Review

Die Hitmaschine Blutengel bringt ihr neues Album mit dem Titel „Erlösung – The Victory of Light“ auf den Markt.

Am Ende ist das Licht

Schaut man sich die Tracklist an, merkt man schnell, dass es so viele deutsche Titel noch nie auf einem Blutengel-Album gab. Bricht nun ein neues Zeitalter an? Diesbezüglich ist ein deutliches „Ja“ von Chris Pohl und dem Label Out of Line zu hören.

Nach dem Licht kommt die Dunkelheit und nach der Dunkelheit das Licht. Ein ewiger Kreislauf, der in „Erlösung – The Victory of Light“ entflammt und die Hörer in das Reich von Blutengel entführt.

„Wir sind das Licht! Das Licht wird siegen!“, so Blutengel-Mastermind Chris Pohl. „Das Licht kann auch als Erlösung im Sinne von Tod gedeutet werden – du siehst das Licht, in das du dann gehst…“, berücksichtigt man dies, beschreibt Chris hier den gemeinsamen Übergang in die Unendlichkeit … So oder so: Am Ende ist das LICHT!

Und jenes kann man sich in verschiedenen Versionen ins Haus holen. So gibt es neben der regulären (und diesem Review zugrunde liegenden) Einzel-CD auch eine Doppel-CD im Digipak mit 8 Bonustracks, ein Doppelvinyl und erstmals eine limitierte Kassette (MC) käuflich zu erwerben. Doch wie klingt das Ganze?

Die Tracks

Der Opener „Illuminate my Soul“ beginnt mit Klavierklängen, Schreien, verzerrten Funksprüchen und einer Glocke. Die Glocke und den verzerrten Synthsitzer-Sound kennt man schon von anderen Tracks, die als Opener für ein Konzert verwendet wurden. Das Intro dauert ca. zwei Minuten, bevor Chris die erste Strophe singt. Der altbekannte Sound von Blutengel vermittelt gute Vibes und der Text wird sowohl auf Deutsch als auch auf Englisch präsentiert.

Nachdem nun die Seele erleuchtet wurde, folgt der Track „Wir sind das Licht“. Dieser ist schon ab der ersten Sekunde als Dance-Track zu erkennen. Der vorantreibende Beat und der auf Deutsch gehaltene Text, welcher eher als Sprechgesang dargestellt wird, passen perfekt zusammen. Man fängt unweigerlich an, mit dem Fuß zu wippen.

Das Intro von „We are not dead“ gibt es in gewohnter Blutengel-Manier mit Klängen, die man eher in der Kirche verorten würde. Diese sind grundlegend Teil des Konzepts und machen die Titel hier unverkennbar. In den Strophen sind Bass und Drums vorherrschend. Der Refrain ist vom Text her einfach gehalten und somit sehr eingängig. Zusätzlich ziehen sich die Bass-Loops durch den gesamten Song.

„Seasons“ ist sowohl vom Tempo als auch von der Instrumentierung her sehr schwerfällig und erinnert an einen Walzer. Die Pauke, ein Spinett und Streicher lassen einem fast schon das Blut in den Adern gefrieren.

„Wer ist dein Meister?“ ist dann wieder ein typischer Dance-Track. Hier steht der Synthie-Sound klar im Vordergrund. Der Text wird im gesamten Song als Sprechgesang dargebracht. Ein sehr vorantreibender, fetziger Track, der auf keiner Tanzfläche fehlen darf.

Düsterer, geheimnisvoller Sound leitet „Deine Dämonen“ ein. Das Tempo ist extrem langsam und die Instrumentierung ist dunkel und tief.

Ein weiterer Dance-Track findet mit „I am the Darkness“ den Weg auf das Album. Die Strophen werden von Chris Pohl alleine gesungen. Bei der Bridge und dem Refrain steigt dann Ulrike Goldmann mit ihrem engelsgleichen Gesang ein. Der Beat taugt erneut zum Tanzen.

Bei „Erlöse mich“ ist in den Strophen ein tiefer Klavierlauf zu hören, der sich perfekt an den Bass anpasst. Der Text im Refrain ist eingängig und wirkt mit der Instrumentierung sehr stimmig. Diese perfekte Abstimmung ist in nahezu jedem Track von Blutengel zu finden; sie sorgt für Eingängigkeit und einen hohen Wiedererkennungswert.

Ein amtliches Synthie-Intro bekommt „Wie Sand“ verpasst. Bei diesem Track bekommt man die volle Ladung von Ulrikes Gesang geboten, welcher Gänsehautmomente beschert. Das instrumentale Zwischenspiel ist im 80er Jahre Sound gehalten. Der Text trifft mitten ins Herz und hat Ohrwurm-Garantie.

Blutengel (Copyright: Stefan Heilemann, Heilemania)

Auch wenn die Bezeichnung „typischer Blutengel-Sound“ mittlerweile abgedroschen klingen mag, so trifft sie auch für den Titel „No Religion“ zu. In dieser Mid-Tempo-Nummer bleibt die Instrumentierung den gesamten Song über auf dem gleichen Level. Es gibt somit keine ausschweifenden Klänge, was den Track vielleicht etwas langweilig machen könnte.

Das folgende „Darkness awaits us“ könnte man als eine Art Liebesbekenntnis bezeichnen. Große Gefühle werden jedoch musikalisch nicht explizit hörbar. Der Track ist geeignet dafür, ihn nebenbei laufen zu lassen. Zum Tanzen wird er wohl nicht taugen.

In „The Victory of Light“ untermalt vorantreibender, verzerrter Elektrosound in den Strophen den deutschen Text. Der Refrain wird dann auf Englisch gesungen und vermittelt aufgrund der geänderten Instrumentierung tatsächlich den Eindruck, als ob das Licht über die Dunkelheit siegt.

Zum Abschluss gibt es mit „Hand in Hand“ eine wunderschöne Ballade, die mit Klavier begleitet wird und den Hörer in andere Sphären katapultiert. Große Gefühle werden mit Streichern untermalt. Gänsehaut ist hier garantiert.

Fazit

Eigentlich sollte von Anfang an klar gewesen sein, dass Blutengel hier ein amtliches Goth-Rock Werk abliefern. U.a. tragen die deutschen Texte zur Vielseitigkeit des Albums bei, auf dem es keinen Track gibt, den man explizit kritisieren könnte. Der typische Blutengel-Sound verleiht jedem Song seine eigene Note und macht sie unverkennbar.


Erlösung-the Victory of Light (Deluxe 2CD Edition)

Video

Tracklist

01 Illuminate my Soul
02 Wir sind das Licht
03 We are not dead
04 Seasons
05 Wer ist dein Meister?
06 Deine Dämonen
07 I am the Darkness
08 Erlöse mich
09 Wie Sand
10 No Religion
11 Darkness awaits us
12 We fall
13 The Victory of Light
14 Hand in Hand

Details

Blutengel – Homepage | Blutengel – Facebook

Label: Out of Line
Vö-Termin: 16.07.2021
Spielzeit: 67:50

Copyright Cover: Out of Line



Über den Autor

Selina
Carpe Noctem