Review

Das griechische Trio rund um Frontmann Theoharis, Hail Spirit Noir, bringt 2016 sein mittlerweile drittes Studioalbum namens „Mayhem In Blue“ auf den Markt. Es schwirrt – verteilt auf sechs Tracks – zwischen Psychedelic, Progressive, Black Metal und viel Rock hin und her.

„Mayhem In Blue“ beginnt zunächst jedoch eher indielastig und daher zugleich merkwürdig. Doch dieser Eindruck verflüchtigt sich schnell, sobald der blackmetallische Unterton entdeckt wird.

Mit dem neuen Album wollen die Jungs ihre etwas aggressivere Seite zeigen und dank Songs wie „Lost In Satan’s Charms“ gelingt ihnen das ganz gut. Zwar sind diese Einlagen gar nicht mal so häufig, wie man sie vermuten würde, dafür aber perfekt gestreut. Wenn in genanntem Song zwischendurch ein Blastbeat mit sanftem Gesang ertönt, geht einem doch das Herz auf.

Die Songs brauchen allerdings sehr lange, um sich zu entwickeln. Bei Spielzeiten von acht oder zehn Minuten ist dies auch kein Wunder. Die Spannung bauen Hail Spirit Noir dabei jedoch schön gleichmäßig auf. Das gefällt und motiviert dazu, am Ball zu bleiben. Zudem gibt sich die Band sehr kreativ, indem sie ihren progressiven Anteil auf einen Mix aus interessanten Klängen, die man im Black Metal Kontext nicht oft hört, bezieht.

Die ruhigen Exkurse gehören ebenfalls zu den Stärken der Band. „Mayhem In Blue“ erinnert stellenweise an The Ocean, denn Stimmung ist hier alles. Theoharis setzt den Spagat zwischen Klargesang und keifendem Geschrei so gekonnt ein, dass es die Songs deutlich aufwertet.

Was jedoch nicht überzeugt, ist der Sound. „Mayhem In Blue“ klingt roh – und das erwartet man von einem Black Metal Album auch -, doch in manchen Songs ist der Unterschied von Hintergrundgeräuschen oder Doublebass nicht immer auszumachen. Das ist wirklich schade, da hier musikalisch so viel Gutes geboten wird. Leider vermiest der Klang dem Hörer die Songs an vielen Stellen.

Hail Spirit Noir (Copyright: Hail Spirit Noir)

Hail Spirit Noir (Copyright: Hail Spirit Noir)

Da jeder Song anders ausfällt, erschließt sich einem kein richtiges Konzept der Platte. Sind sie textlich jetzt superhart oder musikalisch nur sehr vielseitig? Man weiß es nicht. Der letzte Song „How To Fly In Blackness“ ginge sogar als lässige Jazznummer durch.

„Mayhem In Blue“ ist somit weder Fisch noch Fleisch; nicht richtig hart, aber auch nicht zu soft – und ohne roten Faden. Was nicht heißt, dass das Album schlecht ist. Man braucht nur diverse Anläufe, um den Silberling zu genießen. Die langen Songs machen es dem Hörer diesbezüglich ebenso schwer wie der Sound. Nicht immer ist die Abstraktheit in den Songs dem Hörgenuss daher dienlich.

Video

Trackliste

01 I Mean You Harm
02 Mayhem In Blue
03 Riders To Utopia
04 Lost In Satan’s Charms
05 The Cannibal Tribe Came From The Sea
06 How To Fly In Blackness

Details

Hail Spirit Noir – Facebook

Label: Dark Essence Records / Soulfood
Vö-Termin: 28.10.2016
Spielzeit: 40:27

Copyright Cover: Dark Essence Records / Olia Pishchanska



Über den Autor

Marcus