Review

Es gibt Filme, deren Prämisse völlig absurd ist, die aber durch einen guten Cast und ein ebenso gutes Drehbuch gerettet werden. Es gibt Filme, die eine interessante Prämisse haben, die durch guten Cast nur noch positiv untermauert wird. Und dann gibt es Filme, die einen zum Verzweifeln bringen, weil einfach jedes vorhandene Potenzial verschenkt wird. Ein solcher Film ist „Secret Agency – Barely Lethal“. Aber beginnen wir am Anfang.

Nr. 83 ist Klassenbeste – nicht in Mathematik oder Biologie, sondern im Zusammenbauen von Waffen, im Nahkampf und im Fluchtwagen fahren.

Hailee Steinfeld und Sophie Turner sind Rivalinnen, die sich bis aufs Blut bekämpfen. (Copyright: Ascot Elite Home Entertainment)

Hailee Steinfeld und Sophie Turner sind Rivalinnen, die sich bis aufs Blut bekämpfen. (Copyright: Ascot Elite Home Entertainment)

Denn die Schule, an der Nr. 83 ausgebildet wird, ist keine typische amerikanische Highschool, sondern eine geheime staatliche Schule für Killer. Auf ihren Missionen kommt sie immer wieder in Kontakt mit „normalen“ Teenagern und je öfter sie das tut, desto mehr möchte sie selbst Teil dieser „Normalität“ werden. Eines Tages kommt ihre Chance – auf einer Mission täuscht sie ihren Tod vor und beschließt, als Austauschschülerin eine Highschool zu besuchen. Mit Hilfe von „Girls Club“, „Girls United“ und diversen Mädchen-Zeitschriften bereitet sich die neu benannte Megan Walsh auf den Schulstart und ihre Gastfamilie vor, darf aber bald feststellen, dass das Leben dieser normalen Teenager gar nicht so einfach ist. Vor allem als Erzrivalin Nr. 84 plötzlich auftaucht und ihr das Leben schwer macht. Im wörtlichen Sinne.

Ein Start, der zumindest gute Unterhaltung verspricht. Und mit einem Cast, der neben Hailee Steinfeld („True Grit“) und Sophie Turner („Game of Thrones“) noch mit Samuel L. Jackson („Avengers“, „Pulp Fiction“) und Jessica Alba („Sin City“) aufwarten kann, kann ja eigentlich nicht viel schief gehen, richtig? Falsch.

Ich will nicht direkt mit dem „Alles kacke!“-Hammer durch die Wand. Der Film hat durchaus seine witzigen Momente – eine Killerin, die zum ersten Mal langfristig in Alltagssituationen agieren muss und dazu noch mit den typischen, klischeebehafteten Situationen aus Highschool-Filmen umgehen muss, gibt ein paar Gründe, um sich zumindest in Sachen Humor hin und wieder unterhalten zu fühlen. Aber ein paar Lacher machen noch keinen guten Film. Dafür wurde hier zu viel Potenzial gefoltert, gevierteilt, mit dem Auto überfahren und in Brand gesteckt.

Innerhalb kürzester Zeit macht dieser Film nämlich den gleichen Fehler wie so viele andere an Mädchen gewandte Filme: Nach nur einem Tag an ihrer auserkorenen Highschool dreht sich Megan Walshs Leben vor allem um eines – wie kriegt sie am schnellsten einen Freund. Und hier wird sich wieder der abgedroschenen Dreiecksbeziehung bedient – ihr werden quasi zwei Jungs zur Auswahl gestellt, der Klischee-Musiker-Bad-Boy und der Klischee-Nette-Typ-von-Nebenan. Drei Mal dürft ihr raten, wen sie zuerst auserkiest und bei wem sie am Ende landet. Immerhin für sie nicht zur Auswahl stand der Typ, der es witzig findet, Mädchen ungefragt zu begrabschen. Aber auch er bekommt eine Freundin – sexuelle Belästigung wird schließlich belohnt. In Anbetracht der Situationen an diversen amerikanischen Schulen, ist das wohl das Realistischste am ganzen Film.

