Review
Bjarne Mädel verpasst dem Friesland einen Nordic Noir Charme. Dies tut er nicht nur als Schauspieler, sondern erstmals auch als Regisseur. Als Grundlage dient ihm dafür der Roman „Sörensen hat Angst“ von Autor Sven Stricker, der 2015 erschienen ist.
Nachdem die Erstausstrahlung bereits im Januar im Ersten stattfand, kommt das Regiedebüt des einstigen „Tatortreinigers“ durch Studio Hamburg Enterprises nun ins Heimkino.
Worum geht es?
Wie der Titel bereits verrät, geht es um den Protagonisten namens Sörensen. Und der hat offensichtlich Angst. Nicht schön; erst recht nicht, wenn man Kriminalhauptkommissar ist.
Sörensen, der also an einer Angststörung leidet, lässt sich deshalb in die Ruhe Frieslands versetzen. Allerdings geht es dort nicht ganz so ruhig zu, wie es sich der Kommissar erhofft hat …
Nordic Noir in Friesland
Trotz des skandinavischen Touchs durch die grau-in-graue Farbgebung, die daraus resultierende bedrückende Atmosphäre sowie die Ernsthaftigkeit der Thematiken, die Krimi, Thriller und Drama miteinander verbinden, wirkt „Sörensen hat Angst“ doch sehr „deutsch“ und geht als Regionalkrimi durch.
Gut trägt dabei die regnerische Kulisse zur tristen Stimmung des Fernsehfilms bei.
Nasskalt das Wetter, trocken hingegen der Humor. Dieser tut dem ernsten Hintergrund des Films durchaus sehr gut, hätte stellenweise sogar noch stärker Eingang finden können.
Ebenso hätte die logische Nachvollziehbarkeit einiger Gegebenheiten für die Zuschauer deutlicher berücksichtigt werden können. Nicht nur die Frage – Achtung, Spoiler! – wie Kinder so einfach an Waffen kommen können, wundert letztlich doch sehr. Zuweilen wirken einige Entwicklungen und Tatsachen dadurch zu konstruiert. Das betrifft auch die „Auflösung“ des Falls. Weil „Sörensen hat Angst“ darüber hinaus auch sehr kurzweilig daherkommt, hinterlässt der Film den Eindruck, als schöpfe man nicht das ganze Potenzial aus und verpasse somit die Chance, noch tiefgründiger in die hier vorhandenen ernsten Themen einzutauchen.
Von und mit Bjarne Mädel
Diese, allen voran die Angststörung Sörensen, kommen indessen perfekt zum Ausdruck. Formidabel gespielt von Bjarne Mädel selbst, verleiht er der Hauptfigur eine gelungene Authentizität. Seine Emotionen werden durch eine hervorragende Kameraführung auch in seiner Mimik in einigen Close-ups mehr als ersichtlich und können die Zuschauer berühren.

Schauspieler Bjarne Mädel erstmals auch Regisseur in „Sörensen hat Angst“. (Copyright: NDR / Studio Hamburg)
Trotz der Charakterrolle, die Mädel ausdrucksstark verkörpert, blitzt hin und wieder der typische Mädel à la „Tatortreiniger“ Heiko „Schotty“ Schotte hervor. Obwohl der Schauspieler sein Facettenreichtum bereits mit anderen weiteren Rollen (wie etwa in „Der Überläufer“) unter Beweis gestellt hat, zeigt er in „Sörensen hat Angst“ in dieser Hinsicht kaum nennenswerte neue Seiten. Wer sich derlei also erhofft hat, wird eventuell enttäuscht werden. Wer allerdings einen recht typischen Bjarne Mädel in Höchstform erwartet, wird bestens bedient.
Fazit
„Sörensen hat Angst“ ist ein Film von und mit Bjarne Mädel – so auch der Untertitel. Und dieser liefert sowohl schauspielerisch als auch mit seiner Regiearbeit eine gute Arbeit ab. Dennoch hat man am Ende von Vielem noch etwas mehr erwartet; mehr Emotionen, mehr Tiefe und vielleicht auch eine neue schauspielerische Seite von Mädel.
Belohnt wird man wiederum mit eindrucksvollen Figuren, die dadurch auch nicht so schnell in Vergessenheit geraten. Nicht nur (Regional)krimifans dürften hier auf ihre Kosten kommen.
Sörensen hat Angst – Ein Film von und mit Bjarne Mädel
Trailer
Handlung
Mit einer Angststörung im Gepäck lässt sich Kriminalhauptkommissar Sörensen von Hamburg ins friesische Katenbüll versetzen. Er hofft, dass der kleine Ort ihm ein ruhiges, beschauliches Arbeitsleben bescheren wird. Doch Katenbüll ist grau und trostlos, es regnet ununterbrochen. Die Einheimischen haben nicht gerade auf Sörensen gewartet. Und es kommt noch schlimmer. Gleich nach Sörensens Ankunft sitzt Bürgermeister Hinrichs im eigenen Pferdestall – so tot wie die ganze Umgebung. Schon die ersten Blicke hinter die Kleinstadtkulisse zeigen dem Kommissar: Hier kann man es wirklich mit der Angst zu tun bekommen.
(Quelle: Studio Hamburg Enterprises)
Details
Sprache: Deutsch
Untertitel: UT für Hörgeschädigte und Hörfilmfassung
Bildformat: 16:9
Ton: Dolby Digital 5.1
Anzahl Disks: 1
FSK: Freigegeben ab 12 Jahren
Studio: Studio Hamburg Enterprises
Erscheinungstermin: 05.03.2021
Produktionsjahr: 2020
Spieldauer: 89 Minuten
Extras: Über die Dreharbeiten / Training mit Filmhund „Cord“ / Social Media Spots
Copyright Cover: Studio Hamburg Enterprises