Review
Was ergeben ein Gitarrist, ein Bassist, ein Drummer und eine Sängerin? Klingt nach einem handlichen Format für eine weitere, im Mittelfeld der Unbekanntheit schwimmende Möchtegern-Rock-Band. Doch halt! Da dringen die ersten Töne an die Ohren des noch spöttisch lächelnden Zuhörers und er verschluckt sich fast an seinem Kaffee. Denn was ihm da begegnet, klingt alles andere als gewöhnlich, wenn doch trotzdem vertraut. Schauen wir uns also doch einmal geneigten Blickes (und Ohres) Calling Vega und deren Debütalbum „Constellations“ an.
Als würde die vierköpfige Band aus Saarbrücken nur auf dieses „Go“ gewartet haben, legen sie direkt mit einem Paukenschlag los: „How to start a Fire“ ist ein energiegeladener Rocksong, der Laune macht und gut ins Ohr geht. Neben dem qualitativ wertigen Rock-Sound sticht direkt das angenehme Timbre von Sängerin Anne Diemer ins Ohr. Dieses ist auf der gesamten Platte das verbindende Element, welche noch so manche Facette zeigen kann. Während die Grundeinstellung ihrer Stimme ein direkter, kraftvoller Gesang ist, beweist sie beispielsweise bei „Diary of a Mountaineer“, dass sie auch zart und zerbrechlich klingen kann, ohne ins Weinerliche abzudriften. Diese Klarheit verleiht ihren Volcals einen ganz besonderen Zauber. Es gibt aber auch das andere Extrem, etwa bei „Miles Away“ oder „This Life“. Besonders beim zweiten Song switcht Anne in eine herrlich rotzige Attitüde und schmeißt auch etwas Dreck in die Stimme. Steht ihr ebenfalls gut zu Gesicht und gibt eine angenehme Abwechslung auf dem Album.
Stets bestens begleitet wird der Gesang zudem von ihren drei Partnern in Crime: Mathis Diemer (Drums & Keyboard), Sebastian Schweig (Bass) und Thomas Wainer (Gitarre). Diese drei Jungs machen herrlich Druck. Mal ist es das scherbelnde und scheppernde Becken, mal sind es die verzerrten, kernigen Gitarrenriffs, die vorangaloppieren und alles mit sich ziehen, was sie packen können. Für kurze Verschnaufpausen sorgen der satte Bass und das – wohldosiert eingesetzte und sich somit harmonisch einfügende – Piano (zum Beispiel bei „Melody“).
Ein ganz besonderes Schmankerl auf „Constellations“ ist der neunte Track „Tidalwaves“. Hier sticht besonders der starke Bass heraus, der sich samtig um den glasklaren Gesang schmiegt. Zusammen mit den anderen Instrumenten schraubt sich der Song vorsichtig, aber zielsicher immer weiter empor, bis er sich schließlich in einem halb sehnsüchtigen, halb befreiten Refrain entlädt, der Gänsehaut macht. Ähnlich bombastisch gestaltet sich dann auch der zwölfte Song des Albums „Hide and Seek“, welcher einen grandiosen Ausstieg aus der Platte bietet.
Was ergibt sich also aus diesem Gitarristen, diesem Bassisten, diesem Drummer und dieser Sängerin? Eine interessante Indie-Band, mal Pop, mal Rock, mal hart, mal weich – abwechslungsreich und inspiriert. In manchen Songs lassen sich Echos vergangener Tage und vergangener Bands heraushören (Stichwort: Die Happy oder Trapt), doch sie kupfern nichts ab. Sie erfinden sicherlich auch kein Genre völlig neu – aber der Sound ist frisch, weiß zu begeistern und wird garantiert auch live wunderbar angenommen werden. Ein professionelles, überzeugendes Debüt, auf dem jetzt gerne aufgebaut werden darf!
How to start a Fire | Diary of a Mountaineer | This Life | Tidalwaves
Video
Tracklist
01 How to start a Fire
02 Dive in Deep
03 Miles Away
04 Dance
05 Diary of a Mountaineer
06 This Life
07 Watch out
08 Into The Wild
09 Tidalwaves
10 Crush
11 Melody
12 Hide and Seek
Details
Calling Vega – Homepage
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Calling Vega- Twitter
Label: Timezone
VÖ-Termin: 01.09.2017
Spielzeit: 43:31
Copyright Cover: Timezone