Review

Zwei Jahre hat sich die Band Harpyie Zeit gelassen, um ein neues Album zu veröffentlichen. Doch das Warten hat sich gelohnt. Auf „Aurora“ wirkt das Quintett wesentlich reifer und erwachsener.

Der Pressetext verkündete im Vorfeld bereits:

Mit ihren 12 neuen Songs gibt sich die Band politischer, religiöser und autobiografischer als je zuvor. Ein Klanggewitter aus modernem Metal, Folklore und Pop trifft auf Geschichten aus längst vergangener Zeit. Harpyie erschaffen auch dieses Mal eine völlig neue Welt, die sich um ihr Album rankt, und ziehen mit modernen, aber auch historischen Geschichten ihre Hörer in den Bann.

Die Songs

Der Opener „Morgenstern“ beginnt mit seinen akustischen Instrumenten zunächst sehr ruhig. Diese werden jedoch schnell von harten Gitarrenriffs abgelöst, welche sofort zum Headbangen verleiten. Auch in den Strophen wird dieser Wechsel vollzogen. Der Song handelt von Luzifer, dem gefallenen Engel. Hier wird die Geschichte aus der Sicht des Teufels erzählt. Die instrumentalen Zwischenparts wirken fast schon dramatisch und stellen den inneren Zwiespalt des Teufels dar.

Mit mittelalterlich wirkenden Klängen wird „Sternenfeuer“ eingeleitet. Der Song ist voller Leidenschaft und sehr emotional. Die Instrumentierung steigert sich vom Vers hin zum Refrain und baut eine gewisse Dramatik auf. Dies ist unter anderem den Streichern geschuldet.

„Nichts mehr“ wird in den Strophen nur mit wenigen Instrumenten leise begleitet. Es lässt sich eine Drehleier im Hintergrund erahnen. Im Refrain kommt dann die E-Gitarre dazu. Der Song wirkt sehr traurig und erinnert an eine gescheiterte Liebe. Selbst der instrumentale Zwischenpart wirkt sehr traurig und verzweifelt.

In ein fernes Land entführt „Kompassrosen welken nicht“. In der Einleitung ist ein fernöstlich klingendes Saiteninstrument und ein Piano zu hören. Im Refrain wird die Instrumentierung aufgefahren.

Mit Geige und elektronischem Sound wird „Seemann Ahoi“ eröffnet. Der Song birgt eine gewisse Spannung und wirkt durch die Gitarren-Parts fast schon hart. Die Geige bekommt hier ein kleines Solo, während der Refrain in seiner eingängigen Art zum Mitsingen einlädt.

Zu Beginn von „Kaleidoskop“ klingt die Geige etwas düster und man vermutet einen ruhigen Song. Trotz des doch harten Sounds gibt es immer wieder ruhige Zwischenparts. Der Einsatz eines Xylofons versetzt den Hörer kurz in die eigene Kindheit zurück.

Der griechische Mythos „Ikarus“ wird von der Band in ein leidenschaftliches, rockiges Gewand gepackt. Die legato gespielte Geige vermittelt das Gefühl vom Fliegen. Im Zwischenpart sind nur Schlagzeug und Geige zu hören. Diese werden dann wieder mit den restlichen Instrumenten im Refrain komplettiert.

In „Atlantis“ erwacht die besungene versunkene Stadt zu neuem Leben. Die Instrumentierung klingt anfangs sehr mystisch, indes spielt die Violine in diesem Titel eine herausragende Rolle.

Piano und Geige leiten „Inferno“ ein. Eine Frauenstimme singt im Hintergrund. Bei diesem Track hätte man eher brutalen, harten Sound vermutet, wird jedoch eines Besseren belehrt. Denn fast schon zerbrechlich wirkt die Piano-Melodie.

„Vendetta“ baut zu Beginn durch Trommeln eine starke Spannung auf und man kann kaum erwarten, bis es endlich losgeht. Immer mehr Instrumente kommen hinzu, bis der typische Harpyie-Sound erreicht ist.

Harpyie (Copyright: Harpyie)

Fast schon Ohrwurm-Charakter hat die Einleitung zu „Blut und Spiele“. In den Strophen werden die Instrumente eher stakkato gespielt und es klingt so als warten sie nur darauf, dem Gegner den letzten Schlag zu versetzen.

Liest man nur den Titel, vermutet man zunächst hinter „Winternachtstraum“ ein Weihnachtslied. Die Instrumente klingen in der Einleitung so, als fallen Schneeflocken vom Himmel. Die Geige folgt im Refrain der Melodie des Gesangs und bildet so eine perfekte Einheit. Ein längerer Instrumentalpart gegen Ende des Songs lässt noch einmal Raum zum Träumen.

Fazit

Das Album „Aurora“ ist voller Leidenschaft. Die Hörer gewinnen den Eindruck, als könne man in die Seelen der Musiker blicken. Harpyie haben sich sowohl musikalisch als auch textlich hörbar weiterentwickelt und nehmen den Hörer gekonnt mit in ihre Welt. Ein rundum gelungenes Werk, welches nur darauf wartet, live gespielt zu werden.

Etwas verwundert ist man, da auf der Scheibe 12 Tracks sind, es auf der Tracklist aber noch einen 13. Song gibt. Hier hat sich der Fehlerteufel beim Druck eingeschlichen. Als Wiedergutmachung können die Fans den 13. Track gratis downloaden.

Video

Tracklist

01 Morgenstern
02 Sternenfeuer
03 Nichts mehr
04 Kompassrosen welken nicht
05 Seemann Ahoi
06 Kaleidoskop
07 Ikarus
08 Atlantis
09 Inferno
10 Vendetta
11 Blut und Spiele
12 Winternachtstraum

Details

Harpyie – Homepage | Harpyie – Facebook | Harpyie – Twitter

Label: Metalville / Rough Trade
Vö-Termin: 28.06.2019
Spielzeit: 54:44

Copyright Cover: Metalville



Über den Autor

Selina
Carpe Noctem