 Flies
06 Under A Coal Black Sun
07 A Vagabond’s Life (feat. Eric Fish)
08 Funeral Song
09 Reign Of Rats
10 Unconditionally
11 When The Raven Dies Tonight
CD 02 – „Welcome To Heaven“
01 The Heart Of The Raven (Classic Version)
02 Welcome To Hell (Classic Version)
03 Long Live Death (Classic Version)
04 Risk It All (Classic Version)
05 Flies (Classic Version)
06 Under A Coal Black Sun (Classic Version)
07 A Vagabond’s Life (feat. Eric Fish) (Classic Version)
08 Funeral Song (Classic Version)
09 Reign Of Rats (Classic Version)
10 When The Raven Dies Tonight (Classic Version)
Details
Mono Inc – Homepage
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Mono Inc. – Twitter
Label: NoCut / SPV
Vö-Termin: 27.07.2018
Spielzeit: 48:09 + 39:10
Copyright Cover: NoCut