Review

Ein neues dunkles Zeitalter

Das neue dunkle Zeitalter.

Eine drohende ökologische Krise sollte durch Gentechnik abgewendet werden. Vergeblich.
Künstlich hergestellte Viren und Organismen vernichten alle essbaren Pflanzen und Tiere sowie die meisten Menschen.

Zitadellen.

In „Zitadellen“ blühen Oligarchen, alle andern kämpfen ums Überleben.

Saatgut.

Um Nahrung anzubauen, braucht die Bevölkerung das Saatgut, mit dem die Zitadellen handeln. Doch das ist so designt, dass es nur eine einzige Ernte liefert.

Mit diesen Worten leitet das Regisseur:innen-Duo, bestehend aus Kristina Buozyte und Bruno Samper, ihr Science-Fiction-Märchen „Vesper Chronicles“ ein und führen so in die Handlung ein, die der Klappentext ferner wie folgt näher beschreibt:

Zum Inhalt

„Die Menschheit hat versagt, das Ökosystem der Erde ist zusammengebrochen. Seitdem thronen gigantische Bauwerke der Reichen und Mächtigen, genannt Citadels, über den Besitzlosen.

Die Menschheit hat versagt, das Ökosystem der Erde ist zusammengebrochen in „Vesper Chronicles“. (Copyright: Plaion Pictures)

Eine von ihnen ist die junge Vesper, die gemeinsam mit ihrem Vater im nahezu unbewohnbaren Ödland ums Überleben kämpft.

Als in der Nähe ihres Hauses ein Raumgleiter mit einem mysteriösen Passagier abstürzt, sieht Vesper ihre Chance gekommen.

Ein gefährliches Abenteuer nimmt seinen Lauf, das über die Zukunft der gesamten Menschheit entscheiden wird.

Denn das Ende der Welt ist erst der Anfang!“ (Quelle: Plaion Pictures)

Science-Fiction, Märchen und Biotechnologie

Zusammengefasst bedeutet dies: Die litauisch-französisch-belgische Koproduktion zeigt auf knapp 114 Minuten also eine postapokalyptische Fantasy-Welt auf, in der genetisch mutierte Virusvarianten und Organismen die meisten essbaren Pflanzen und Tiere vernichtet haben und eine junge Frau mit Biohacking-Skills und viel Einfallsreichtum den Kampf gegen das System nicht aufgibt.

Noch verkürzter lässt sich sagen: „Vesper Chronicles“ ist demnach ein Märchen, in dem es um Genetik geht. Der Zusammenbruch der Zivilisation macht dem Aufstieg der Biotechnologie Platz; Science-Fiction und Biotechnologie geben sich hier somit die Hand.

Mögliche Vorbilder und Inspirationsquellen

Als Vorbilder und Inspirationsquellen lassen sich sowohl René Laloux Werke „Der phantastische Planet“ und „Herrscher der Zeit“ aus den frühen 70er und 80er Jahren, als auch der 1984 erschienene Anime „Nausicaä aus dem Tal der Winde“ von Hayao Miyazaki ausmachen.

Fans dieser Veröffentlichungen werden daher wohl in „Vesper Chronicles“ einige Parallelen und/oder Anregungen zu genannten Filmen wiederfinden.

Die Umsetzung

Dabei spiegelt das hier geschaffene „visuelle Universum“ die märchenhaften Komponenten ausdrucksstark wider, während der Inhalt vermehrt metaphorisch daherkommt und zu verstehen ist.

Das Ganze präsentiert sich sehr entschleunigt und unaufgeregt. Umso mehr steht und fällt der Film demnach mit der Hauptfigur Vesper, gespielt von Raffiella Chapman. Da ist es nicht gerade von Vorteil, dass die deutsche Synchronisation derart emotions- und betonungslos wirkt. Zudem zeugen die vielen eingebauten „ähs“ in einem Satz der Protagonistin nur bedingt von intelligent, spannend oder unterhaltsam geschriebenen Dialogen. Während auch die übrigen deutschen Sprecher eher stumpf ihre Texte vortragen, sticht diesbezüglich noch am ehesten die Figur von Vespers Vater positiv heraus.

Raffiella Chapman spielt die Hauptfigur im Sci-Fi-Märchen „Vesper Chronicles“. (Copyright: Plaion Pictures)

Schade, denn das Schauspiel aller Beteiligten ist gar nicht so schlecht, wie es die Synchronisation vermuten lässt.
Vor allem Raffiella Chapman als Vesper und Eddie Marsan (u.a. „A Kind of Murder“) als ihr Onkel wissen zu überzeugen und sorgen dafür, dass man trotz häufiger Fragezeichen, die die Handlung ab und an mit sich bringt, am Bildschirm bleibt und wissen will, wie es weiter respektive ausgeht.

Alles in allem wäre es wünschenswert gewesen, man hätte sich nicht nur auf die (zugegeben, sehr gelungene) visuelle Umsetzung konzentriert, sondern sich gleichsam auch auf die Handlung fokussiert. Die bleibt jedoch meist sehr oberflächlich, kryptisch und der Fantasie der Zuschauer:innen überlassen.

Fazit

Mit durch die Bank ausgezeichneten Bewertungen entwickelte sich „Vesper Chronicles“ zum Festival- und Award-Liebling. Für ein Must-see im Mainstream-(Heim)Kino reicht es aber letztlich nicht. Dafür ist der Film einfach zu speziell und dadurch möglicherweise auch zu polarisierend.


Vesper Chronicles

Trailer

Handlung

Die Menschheit hat versagt, das Ökosystem der Erde ist zusammengebrochen. Seitdem thronen gigantische Bauwerke der Reichen und Mächtigen, genannt Citadels, über den Besitzlosen. Eine von ihnen ist die junge Vesper, die gemeinsam mit ihrem Vater im nahezu unbewohnbaren Ödland ums Überleben kämpft. Als in der Nähe ihres Hauses ein Raumgleiter mit einem mysteriösen Passagier abstürzt, sieht Vesper ihre Chance gekommen. Ein gefährliches Abenteuer nimmt seinen Lauf, das über die Zukunft der gesamten Menschheit entscheiden wird. Denn das Ende der Welt ist erst der Anfang!

(Quelle: Plaion Pictures)

Details

Sprache: Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch
Ton: DTS-HD Master Audio 5.1
Bildseitenformat: 2.40:1 (16:9)
FSK: Freigegeben ab 16 Jahren
Studio: Plaion Pictures
Erscheinungstermin: 26.01.2023
Produktionsjahr: 2020
Spieldauer: ca. 114 Minuten
Extras: Bildergalerie, Trailer

Copyright Cover: Plaion Pictures



Über den Autor

Conny
"Das Durchschnittliche gibt der Welt ihren Bestand, das Außergewöhnliche ihren Wert." - Oscar Wilde