Review

Nach ihrem Debütalbum „Fire Of A Thousand Suns“ aus dem Jahr 2017 fügen Decaying Days aus Münster ihrer Diskografie nun mit „The Unknown Beyond“ einen zweiten Longplayer hinzu.

Es wird skandinavisch in Münster

Darauf entführt die Band ihre Zuhörer mittels acht Songs in die Tiefen des melodischen death-doomigen Metals und schwört damit eine melancholische Stimmung herauf, die sich hörbar an Vorbildern wie etwa Amorphis orientiert. Es wird hier also „skandinavisch“ – doch die Spannung und Atmosphäre kann nicht über die Gesamtlaufzeit von knapp 50 Minuten aufrechterhalten werden.

„The Unknown Beyond“ bleibt zwar auf Albumlänge interessant und stimmungsvoll, den einzelnen Songs fehlen allerdings Highlights, um auf ihrer (Genre entsprechend) ausgedehnten Länge die Spannung halten zu können. Eher abwechslungsarm ziehen die einzelnen Titel die Hörer daher zunächst in ihren Bann, geraten dann aber mehr und mehr in den Hintergrund und schließlich – nach dem Hören – teils gar in Vergessenheit.

Zwischen Anspieltipps und Fehlplatzierungen

So ist es auch entsprechend kontraproduktiv, mit „Embracing Solitude“ ein reines Instrumentalstück nach der ersten Albumhälfte auf die Scheibe zu packen und als Rauswurf den Titeltrack zu präsentieren, wirkt jener an dieser Stelle – da mit Überraschungseffekt versehen, weil lange Parts rein klar gesungen werden und der Song somit heraussticht – doch eher fehlplatziert und hätte das Album an anderer Position weitaus besser aufgelockert.

Besser, um nicht zu sagen auf ganzer Linie weiß hingegen „Reflections“ zu gefallen. Das ahnte vermutlich auch die Band, die den Hörern diesen Track mit offiziellem Video bereits als Appetizer für „The Unknown Beyond“ serviert hat. Hier stimmt nicht nur die Harmonie zwischen gutturalem und klarem Gesang, sondern auch der Spannungsbogen des Songs, der immerhin mit seiner knapp 8-minütigen Spielzeit den längsten Titel des Albums darstellt. Ein Titel, mit dem man deutlich auf den Spuren von Amorphis wandelt. Von derartigen Kalibern hätte man gerne mehr gehört.

Decaying Days (Copyright: Thorvald Neumann)

Zu diesen zählt auch der Opener „Aeons Of Slumber“, der zwar vom Klargesang gänzlich absieht, dafür aber einen Neugier weckenden Einstieg gewährleistet und Lust auf mehr macht. Neben dem Titel „Reflections“ definitiv auch ein Anspieltipp mit Ausrufezeichen.

Fazit

Wenn Münster kurzerhand nach Skandinavien verlegt wird, dann sind wohl Decaying Days am Musizieren. Mit einem Händchen für Melodik und Melancholie arrangiert das Quintett komplexe Songs, die jedoch nicht immer von den im Infoschreiben angekündigten vielseitigen Vocals begleitet werden. Diesbezüglich und auf Songlängen von über sieben Minuten hätte es gerne noch ein wenig abwechslungsreicher zugehen dürfen. Genre-Fans finden mit „The Unknown Beyond“ dennoch einen hörenswerten Output vor, der die Wartezeit auf neues Material diverser Szenegrößen solide überbrücken kann.

Video

Tracklist

01 Aeons Of Slumber
02 A Distant Memory
03 Into Your Eyes
04 Reflections
05 Embracing Solitude
06 Time Takes Away
07 Falling Down
08 The Unknown Beyond

Details

Decaying Days – Homepage | Decaying Days – Facebook

Label: Timezone Records
Vö-Termin: 20.11.2020
Spielzeit: 50:37

Copyright Cover: Timezone Records



Über den Autor

Conny
"Das Durchschnittliche gibt der Welt ihren Bestand, das Außergewöhnliche ihren Wert." - Oscar Wilde