Review
Nach dem selbstbetitelten Album starten Korpse 2016 nun mit neuem widerwärtigem Material los. Von den Grausamkeiten in einem dunklen Hinterhof geht es mit „Unethical“ in die grüne Hölle, wo das Dschungelfieber schon auf ihre Hörer wartet. Seit dem Debüt hat sich bei den Jungs eine Menge getan und zu hören gibt es diesen Sprung nach vorne auf elf Tracks und knapp 35 Minuten lang groovendem Slam und ohrenbetäubendem Brutal Death Metal.
Schon mit den ersten Sekunden wird die deutlich bessere Produktion auffallen. Was auf dem Vorgänger noch sehr dünn klang, hat jetzt viel mehr Bums und springt dem Hörer förmlich aus den Lautsprechern entgegen. Obwohl es stellenweise doch ein paar Übersteuerungen gibt, besonders wenn all die Gewalt der Instrumente auf einmal herunterkracht, wirkt das Ganze viel voller.
Natürlich darf man wieder krachende Passagen erwarten, in denen sich Korpse mit Blastbeats und schreienden Riffs nur so durch die Gehörgänge graben. Aber vor allem lässt sich ein gewisser Fokus erkennen, mit dem das Quartett die Dinge auf „Unethical“ angeht. Das Arrangement sitzt meistens auf dem Punkt genau, was gelungen Ein- und Überleitungen schafft. Allgemein kann man hier von einer viel zugänglicheren Attitüde der Songs sprechen. Hinzu kommt Slam Death Metal, der aus dem Beat groovt. Es scheint, als hätte Acranius ein wenig den Weg in den Sound gefunden.
Besonders Liebhaber werden die schweren Down-Tempo-Parts der Platte feiern, da man das Gefühl hat, als würde einen eine ganze Lawine aus Aggression unterspülen. Wie vorhin erwähnt, an manchen Stellen zu übersteuert, aber wenn es mal donnert, dann donnert es richtig. Auch die Vocals sind wieder richtig schön böse und auch hier gab es Verbesserungen – mit einem herrlich hohlen Organ, aber auch mit einer Menge obligatorischem Gequieke und Gegrunze. Man zieht die unmenschlichen Töne immer angenehm bis in die nächsten Passagen, was „Unethical“ oft mehr Kraft verleiht.
Dennoch kommen Korpse häufig über einen typisch brutalen Charakter nicht hinaus. Was bedeutet, dass sich ein Teil der Songs oft generisch gestaltet. Unbarmherzig, aber nichts, worauf man als Hörer nicht vorbereitet sein könnte. Wie auf der ersten Platte fehlt es auch hier an einer klaren Richtung, die Korpse mit ihrer Musik einschlagen könnten. Die Erwartungen an einen Song sind immer sehr hoch, werden dann aber insgesamt nie voll erfüllt.
Es gibt allerdings an vielen Ecken von „Unethical“ wiederholt Momente, in denen Korpse vollkommen aus sich herauskommen und auch mal etwas Extremeres wagen. Gelingen tut ihnen das eigentlich immer.
Fans werden von diesem Werk keineswegs enttäuscht sein und Fanatiker von Brutal Death Metal sollten auch ihren Spaß mit „Unethical“ haben. Der Name ist Programm.
Video
Trackliste
01 Conquer
02 Collateral Causalities
03 Incinerate
04 Deformed To The Extreme
05 Stoneage
06 Cleaning The Aftermath
07 Cannibal Warlords
08 Unethical
09 Retaliation
10 Monastery Waste
11 Eternal Misery
Details
Label: Rising Nemesis Records
Vö-Termin: 18.03.2016
Spielzeit: 34:52
Copyright Cover: Rising Nemesis Records