Review

Es quietscht, es pfeift, es fiept, es knarzt, es schrammelt – es ist eindeutig Noise, dem sich Astral Tide auf ihrer Debüt-EP „How Far, Are You Out There?“ widmen. Doch damit nicht genug an Krach- und Soundchaos, kombinieren die Wahlberliner ihr Noise-Grundgerüst zudem mit einigen (Post) Punk-, Rock-, Shoegaze- und Stoner-Elementen. Herausgekommen sind sechs Titel unter dem selbst kreierten Mantel namens „Doomgaze“, die vor allem durch ihren Live-Charme, den die rohe ungefilterte Produktion verursacht, ins Ohr stechen.

Ähnlich einer Demo-Platte direkt aus dem Proberaum oder im Rahmen eines Livekonzerts aufgenommen, versprühen Astral Tide ein Underground-Flair, das im Rahmen ihrer gewählten Stilistik für Authentizität sorgt.
Gleichsam zeigt der erste Hördurchgang der EP, dass hier nur eingefleischte Fans der angewandten Stilistiken auf ihre Kosten kommen werden, denn sehr festgefahren werden die Genre-Trademarks dargeboten. Was auf einer EP mit der Gesamtlaufzeit von knapp 27 Minuten noch funktioniert, könnte auf Albumlänge insgesamt zu speziell und eintönig klingen.

Dies verheißt auf „How Far, Are You Out There?“ zudem der Gesang, der trotz kurzer Ausbrüche in schreiende Gefilde meist sehr monoton wirkt und kaum Unterschiede unter den Titeln erkennen lässt. Würde die Instrumentalfront nicht mal mehr und mal weniger die Punk-, Wave- oder Stoner-Attitüde betonen, würde es hörbar an Abwechslung mangeln. Diesbezüglich – und weil ein Album noch Zukunftsmusik ist – haben Astral Tide aber auf ihrer EP zunächst alles richtig gemacht und zeigen damit einen kleinen Ausschnitt ihres musikalischen Schaffens.

Astral Tide (Copyright: Astral Tide)

Astral Tide (Copyright: Astral Tide)

Klingen Astral Tide an einer Stelle so, als ob in einer Grundschulklasse der Lehrer noch nicht anwesend ist, die lieben Kleinen sich aber bereits schon einmal an der Instrumentenkiste bedient haben und ihr noch nicht ausgeprägtes Rhythmus- und Melodiegefühl wild durcheinander zum Besten geben, geht das Quartett an anderer Stelle weitaus systematischer vor und lässt erkennen, dass es durchaus auch für geordnete und melodiöse Strukturen etwas übrig hat. Es bleibt daher spannend, wie sich die Band entwickeln wird und ob sie schließlich auch auf Albumlänge überzeugen kann. Bis dahin hat der Genre-Fan hier empfehlenswerte Titel vorliegen, die zur Wartezeitverkürzung dienlich sind.

Video

Tracklist

01 Wrongfoot
02 Mercy Release
03 Living Off-Air
04 Cold Dark
05 Out Of Orbit
06 Blissful Agony

Details

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Label: Wrongfoot Records
VÖ-Termin: 09.09.2016
Spielzeit: 26:32

Copyright Cover: Nicoletta Dalfino Spinelli



Über den Autor

Conny
"Das Durchschnittliche gibt der Welt ihren Bestand, das Außergewöhnliche ihren Wert." - Oscar Wilde