Review
Wenn die Trompeten des Hasses anfangen zu posaunen („When the Trumpets of Hate Blow“), dann ist eines klar: Hocico sind zurück! Und zwar mit aller Wucht. Ganz so, wie man es von dem Duo auch erwartet.
Das vorliegende Album „HyperViolent“ umfasst reguläre 13 Songs, ist aber als 2 CD Deluxe Edition mit fünf weiteren Titeln erhältlich.
Über die (regulären) Songs
Nach besagtem „When the Trumpets of Hate Blow“ als Opener freut man sich direkt auf den Folgesong „Broken Empires“, der schon vorab ausgekoppelt wurde. Daher ist die “Überraschung” an dieser Stelle zwar nicht groß, aber ein Paradebeispiel für den Aggro-Tech-Sound, der für die beiden Musiker exemplarisch ist und die groovigen Bässe durch den Körper befördert.
„Acts of Aggression“ schlägt in die gleiche Kerbe und weckt selbst die müdesten Gemüter wieder auf. Absolut tanzbar – und nicht nur das. Drums kommen hier nicht zu kurz und werden durch den Synth-Äther gejagt, bis auch der Letzte steht und nicht nur zuckt. Ein Wow-Effekt bleibt da nicht aus.
„Un Sepulcro Sin Cadaver“ (Ein Grab ohne Leiche) führt musikalisch dunkel auf das Thema hin und unterstreicht dieses mit weiblichem Chorgesang im Hintergrund. Ein über 4-minütiges Instrumental, das es in sich hat.
Das gilt auch für die Titel „Black Reflection“ und „Peccata Mundi“. Hier wird bewiesen, was man aus Synthis alles rauskitzeln kann und gleichzeitig mit atmosphärischen Klängen nicht hinterm Berg hält. Ein Ambiente ist das, was alle Instrumentalstücke zu vereinen scheint.
„What Are Nightmares Made Of?“ ist dieser Tage nicht ohne Grund in den Apple-Playlists für elektronische Musik gefeatured. Dieser Track strotzt nur so vor Power und Aggression, hat aber trotzdem einen Hauch Melancholie in sich.
„Hacked Society“ reiht sich hier mit ein und allein der Songtitel gibt durchaus eine Idee, wohin der Weg führt bzw. wo wir eigentlich als gläserne Menschen schon stehen.
„El Jardin de las Locuras“, der Garten des Wahnsinns, ist wieder eine Art Instrumentalstück, erinnert im Klangvolumen unweigerlich an „Pans Labyrinth“ und die Hollow-Sounds sowie der Sprechgesang saugen einen unweigerlich tiefer in ein imaginäres Labyrinth.
„Backstabbers“ wiederum trägt eindeutig die Handschriften eines Erk Aicrag und Racso Agroyam. Hier wird deutlich, dass sich das Duo treu bleibt, aber trotzdem neuen „Klangkörpern“ offen gegenübersteht und auch klare Elemente einzuflechten versteht. Gleiches gilt für den Folgetrack „Lost World“.
„N.W.O.“, der unter „Hyperside Effects“ gelistete Song „Weapons of Resistance“ und ganz besonders „Crown of Knives“ haben es in sich. Wahnsinn! Was für Überraschungen diese Songs darstellen, wäre in einer Rezension fast schon als Spoiler zu werten. Harte Töne kennt man und erwartet selbige, aber Collabs und Ausflüge in das Metal-Genre lassen einfach die Kinnlade nach unten fallen und auf Dauerschleife drücken. Der Mix irgendwo zwischen Thrash Metal, Nu Metal und einer Portion Doom macht besonders den fast 7-minütigen Track „Crown of Knives“ zu einem „One of a Kind“-Track und man kommt nicht aus dem Staunen heraus. Diese Tracks sind der klare Beweis dafür, dass sich die Jungs über all die Jahre stets treu geblieben sind, aber nie davor zurückschreckten, neue Wege zu beschreiten. „Gelungen“ ist dabei schlicht untertrieben und Drums und Gitarrenriffs „stehen“ ihnen mehr als gut.
Die >Hyperside Effects<
„Odio Bajo al Alma“ in einer Mariachi-Version sowie „Dog Eat Dog“ im Desputes Remix lockern altbekannte Song auf und geben wieder, was man kennt. Wer Remixe mag, dürfte sich an dieser Stelle freuen.
Das Outro „The Fall“ spart zwar nicht an der typischen Power, ist aber tatsächlich ein passender Abschluss für ein Album à la „HyperViolent“. Der Titel fährt den Speed zum Ende hin ein My runter und reiht sich ebenfalls wieder als Instrumental ein. Im Vergleich zu den Vorgängertracks „beruhigt“ dieser Song mit voluminösen Klangfolgen die aufgepeitschten Hörer:innen auf gewohnte Hocico-Art: Hart, aber herzlich.
Fazit
Zum Sound als solches braucht man grundsätzlich nicht viel zu analysieren, denn Hocico haben diesbezüglich einen großen Wiedererkennungswert. Erk und Racso beherrschen schlicht ihr Handwerk. Der Zynismus auf die Welt wird rausgeschrien und ist – gepaart mit industriellem Aggro-Sound – ihr Markenzeichen.
Die „harten“ Tracks mit Metal-Einschlag sind allerdings eine wahre Überraschung und zwar im positiven Sinne. Davon darf zukünftig gerne mehr kommen.
„HyperViolent“ ist ein weiteres Album, das dem Ruf des mexikanischen Duos gerecht wird und deren Experimentierfähigkeit und Können beweist.
Video
Tracklist
01 When The Trumpets of Hate Blow
02 Broken Empires
03 Acts Of Aggression
04 Un Sepulcro Sin Cadaver
05 What Are Nightmares Made Of?
06 Hacked Society
07 El Jardin de las Locuras
08 Backstabbers
09 Lost World
10 Black Reflection
11 N.W.O.
12 Crown of Knives
13 Peccata Mundi
Hyperside Effects (Bonus CD in der Deluxe 2 CD Edition)
01 Weapons of Resistance feat. Aaron Matts
02 Odio Bajo el Alma (Version Mariachi)
03 Black Mirror
04 Dog Eat Dog (Desputes Remix)
05 The Fall
Details
Hocico – Homepage | Hocico – Twitter
Label: Out of Line Music
Vö-Termin: 14.04.2022
Spielzeit: 67:06
Copyright Cover: Out of Line Music