Review
Laut Label Reaper Entertainment von unterschiedlichen Musikgenres, der Literatur und der Welt selbst inspiriert, kreiert die finnische Symphonic Metal Band Lost in Grey facettenreiche Musik, die es nun auch auf ihrem inzwischen dritten Full-Length-Album „Under The Surface“ zu hören gibt.
In den darauf anzutreffenden neun Songs spart das Septett weder an Dramatik noch an Theatralik. Das Ergebnis ist ein musikalisches Gesamtkunstwerk, das sich jenseits herkömmlicher Songstrukturen bewegt.
Die Songs
Beginnend mit einem atmosphärischen, rein instrumentalen Intro, leitet jenes unmittelbar in den ersten eigentlichen Song „Disobedience“ über. Dieser entwickelt sich zu einem flotten Symphonic Metal Track mit dichten orchestralen Arrangements, dessen Strophen einen interessanten gesanglichen Gegensatz bilden. So kommt in der ersten Strophe ein sehr zarter, mitunter klassischer Sopran zum Einsatz, während die zweite Strophe von weiblichem Sprechgesang dominiert wird. Der dazwischen platzierte Refrain wird mehrstimmig und mit Chören im Background präsentiert.
Wechselnde Gesangsstimmen – dieses Mal durch male Vocals ergänzt – sind auch im Folgesong „Waves“ zu vernehmen. Nicht zuletzt durch die eingestreuten Pagan-Nuancen in der Instrumentierung wirkt der Titel sehr episch – allerdings leider zulasten der Eingängigkeit.
In „Shine“ forciert man das Tempo und findet insgesamt wieder zu bekannten Symphonic Gefilden zurück. Vor allem weiß hier die eingängige, Tempo steigernde Bridge zu gefallen.
Überzeugen kann auch die folgende gefühlvolle Halbballade „Varjo“, die sowohl auf Finnisch gesungen als auch mit Folk-Elementen versehen wird.
Mit „Souffrir“ schließt sich ein Lied an, das mit knapp 10 Minuten nicht nur das längste des Albums ist, sondern darüber hinaus mit zahlreichen Tempo- und Melodiewechseln versehen wurde. Das führt zu gelungenen Stimmungswechseln innerhalb des Tracks, während die bereits bekannten verschiedenen Gesänge (zusätzlich mit Growls aufwartend) für eine dramatische stimmliche Inszenierung sorgen. Ein Song mit großer Theatralik.
Dem steht auch „Stardust – I. The Race“ in nichts nach, ehe es mit „Stardust – II. Sand Castles“ wieder etwas schneller und melodisch griffiger zu Werke geht. Zu einigen vorhandenen Sprechpassagen gesellen sich außerdem Therion-artige Chorsequenzen hinzu, mit denen die Band durchaus punkten kann.
Den Abschluss der „Stardust“-Trilogie und gleichzeitig das Ende des Albums läutet schließlich der sehr opulent arrangierte Song „Stardust – III. The Abyss“ ein, mit dem man noch einmal feinsten Symphonic Metal mit viel Chor-Einlagen abliefert.
Fazit
Lost in Grey stellen auf „Under The Surface“ ihren Mut zu unkonventionellen Songstrukturen unter Beweis und fahren gerade gesanglich viele Variationen auf. Künstlerisch stark, erfordert das Album gleichsam aber auch die volle Aufmerksamkeit der Hörerschaft. Dies und die allgegenwärtige Theatralik, die mitunter zulasten der Eingängigkeit geht, könnte nicht jeden gleich gut ansprechen. Symphonic Metal Fans mit der Vorliebe, gerne mal „Under the Surface“ zu schauen, sollten hier aber definitiv ein Ohr riskieren.
Video
Tracklist
01 I
02 Disobedience
03 Waves
04 Shine
05 Varjo
06 Souffrir
07 Stardust – I. The Race
08 Stardust – II. Sand Castles
09 Stardust – III. The Abyss
Details
Lost in Grey – Homepage | Lost in Grey – Facebook
Label: Reaper Entertainment
Vö-Termin: 02.07.2021
Spielzeit: 56:43
Copyright Cover: Reaper Entertainment
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