Review

Filme wie „Der Vorname“ haben gezeigt, dass deutsche Produktionen doch noch mehr können als Schweiger-eske Formate für die seichte Berieselung. Claudius Pläging, der bereits für „Der Vorname“ tätig war, legt auch für die Miniserie „Unter Freunden stirbt man nicht“ Hand an die Drehbücher an. Mit seinem Know-how und der Regiearbeit von Felix Stienz („Merz gegen Merz“, „Frau Jordan stellt gleich“) möchte man erneut für Aufsehen im deutschen Fernsehen sorgen. Helfen soll dabei auch ein namhafter Cast.

Ü-60 Besetzung spricht ein breites Publikum an

Und so zeigt schon das Cover der DVD-Veröffentlichung das Who is who der deutschen Schauspielriege, die hier verpflichtet werden konnte. Die bekannten Gesichter von Namen wie Heiner Lauterbach, Iris Berben, Adele Neuhauser, Michael Wittenborn und Walter Sittler sprechen dafür, dass man hier weiß, was man tut.

Gleichzeitig könnten die Ü-60er auf eine mögliche Zielgruppe des Films hindeuten. Dies erweist sich jedoch als Fehlschluss. Denn trotz des vorhandenen Identifikationspotenzials der Figuren und ihrer alltäglichen typischen (und untypischen) Belange wird mit der morbiden Idee der Rahmenhandlung und der schwarzhumorigen Kurzweil der Serie insgesamt ein recht breites Publikum angesprochen.

Doch worum geht es eigentlich genau?

Die Dramedy-Serie erzählt die Geschichte einer Gruppe langjähriger Freunde im besten Alter. Dies geschieht in vier Episoden und aus vier Perspektiven. In jeder Folge wird demnach das Geschehen aus der Sicht eines anderen Freundes dargestellt. Der fünfte im Bunde, seines Zeichens renommierter Wissenschaftler und Nobelpreisanwärter, ist wiederum unverhofft gestorben – und das nehmen die Hinterbliebenen zum Anlass, einen waghalsigen Plan zu schmieden: Sie wollen den Tod ihres Freundes bis zur Bekanntgabe der Auszeichnung fünf Tage lang geheim halten, damit sich dessen größter Traum erfüllt und er als Nobelpreisträger in die Geschichte eingehen kann. Denn Voraussetzung für die Verleihung des Nobelpreises ist, dass der Gewinner zum Zeitpunkt der Vergabe noch am Leben sein muss. Es kommt, wie es kommen muss: Das Unterfangen gerät Schritt für Schritt außer Kontrolle …

Positives und Kritik

Dabei wird nicht selten eine unterhaltsame Situationskomik geboten, während die vier Teile à 45 Minuten schnell durchgeguckt sind.

Die zusätzlich eingestreuten Nebenhandlungen blähen hingegen die Serie zuweilen unnötig auf und liefern der Handlung keinen Mehrwert.

Adele Neuhauser, Heiner Lauterbach, Michael Wittenborn, Iris Berben und Walter Sittler in der Dramedy-Miniserie „Unter Freunden stirbt man nicht“. (© 2021 LEONINE Studios)

Vor allem gegen Ende verliert sich zudem der Schwung der ersten Episoden. Die Gags respektive der Humor werden rar, während die Geschichte einen deutlich vorhersehbaren Fortgang nimmt. Am Schluss gibt es kaum noch überraschende Momente oder Wendungen, sodass sich vermehrt ein wenig Langeweile breit macht.

Gelungen sind dafür die Figurenzeichnungen. Durch die Aufteilung in vier Blickwinkel à vier Episoden lernt man die Charaktere ausreichend kennen. Sie werden zudem mitunter ambivalent dargestellt und sorgen mit ihrem Tun dafür, dass hier zeitweise auch die eigene Moral der Zuschauer auf die Probe gestellt wird.

Fazit

Die Idee ist an sich nicht schlecht, sie ist aber auch nicht neu und schon gar nicht vollständig selbst erdacht. Vielmehr handelt es sich bei „Unter Freunden stirbt man nicht“ um eine Adaption der israelischen Serie „Stockholm“, die wiederum auf dem gleichnamigen Roman von Noa Yedlin basiert. Die deutsche „Interpretation“ dieses Stoffes kann sich dennoch sehen lassen und überrascht zuweilen sogar sehr positiv.


Unter Freunden stirbt man nicht

Trailer

Handlung

„Was sind schon fünf Tage, verglichen mit der Ewigkeit?“, philosophiert Joachim und schmiedet mit Ella, Friedrich und Annette einen kühnen Plan: Sie müssen den plötzlichen Tod ihres Freundes Hermann für fünf Tage geheim halten. Der Verstorbene gilt nämlich als heißester Anwärter auf den Wirtschaftsnobelpreis und die Bekanntgabe des Preisträgers steht kurz bevor. Einziges Problem: Tote bekommen keinen Nobelpreis. Der Gewinner muss zur Verkündung am Leben sein. Wenige Tage machen also den Unterschied, ob die Freunde einen bald vergessenen Wissenschaftler zu Grabe tragen oder einen Nobelpreisträger, dessen Name für immer in die Geschichtsbücher eingeht. Die vier schlagen ein – Hermann und seinem Andenken zuliebe. Erste Maßnahme: Das Schlafzimmer kühlen und die Fenster zu, damit bloß keine Fliegen reinkommen… Aber was als letzter großer Dienst an einem Freund beginnt, gerät zusehends außer Kontrolle und stellt die Freundschaft auf eine Zerreißprobe.

(Quelle: LEONINE)

Episoden

01 Annette
02 Friedrich
03 Joachim
04 Ella

Details

Bildformat: 1,78:1 (16:9 anamorph)
Tonformat: DD 5.1
Sprachen: Deutsch
Anzahl Disks: 1
FSK: Freigegeben ab 12 Jahren
Studio: LEONINE
Erscheinungstermin: 02.04.2021
Spieldauer: ca. 185 Minuten
Extras: Social Media Clips

Copyright Cover: © 2021 LEONINE Studios



Über den Autor

Conny
"Das Durchschnittliche gibt der Welt ihren Bestand, das Außergewöhnliche ihren Wert." - Oscar Wilde