Review
Die Rock-Formation Formlos aus Sachsen-Anhalt gibt es schon seit zehn Jahren. Am 04.06. erschien ihr drittes Album mit dem Titel „Dein Platz“.
Das Cover, gezeigt werden darauf Fotos der Band an einer Wand, vor der ein Stuhl steht, auf dessen Lehne der Albumtitel prangt, lädt ein: Nimm dir die Zeit, setz dich hin und genieß die Musik! Dafür spricht schon ihr Leitsatz, der da lautet „Love Music – Fuck Intolerance“, mit dem die Band ein klares Statement setzt. Und auch die Worte ihres Labels Boersma Records machen neugierig:
Euch erwartet eine Platte, die alles Bisherige […] in den Schatten stellen wird – ein wahrhaftiger Meilenstein ihrer Bandgeschichte. Dieser Longplayer wird euch Allen das zeigen, was sie bis zum jetzigen Zeitpunkt auf kreativer und künstlerischer Ebene im Stande sind zu leisten. All ihr Herzblut und all ihre Emotionen stecken in dieser Produktion.
Das schürt die Erwartungen, doch diese können nur bedingt erfüllt werden.
Die Tracks
Mit dem Opener „Dein Platz“ prasselt erst einmal ein ordentliches Intro auf die HörerInnen ein. Man wird dazu aufgefordert, die Anlage aufzudrehen. Und das zu Recht, denn auch inhaltlich besitzt der Song eine gute Message: Musik kennt keine Hautfarbe, Glaubensrichtung oder Nationalität. Es ist egal, wer du bist; jeder ist willkommen. Auf instrumentaler Ebene liefert die Band außerdem gut ab. Einzig in den Strophen klingt der Gesang etwas flach und die große Range fehlt.
Bei „Missgeschick“ können die Gitarrenriffs überzeugen. Doch auch hier kann der Gesang in den Strophen nicht punkten. Obwohl der Gesang im Refrain die erwartete Range dann liefern kann, wirkt der Song alles in allem etwas langweilig.
Ein bisschen Partystimmung soll „Party am Strand“ vermitteln. Das Gitarrensolo im Intro ist hier besonders hervorzuheben, während der Refrain zum Singen einlädt und der Text in den Strophen so manch eine/n in Erinnerungen schwelgen lässt. Nett, aber der Kick fehlt.
Ein Remake von dem aus 2013 stammenden Track „Was ich darf“ fährt mit ein paar Takten einer cleanen Gitarre im Intro auf. Später knallen einem die Riffs dann nur so um die Ohren. Ebenso ist hier ein schöner Basslauf zu hören.
Abwechslungsreich wird es mit „Deine größten Helden“. Ist der Text zwar teilweise nur schwer zu verstehen, werden immer wieder andersartig klingende Melodien eingeworfen, so auch eine mit einem asiatischen Touch.
„Nie wieder? Mal wieder!“ überrascht dann mit Bläsern im Intro, die dem Song einen Ska-Touch verleihen. Dieser Style zieht sich durch den gesamten Song, wobei die Bläser nur bei den instrumentalen Parts zum Einsatz kommen. Auch ein ausgedehntes Gitarrensolo kann überzeugen. Musikalisch und gesanglich ist der Track eingängig.
Bei „Tagebuch“ ist der Gesang leider wieder sehr eintönig und reißt einen überhaupt nicht mit. Zudem hat man den Eindruck, als überfrachten die Lyrics die Melodien.
Treibend geht es im Track „Alles halb so schlimm“ zu. Der Refrain lädt zum Mitgrölen ein und ist entsprechend recht eingängig. Auch hier packen Formlos aber wieder viel zu viel Text in eine Zeile, was zur Unstimmigkeit führt.
Mit „Still“ erwartet man wohl einen etwas ruhigeren Track. Man bekommt jedoch eine Art Rap in den Strophen präsentiert.
Das sich anschließende „Ein Leben lang“ wird mit verzerrter Gitarre und Drums eingeleitet. Im Text wird das Album von der Band selbst analysiert. Es gäbe keinen roten Faden und die Lyrics seien nur sinnlose Gedichte. Das lassen wir mal so stehen.
Als Abschluss gibt es ein Remake von „Hasta La Vista“. Der Track stammt aus dem ersten Album der Band und zeigt sich im Refrain eingängig. Auch die Instrumentierung betreffend lässt sich hier nichts kritisieren.
Fazit
Die Liebe zur Musik ist bei diesem Album deutlich zu spüren. Allerdings kann die Band nicht mit vielen eingängigen Songs punkten, die einen Wiedererkennungswert besitzen. Die Texte sind teilweise uninteressant und überfrachten oft die Songs. Nicht immer sind die Lyrics in diesen Situationen dann verständlich. Live werden die Titel sicherlich großen Zuspruch finden. Gerade bei Titeln wie „Nie wieder? Mal wieder!“ ist eine pogende Menge, die in ihrer Bierlaune die Songtexte mitgrölt, gut vorstellbar.
Video
Tracklist
01 Dein Platz
02 Missgeschick
03 Party am Strand
04 Helga?!
05 Was ich darf (Remake)
06 Deine größten Helden
07 Nie wieder? Mal wieder!
08 Tagebuch
09 Alles halb so schlimm
10 Still
11 Ein Leben lang
12 Hasta La Vista (Remake)
Details
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Label: Boersma Records / Nova MD
Vö-Termin: 04.06.2021
Spielzeit: 43:53
Copyright Cover: Boersma Records