Review
Wenn Experimentierfreude personifiziert werden müsste, dann würde dies wohl durch das Trio Five The Hierophant geschehen. Die Briten brechen auf ihrem Debütalbum „Over Phlegethon“ jegliche Grenzen, vermischen wild diverse Stile und spielen mit ihren daraus resultierenden Klanglandschaften scheinbar wahllos.
Abgesehen von wenigen Sprachsamples geschieht dies alles auf rein instrumentale Art. Das Ergebnis sind sechs mal mehr und mal weniger schwer zugängliche Tracks, von denen sich einige als Soundtrack für eine Schwarze Messe, andere als musikalische Untermalung für einen Tim Burton Film („Der Geist der stets verneint“) eignen. Und auch zwischen diesen „Einsatzgebieten“ lassen Five The Hierophant ausreichend kreativen Platz, um sich zu keiner Zeit in eine Schublade stecken zu lassen.
Während sowohl Elemente des Jazz, Post Metal, Ambient, Black Metal, Psychedelic, Drone, Doom und der Ritualmusik Eingang in die vertrackten Stücke von „Over Phlegethon“ finden, gestaltet sich auch der Einsatz der Instrumente sehr vielseitig. Tempelglocken, Djembé, Gong, Saxofon, Violine oder Naturtrompeten finden beispielsweise neben dem „herkömmlichen“ Musiker-Handwerkzeug wie Drums, Gitarren und Bass Verwendung. Ergänzt wird dieser bunte Instrumentalreigen durch zahlreiche, oft noiselastige Effekte.
Überraschend dabei ist, wie abwechslungsreich ein derart musikalisches „Chaos“ dargestellt werden kann. So gleicht kein Song dem anderen und Five The Hierophant lassen ihre Hörer stets Neues entdecken.
In diesem vielfältigen Klangkosmos spielen immer mal wieder auch Melodien eine Rolle, die den Zugang zum Album insgesamt erleichtern. Dominant tritt dabei oftmals das Saxofon hervor, das die jazzige Komponente in dem dunkel-atmosphärischen Treiben betont.
Atmosphäre ist zugleich das Stichwort, denn diese wird nicht nur en masse erzeugt, sie muss auch von den Hörern akzeptiert werden. Es bedarf für ungeübte Ohren daher ein wenig mehr Geduld, um mit den einzelnen Stücken auf „Over Phlegethon“ warm zu werden (oder überhaupt einen Zugang zu ihnen zu finden). Wer mutig genug ist, die teils disharmonischen Klanglandschaften per Kopfhörer zu erkunden, der wird schließlich auch in die instrumentalen Urgewalten von Five The Hierophant eintauchen können.
Bleibt als Fazit: Für die einen ist „Over Phlegethon“ ein großes Durcheinander mit Kopfschmerzgefahr, für die anderen durch den Individualismus und den Mut zur ungewöhnlichen Kreativität eine musikalische Erfüllung. Five The Hierophant werden die Meinungen somit spalten, nichtsdestotrotz jedoch ihre Zielgruppe finden.
Video
Tracklist
01 Queen over Phlegethon
02 Vampire
03 Seafarer
04 Der Geist der stets verneint
05 Sepulchre
06 Omen Tree
Details
Five The Hierophant – Facebook
Five The Hierophant – Bandcamp
Label: Dark Essence Records / Soulfood
Vö-Termin: 22.09.2017
Spielzeit: 48:36
Copyright Cover: Dark Essence Records
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