Was für eine Verschwendung - Samuel L. Jackson in Secret Agency. Hoffentlich ist er wenigstens gut bezahlt worden. (Copyright: Ascot Elite Home Entertainment)

Was für eine Verschwendung – Samuel L. Jackson in Secret Agency. Hoffentlich ist er wenigstens gut bezahlt worden. (Copyright: Ascot Elite Home Entertainment)

Positive Beziehungen zu gleichaltrigen Mädchen hingegen wehrt Megan erfolgreich mit „Girls Club“-Referenzen ab. Und es braucht ein „Hoes before Broes“-Gespräch zuzüglich eines Sharpie-Penis-Bildes auf dem Gesicht ihrer Gastschwester, bis Megan versteht, dass es im Leben eines Teenagers nicht nur auf Typen ankommt. Auch wenn diese Erkenntnis nur bis zur nächsten Party anhält. „Secret Agency“ ist das beste Beispiel dafür, dass das Bestehen des Bechdel-Wallace-Tests kein Indiz dafür sein muss, dass ein Film gut ist – auch wenn die Menge an weiblichen Charakteren in diesem Film bemerkenswert hoch ist. Bei Filmen wie diesen müssen sich Zuschauer eben an den kleinen Dingen erfreuen.

Während sich Megan von einem Fettnäpfchen ins nächste kämpft, beginnen die Zuschauer zu zweifeln, ob das wirklich die Klassenbeste einer Elitetruppe von Killern sein soll. Denn von dieser am Anfang suggerierten Kompetenz ist nicht viel zu entdecken. Hinzukommt, dass es Hailee Steinfeld und Sophie Turner anzumerken ist, dass „Secret Agency“ nicht ihr präferiertes Format ist. Da stellt sich die Frage, in welcher Art von Knebelvertrag die beiden stecken, dass sie sich zu so etwas herablassen müssen. Gleiches gilt für Samuel L. Jackson. Bleibt nur zu hoffen, dass sie wenigstens einigermaßen bezahlt wurden.

Fazit: Die 99 Minuten, die ich für „Secret Agency“ verwendet habe, bekomme ich nicht zurück. Leider. Ich empfehle euch, nicht den gleichen Fehler zu begehen und stattdessen was Gutes zu gucken.

Trailer

Handlung

Nr. 83 ist 16 und Klassenbeste. Sie kann Waffen blind zusammenbauen, fahren wie ein Rennfahrer, zuschlagen wie Jackie Chan und schießen wie Wyatt Earp. Aber sie hat keine beste Freundin, gehört zu keiner Clique und war noch nie auf einer Party. Denn Nr. 83 wird an einer geheimen staatlichen Schule für jugendliche Killer-Agenten erzogen. „Keine Bindungen“ ist das Motto von Ausbilder Hardman. Doch seine Starschülerin möchte lieber ein ganz normaler Teenager sein. Bei einem Einsatz täuscht sie ihren Tod vor und taucht als Austauschschülerin Megan Walsh an einer kleinen Highschool wieder auf. Und hier bekommt sie es mit richtig harten Gegnern zu tun: ihren Mitschülern. Vollends brenzlig wird die Situation, als die skrupellose Terroristin Victoria Knox sie aufspürt …

(Quelle: Ascot Elite Home Entertainment)

Details

Format: PAL
Sprache: Deutsch, DTS-HD Master Audio 5.1 / Englisch, DTS-HD Master Audio 5.1
Untertitel: Deutsch
Region: Region B/2
Bildseitenformat: 16:9 – 1.77:1
Anzahl Disks: 1
FSK: Freigegeben ab 12 Jahren
Studio: Ascot Elite Home Entertainmet
Erscheinungstermin: 20.10.2015
Produktionsjahr: 2015
Spieldauer: 99 Minuten

Copyright Cover: Ascot Elite Home Entertainment



Über den Autor

Jen
"Bro. Seriously. Seriously, Bro." "Bro. BroBroBroBro. Seeeeriously." - Hawkeye, Vol. 1