Weathering With You – Das Mädchen, das die Sonne berührte

Hodaka hat vom Landleben die Nase voll. Kurzerhand bricht er in die große weite Welt nach Tokio auf. Doch das Leben in der Metropole gestaltet sich schwieriger als gedacht: Täglich ist der minderjährige Schüler auf der Suche nach Arbeit und einer Wohnung. Nach etlichen Tagen auf der Straße findet Hodaka glücklicherweise eine Anstellung als Redakteur, eine vorübergehende Bleibe und ein Stückchen Geborgenheit und Heimat. Seit seiner Ankunft in der Großstadt regnet es allerdings unaufhörlich. Das soll sich erst dann ändern, wenn Hodaka die junge Hina kennenlernt, die ohne Eltern mit ihrem kleinen Bruder in Tokio lebt.

Hina ist ein echtes Sonnenscheinmädchen. Sie hat die einzigartige Gabe, kraft ihrer Gebete das Wetter beeinflussen zu können. Schon bald werden Hodaka und Hina von Menschen in ganz Tokio engagiert, um aus Regen Sonnenschein werden zu lassen. Um die Schattenseiten und den Dauerregen zu besiegen, trifft Hina eines Tages eine folgenschwere Entscheidung. Hodaka ist jedoch nicht bereit, seine große Liebe gegen Sonnenlicht einzutauschen.

Starker Nachfolger

Makoto Shinkai ist bereits jetzt keine Eintagsfliege mehr. Nach dem sensationellen Erfolg von „Your Name. – Gestern, heute und für immer“ präsentiert der japanische Anime-Regisseur mit „Weathering With You – Das Mädchen, das die Sonne berührte“ seinen nächsten familienfreundlichen und berührenden Animations-Hit.

Der Animationsfilm erzählt rein vordergründig eine unterhaltsame und leichte Coming-of-Age-Story über das Erwachsenwerden, die Freundschaft und über die erste Liebe. Dabei lebt der Film insbesondere von seinen liebevoll kreierten und warmherzigen Charakteren sowie seiner fantasievollen Geschichte. Die Coming-of-Age-Geschichte reichert Shinkai zusätzlich mit Kultur, Religion, Glauben und Kulturgeschichte – nicht zuletzt Shintoismus – sowie Kommentaren zu den Belastungen und Auswirkungen des Klimawandels an. Insbesondere in Japan nehmen schwere Regenfälle aufgrund des Klimawandels immer mehr zu.

Das eigentliche Highlight des Films ist aber seine visuelle Brillanz. „Weathering With You“ kommt durchgehend bildgewaltig und visuell herausragend daher; vor der Konkurrenz der großen US-Animationsstudios muss sich der Anime zu keiner Zeit verstecken. Shinkai untermauert seine mehrschichtige Geschichte durch lebhafte Figuren und eine geradezu detailbesessene Darstellung von Tokio. Fragwürdig sind in diesem Zusammenhang indessen die allgegenwärtigen Produktplatzierungen.

Oberschüler Hodaka und die junge Hina kommen sich nach und nach näher.
(Copyright: © 2019 „Weathering With You“ Film Partners)

Apropos fragwürdig. So begrüßenswert die Tatsache ist, dass Makoto Shinkai die verheerenden Folgen des Klimawandels in seinem Coming-of-Age-Anime mit verhandelt, so merkwürdig sind die Anmerkungen, die er zu äußern bereit ist. Da kommt es zu Feststellungen à la die Welt hat schon immer verrückt gespielt; Tokio stand auch früher schon einmal unter Wasser; und die Menschen tragen nicht die Verantwortung hierfür. Wenn man nicht gerade zu den Klimawandel-Negierern gehört, sollten derartige Passagen jedenfalls ein gehöriges Stirnrunzeln hervorrufen. Wasser auf die Mühlen des bösen gelben Mannes aus den USA und etlicher Industriemagnaten, denen ein immer weiter so freilich sehr gelegen käme.

Als abschließender Kritikpunkt soll hier noch der übergebührliche Einsatz von allzu kitschiger K-Pop-Musik erwähnt sein, der eine ergreifende Stimmung zuweilen zu ersticken vermag.

Fazit

„Weathering With You – Das Mädchen, das die Sonne berührte“ erreicht zwar nicht ganz die Klasse von „Your Name. – Gestern, heute und für immer“ und lässt die eine oder andere diskutable Interpretationsmöglichkeit zu, weiß allerdings durch wunderschöne und eindrucksvolle Bilder zu überzeugen.

Als fantastische Coming-of-Age-Geschichte ausgesprochen gelungen.