Review

Faith and the Muse sind seit 1994 fester Bestandteil der Gothickultur und US-amerikanische Ausnahmemusiker. Mit ihrer undefinierbaren und doch unverkennbaren künstlerischen Art prägen sie bis heute musikalische wie auch ethisch-politische Projekte weltweit. Das im März 2016 erschienene Doppelalbum „Where the Land Meets the Sea“ gibt einen Überblick über die Dekaden ihres Schaffens und zieht dabei sowohl alte als auch neue Fans in seinen Bann.

CD 01 „The Sea“

startet als eine Zusammenstellung der eher orchestralen und atmosphärischen Songs passend zum mythisch-mystischen Gewand des Duos mit dem „beginning of it all“, wie es William Faith im liebevoll zusammengestellten und kommentierten Booklet beschreibt.

„Elyria“ beschreibt als erster Song des ersten Albums die Entstehungsgeschichte des Projekts und auch seine Weiterentwicklung als immer kreativen Austausch zwischen Songwriter Faith und seiner singenden Muse Monica Richards.

Diesem fesselnden Intro folgt der allseits bekannte „All lovers lost“ in der Originalversion und mit dem dritten Song „The Unquiet Grave“ dürfte das Abschalten unmöglich werden, ist man doch, zumindest gedanklich, mit tanzen beschäftigt.

Das dramatisch fesselnde und doch auch beruhigende „Cantus“ ist stellvertretend für die Emotionen und Bilder einer anderen Welt, die musikalisch wie auch textlich heraufbeschworen wird.

„Arianrhod“ und „The Burning Season“ sind Titelbilder des unbeschreiblich großen Repertoires – erstgenanntes depiktiert instrumental Szenen der keltischen Mythologie als beliebte Inspiration des Duos, während in letzterem Selbstwahrnehmung, -erfahrung und -entwicklung thematisiert werden.
Dazu ist „The Burning Season“ das erste von Monica komponierte Lied und hebt damit die Entwicklung auch innerhalb des Duos hervor.

Songs wie „In Dreams of Mine“ sind angenehm wie ein Sommerregen, mit minimalistischen Drums und klar tropfenden Melodien, „Visions“ fesselt nicht zuletzt mit dem Chorus „singing, singing“.

CD 02 „The Land“

hebt das Entertainment auf die nächste, rockige Ebene.

„The Trauma Coil“ vermittelt mit Williams Sprechgesang eine Aggressivität und Eindringlichkeit, die von verzerrten Gitarren und klar strukturierten Drums in Darkrock gewandet werden.

„The Silver Circle“ ist einer dieser Songs, deren Präsenz man sich nicht erwehren kann. Laut Monica ist er „just one of those pieces that just came together as if the stars alligned“. Die Sterne haben also bestimmt, dass wir allerorts zu ihrem hypnotischen „Come alive!“ und dem betont rhythmischen Arrangement die Finger trommeln dürfen.

„Boudiccea“ malt in melancholischem Düsterindierock die Entwicklung vom Album „The Burning Season“ als Verbrennen und Abstreifen eingefahrener Verhaltensweisen aus und steht wieder für die musikalische Vielfalt gepaart mit avantgardistischen Ansprüchen an Sinnhaftigkeit auf der einen und plastische Qualität auf der anderen Seite, eine gewisse Transzendenz, die in allen Stücken zu spüren ist.

Faith and the Muse (Copyright Faith and the Muse, 2009)

Faith and the Muse (Copyright Faith and the Muse, 2009)

„Battle Hymn“ ist eine epische und majestätische Komposition zwischen Schlachtruf, Donnergrollen und göttlichem Zwiegespräch, einer von Monicas persönlichen Lieblingssongs.

Fazit:

„Where the Land Meets the Sea“ baut also Brücken über und unter dem Wasser der Geschichte unserer Persönlichkeiten zum Land, auf dem wir wandeln – und wieder zurück. Kreativität, Atmosphäre, Spannung und Romantik werden in dieser Abhandlung vereint. „The brilliance of their music might be what we all need right now“, empfiehlt Thom Carnell im Vorwort des Booklets dieses Album als Bereicherung für jede Sammlung.

Video

Tracklist

CD 01 – The Sea
01 Elyria
02 All lovers lost
03 The Unquiet Grave
04 Heal
05 Cantus
06 Fade and remain
07 Arianrhod
08 In Dreams of Mine
09 Shattered in aspect
10 Patience worth
11 Importune me no more
12 The Burning Season
13 Visions
14 The woman and the snow
15 She waits by the well

CD 02 – The Land
01 Sparks
02 The Trauma Coil
03 Mercyground
04 Annwyn, beneath the waves
05 The silver circle
06 The hand of man
07 Scars flown proud
08 Plague dance
09 Sredni Vashtar
10 Boudiccea
11 Whispered in your ear
12 Battle Hymn
13 Blessed
14 Nine Dragons
15 Sovereign

Details

Faith and the Muse – Homepage
Faith and the Muse – Facebook

Label: Danse Macabre Records
Vö-Termin: 11.03.2016
Spielzeit: 58:48 + 75:13

Copyright Cover: Danse Macabre



Über den Autor

Maria
Tunichtgut von Welt