Review
Mit ihrem Album „ENDLiCH!“ schließen ASP ihren „Fremder-Zyklus“ ab.
On top gibt es dazu noch eine Bonus-CD mit sechs Tracks. Darunter befinden sich neben zwei Single-Versionen und einem ASP-Track, der von Lord of the Lost interpretiert wurde, drei Songs, die in Zusammenarbeit mit DELVA, Cassadi und Two Minds Collide entstanden sind.
Die Tracks
CD 01
Das „Intro: Bedenke gut“, ein knapp dreiminütiger verspielter und mystischer Instrumentaltrack, entführt die Hörerschaft in eine ferne Welt – weg vom Alltag. Dabei verschmelzen Bass, Glockenspiel, Klavier, Violine und Trommel zu einer verzaubernden Symbiose.
Von Beginn an sehr vorantreibend, folgt das darauf Bezug nehmende „Was du dir wünschst“. Sowohl die Melodie als auch der Text sind extrem eingängig und die Violine spielt in diesem Stück eine zentrale Rolle. Sie nimmt nicht nur im Intro ein wenig die Härte aus der restlichen Instrumentierung, sondern zieht sich auch wie ein roter Faden durch die hier erzählte Liebesgeschichte.
Zu Beginn von „Echo“ wird die mit wohlig-warmer Stimme vorgetragene Erzählung von Frontmann Alexander „Asp“ Spreng mit sphärischen Klängen von Synthesizer und Glockenspiel untermalt. Man lauscht gespannt der Geschichte, die knapp 45 Sekunden dauert; gefolgt von einem kurzen Instrumentalsolo, das den Weg zur Strophe bahnt. Ebenjene dauert eine gefühlte Ewigkeit, wohingegen der Refrain sehr kurz erscheint. Die Instrumentierung ist relativ sonor, bietet keinerlei Platz für tonale Ausreißer.
In orientalische Gefilde entführt dann das Intro von „The Eternal Stranger“. Im weiteren Verlauf werden jedoch härtere Töne angeschlagen, die auch noch mit Einsetzen des Gesangs vorherrschend sind. Bass und Gitarre spielen eine Art Loop, während eine zusätzliche musikalische Komponente im Refrain diesen düster und mysteriös klingen lässt. Mit über 7 Minuten wirkt der Track etwas langatmig und man muss sich konzentrieren, um bei der Sache zu bleiben.
Konzentration erfordert auch der Song „Ziel“, der aufgrund seiner Instrumentierung, den Tempowechseln und seiner Spielart extrem komplex ausfällt.
Einfacher, sich in die Szenerie eines Songs zu versetzen, macht es „Seerosenblüten von einst“. Der Inhalt wird sehr detailliert und bildhaft dargestellt, die Atmosphäre ist düster und unheilvoll. In den Strophen hat zudem der Bass einen schweren, tiefen Lauf und damit eine etwas verlangsamende Wirkung. Indessen zieht der eine oder andere Instrumentalpart den Song in die Länge, sodass die Hörer:innen ein achteinhalb Minuten langer Track erwartet.
Zum Abschluss der ersten CD gibt es den Titel „Ausgewachsener Albdruck (Fremde Träume III)“. Untermalt wird dieser von einem düsteren Synthesizer-Sound.
CD 02
Als Opener gibt es auf der zweiten Scheibe den gleichnamigen Titeltrack zum Album: „Endlich“. Der Sound klingt zu Beginn mystisch und sphärisch, wird im Folgenden aber von rockigerem Sound abgelöst. Vor allem der Bass und die Gitarre wirken dabei wie eine düstere, schwarze Front, die einen in die Tiefe zieht.
Die ersten 20 Sekunden von „Ruine (FremdkörPerson, viertens)“ klingen wie ein Kinderlied aus einer Spieluhr. Diese Melodie wird von einem Blasinstrument begleitet und bricht dann abrupt ab, um einer verzerrten Gitarrenmelodie zu weichen. Diese wiederum führt zur ersten Strophe und damit zu einem kernigen Rocksound, der aufgrund der Instrumentierung und Melodieführung teilweise als Classic Rock bezeichnet werden könnte. Dies sei aber keinesfalls negativ gemeint.
„Spät“ wird zunächst nur mit Klavier und Streichern eingeleitet. Unterlegt wird das Klavier dann nach und nach mit weiteren Instrumenten, bleibt während des Intros jedoch selbst immer im Vordergrund. Die Strophen werden von einem gleichmäßigen Klangteppich untermalt. Aus diesem sticht besonders der Bass mit seinem prägnanten Lauf heraus.
„Widmung“ beginnt mit einem gezupften Gitarrensolo, das von Streichern begleitet wird. Es folgt ein rockiger Instrumentalpart. Setzt dann die Strophe ein, ist diese zu Beginn fast schon minimalistisch instrumentiert, steigert sich jedoch zunehmend. Im letzten Drittel des Songs findet sich ein Sprechpart, der recht simpel und dennoch wirkungsvoll musikalisch unterstützt wird. Die letzten 40 Sekunden des Tracks werden mit einem Instrumentalpart gefüllt und so kommt der Track auf eine Länge von 9:40 Minuten.
