Unhinged – Ausser Kontrolle

Auf dem Highway ist die Hölle los

Für die junge Mutter Rachel (Caren Pistorius) läuft es derzeit alles andere als rund: Mitten in der Scheidung befindlich und mit finanziellen Problemen geplagt, ist sie wieder mal zu spät dran und steckt mit ihrem Sohn Kyle (Gabriel Bateman) auf dem Weg zur Schule im täglichen Verkehrschaos fest. Wegen ihrer erneuten Verspätung kündigt schließlich noch ihre wichtigste Klientin via Handy. Als dann ein Verkehrsteilnehmer vor ihr beharrlich eine grüne Ampel ignoriert, reißt Rachel der Geduldsfaden. Laut hupend zieht sie an ihm vorbei; doch sie kommt nicht weit und merkt: Das hätte sie besser nicht getan.

Der ausgewachsene Psychopath (Russell Crowe) erwartet von Rachel eine Entschuldigung. Als sie dieser Bitte nicht nachkommt, macht es sich der brandgefährliche Autofahrer zum Ziel, ihr das Leben zur Hölle zu machen.

Hartes Adrenalinkino

Nachdem die Kinos abermals den Betrieb einstellen mussten („Tenet“ & die Wiedereröffnung der Kinos), versuchen wir euch weiterhin mit kinowürdigen Empfehlungen zu versorgen. Hellhörig wird der Cineast, wenn er sieht, dass mit „Unhinged – Ausser Kontrolle“ ein neuer Action-Thriller mit Hollywood-Star Russell Crowe für das Heimkino erscheint.

Nicht minder erstaunt ist der Cineast dann aber auch, wenn er feststellt, welche körperlichen Ausmaße der neuseeländische Schauspieler angenommen hat. Ein ums andere Mal neigt man dazu, den früheren kernigen Actionhelden mit Kalibern wie Ottfried Fischer oder auch John Goodman zu verwechseln. Und so schwitzt und schnauft sich der beleibte „Gladiator“ durch einen Thriller, der Parallelen zu „Falling Down – Ein ganz normaler Tag“ mit Michael Douglas und Robert Duvall in den Hauptrollen aufweist.

Der Film startet zunächst mit einer recht interessanten Grundidee, wenn er sich in seiner Eröffnung gemeingefährlichen Verbrechen im Straßenverkehr, zunehmend mit tödlichem Ausgang, der Neigung vieler Verkehrsteilnehmer zu Aggressivität und Unaufmerksamkeit widmet, und dies in medialen Berichten aufbereitet. Aus dieser Prämisse entwickelt Regisseur Derrick Borte allerdings keine gleichermaßen reizvolle und spannende Geschichte. Sie dient vielmehr als Ausgangslage und Vorwand für einen recht handelsüblichen Action-Thriller.

Russell Crowe dürfte froh gewesen sein, überwiegend im Sitzen arbeiten zu dürfen. (Copyright: LEONINE / Skip Bolen)

In diesem finsteren Gesellschaftsporträt gibt Russell Crowe – wie einst Michael Douglas – den durchgeknallten Otto Normalverbraucher, der sich von seinem eintönigen Leben betrogen fühlt und dann ansatzlos zu einem handfesten Amoklauf ausholt. In dem recht plumpen Drehbuch klafft die eine oder andere Lücke bzw. Schwäche. In einigen Szenen zeigt der Film – auf der Habenseite – indessen urplötzlich explodierende Gewalt und fesselt den Zuschauer mit seiner bedrohlichen Stimmung. Russell Crowe vermag dabei auch als fettleibige Naturgewalt das Publikum in seinen Bann zu ziehen.

Fazit

„Unhinged – Ausser Kontrolle“ ist sicherlich kein sonderlich erinnerungswürdiger Film aus der Vita des großen Russell Crowe.

In seinen Actionszenen ist der Streifen allerdings überraschend finster, brutal und fesselnd und dürfte sein Zielpublikum damit durchaus ansprechen.