Review

Das neue Album „Pagan“ von Faun dürfte allen Verehrern der mitteleuropäischen Wurzeln vorchristlicher Zeiten – und auch Fans von Wardruna und Eluveitie – erfreuen. Denn nach ihrem letzten Album „Märchen & Mythen“ führt „Pagan“ die Hörer:innen zurück in eine Zeit, in der die Welt noch von mystischem Zauber beherrscht zu sein schien. Mit diesem Silberling besinnt sich das Sextett somit zurück auf eigene Folk-Wurzeln. Die Hörer:innen indes möchten vom ersten Ton an nur die Augen schließen und sich in diese alte Welt davontragen lassen.

Über die Songs

Los geht es mit dem bereits vorab ausgekoppelten „Galdra“ in Zusammenarbeit mit Lindy-Fay Hella von Wardruna. Dieses Stück gibt schon einen gelungenen Vorgeschmack auf das gesamte Kunstwerk.

Gleiches gilt für das ebenfalls bereits vorveröffentlichte Lied „Halloween“, welches direkt darauf folgt. Faun verdeutlichen, wo die Wurzeln dieses Fests liegen, das als Samhain wieder Popularität findet. Dem Titel ist anzuhören, dass sich schon jetzt hier bewusst auf den wieder dunkel werdenden Jahreswechsel eingestimmt werden darf.

Im Folgesong „Gwydion“ unterstützen keine Geringeren als Eluveitie Faun mit einem Gastauftritt. Das keltische Element wird somit sehr passend verankert.

„Wainamoinen“ ist ebenfalls bereits ausgekoppelt und spiegelt eine liebliche Ballade im klassischen Faun-Sound wider. Traumhaft!

Auch bei „Tamlin“ wird einmal mehr eine Mythologie wiederbelebt und mit alten Instrumentenklängen unterstützt.

„Neun Welten“ wird „dunkler“ eingeleitet und mutet fast so an, als käme es gleich zu einer Schlacht. Die Untermalung der Lyrics mit offenbar alten Sprachelementen gibt dem Titel das „Runde“, verzaubert ebenso wie die Vorgänger und transportiert die Botschaft des reinen Herzens glaubwürdig.

„Lord Randal“ erzählt die Geschichte desselben. Mit düsteren Elementen wird auf das bereits zu vermutende „Ende“ hingeführt.

Flötentöne beschwingen in „Innisfree“, während die englischsprachigen Lyrics im Gesamtkonzept beeindrucken.

„Ran“ wirkt wieder lieblich, wie man es im balladesken Gewand des Sextetts kennt, und auch hier spart man nicht an beschwörend wirkenden Lyricabfolgen.

„Baldur“, ebenfalls schon veröffentlicht, wartet wieder kraftvoll auf. Das Video trifft es ästhetisch, denn auch musikalisch sieht man sich vor dem geistigen Auge in den Weiten dieser Welt wieder. Dem Namen nach dürfte dieser Song eine Hommage an den germanischen Gott sein. So oder so aber wurde der Spirit wunderbar eingefangen. Gleiches gilt für den Folge-Song „Caer“.

Faun (Copyright: Iseris-Art.de)

„Willow Tree“ erzählt einmal mehr in englischer Sprache ein Märchen und auch „Zeit der Raben“ gerät lieblich, lyrisch und einfach traumhaft. Ein Gefühl von Zusammengehörigkeit.

Minimalistisch ist hingegen „Anagin“. Man meint, lediglich Wind im Hintergrund untermalt die Botschaft Fauns.

„Liam“, das Outro, bildet einen wunderbaren und voluminösen Abschluss als Ballade, die ins Herz trifft.

Fazit

Dieses Album ist einfach traumhaft und ein Gesamtkunstwerk – ohne dabei auch nur im Ansatz zu übertreiben.
Die Mythen, Märchen und Geschichten, in die eingetaucht wird, sind wohl gewählt und wurden mit viel Fingerspitzengefühl und Emotion bedächtig arrangiert. Die Titel stehen allein als liebevolle Arrangements, aber auch im Ganzen ist „Pagan“ wieder einmal ein wunderschöner Meilenstein in der Karriere Fauns. Die Balance zwischen deutschen, englischen und alt-sprachigen Lyrics sowie die alten Instrumentenklänge untermalen die Aussagen und Gedanken, die den Hörer:innen zugetragen werden sollen. So möchte man das Album eigentlich nur auf Dauerschleife stellen und völlig in alte Welten abtauchen.


Faun – Pagan

Video

Tracklist

01 Galdra (feat. Lindy-Fay Hella von Waldruna)
02 Halloween
03 Gwydion (feat. Eluveitie)
04 Wainamoinen
05 Tamlin
06 Neun Welten
07 Lord Randal
08 Innisfree
09 Ran
10 Baldur
11 Caer
12 Willow Tree
13 Zeit der Raben
14 Anagin
15 Liam

Details

Faun – Homepage | Faun – Facebook | Faun – Twitter

Label: Pagan Folk Records / Believe / Roughtrade
VÖ-Termin: 22.04.2022
Spielzeit: tba

Cover: Pagan Folk Records / Iseris.Art.de



Über den Autor

Daggy
So ist das Leben, sagte der Clown mit Tränen in den Augen, und malte sich ein Lächeln ins Gesicht.