„Raise Some Hell Now!“ ist einer der Songs, der sowohl zur Hintergrund-Berieselung geeignet als auch zum Tanzen geeignet ist. Auch die Melodie bleibt direkt im Kopf. Einzig das Intro wirkt etwas irritierend und man hat den Eindruck, dass dieses nur dazu dient, den Song unnötig in die Länge zu ziehen. Davon abgesehen wurde hier alles richtig gemacht und so ist auch der Single Edit dieses Titels auf der dritten CD wärmstens zu empfehlen.
Bei „Begleitung (Bedenke gut Instrumentalreprise)“ wird das „Intro: Bedenke gut“ von CD 01 noch einmal aufgegriffen. Der Track versprüht durch seine Instrumentierung und Spielweise ein mittelalterliches Flair. Trommel, Dudelsack, Streicher und Zither schaffen eine perfekte Verbindung, welche die Hörer:innen kurzzeitig in eine andere Epoche versetzt.
Den Abschluss dieses Silberlings macht der Track „Tor“. Der Gesang wird zunächst nur mit einer Akustikgitarre begleitet. Nach und nach reihen sich die restlichen Instrumente ein und bilden einen recht unauffälligen Klangteppich. Neben den doch sehr sanft klingenden Gesangsparts gibt es reine Instrumentalparts, die den Track auf eine Länge von 10:47 Minuten ziehen. Auch die bereits bekannte Erzählstimme darf hier nicht fehlen. Passend als „Rauswurf“ vermittelt der Song ein Gefühl der Endgültigkeit und des Abschiedes.
CD 03
Als Opener auf der Bonus-CD fungiert der Titel „Age Of The Hurricanes“, der in Zusammenarbeit mit Two Minds Collide, dem Support Act auf der letzten ASP-Tour, entstanden ist. Der Song wirkt musikalisch sehr soft, da auf Druck und Härte verzichtet wurde. Erwähnenswert ist das Duett mit Lias, welcher hier seine ganz eigene Note mit einfließen lässt.
Dem Titel „Seemansgarnknäuel“ durfte DELVA-Sängerin Johanna ihre Stimme leihen. Musikalisch ist der Track im Bereich Folk angesiedelt. Der Song plätschert (im positiven Sinne) vor sich hin und verbreitet gute Laune. Unweigerlich wird man hier ins Schunkeln verfallen.
In Zusammenarbeit mit der Band Cassadi entstand „Rooftop. Legs Yet Dangling.“, der die Gerne-Grenzen sprengt. Musikalisch bewegt sich der Titel wohl im experimentellen, alternativen Bereich. Die Instrumentierung ist sehr ungewöhnlich: schräge Streichersounds gepaart mit sphärischen Synthesizerklängen. Neben Gesangsparts gibt es auch immer wieder reine Sprechparts; interessant wird es, wenn beide Herren hier zum Duett ansetzen.
Als vierten Track auf der Scheibe erwartet die Hörerschaft der Titel „Echo“, der von Lord of the Lost arrangiert wurde. Entsprechend erinnert der epische Orchestersound gegen Ende des Songs ein wenig an das Lord of the Lost-Ensemble.
Zudem gibt es noch die Titel „Echo“ und „Raise Some Hell Now!“ in der Single-Version, die sich nicht wesentlich von den Versionen auf CD 01 und 02 unterscheiden. Bei „Raise Some Hell Now!“ fällt lediglich das „Nehmt Abschied Brüder“-Vorspiel des Dudelsacks weg, was den Song auf eine akzeptable Länge bringt.
Fazit
„Alle […], denen ein Musikalbum mehr bedeutet als Hintergrund-Berieselung, werden in dieser Lieder-Welt Erfüllung finden.“
Dieser Satz beschreibt das Album perfekt. So mag wohl der eine oder andere Track zur Hintergrund-Berieselung taugen, aber auch die eine oder andere tanzbare Nummer ist hier mit von der Partie. Man muss sich jedoch darüber im Klaren sein, dass viele Tracks eine spannende Geschichte erzählen, bei der man konzentriert bleiben sollte, um nicht den Faden zu verlieren. Alles in allem ein großes Finale, das sich sehen und hören lassen kann.
Endlich! (3cd-Digibook-Edition)
Video
Tracklist
CD 01:
01 Intro: Bedenke gut
02 Was du dir wünschst
03 Echo
04 The Eternal Stranger
05 Ziel
06 Seerosenblüten von einst
07 Ausgewachsener Albdruck (Fremde Träume III)
CD 02:
01 Endlich
02 Ruine (FremdkörPerson, viertens)
03 Spät
04 Widmung
05 Raise Some Hell Now!
06 Begleitung (Bedenke gut Instrumentalreprise)
07 Tor
CD 03:
01 Age Of The Hurricanes (Two Minds Collide feat. ASP)
02 Seemansgarnknäuel (DELVA feat. ASP)
03 Rooftop. Legs Yet Dangling. (Cassadi feat. ASP)
04 Echo (Lord Of The Lost Version)
05 Endlich (Single Edit)
06 Raise Some Hell Now! (Single Edit)
Details
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Label: Trisol Music Group / Soulfood
Vö-Termin: 29.11.2019
Spielzeit: 39:28 + 45:38 + 35:08
Copyright Cover: Trisol Music Group