Review
Wer den dahingeschiedenen „Death in Paradise“-Erstermittler schon vermisst hat, bekommt jetzt die Möglichkeit auf ein Wiedersehen. Denn Schauspieler Ben Miller kehrt nicht nur in der Serie „Professor T“ zurück auf die heimischen Bildschirme, er ist zugleich auch die Hauptfigur der britischen Produktion.
UK Adaption der gleichnamigen belgischen Serie
Diese stellt die UK Adaption der gleichnamigen belgischen Serie dar, die bereits mit Matthias Matschke erfolgreich für das ZDF adaptiert wurde.
Dabei ist „Professor T“ ein klassisches Crime Procedural, in dem der außergewöhnliche Kriminologe Professor Jasper Tempest, „Professor T“ eben, eine Reihe von skurrilen und rätselhaften Fällen löst. Gleichzeitig wird sein komplexes Privatleben und die beunruhigenden Auswirkungen eines Kindheitstraumas auf die Psyche eines Erwachsenen erforscht.
Dreh- und Angelpunkt: Professor Jasper Tempest
Professor Jasper Tempest ist Dozent am Institut für Kriminologie in Cambridge.
Er ist für seinen brillanten Verstand, seinen trockenen Humor, seine schrulligen Lehrmethoden und sein schroffes Auftreten berüchtigt; er ist ein wandelndes Lexikon für kriminelles Verhalten, Gewohnheiten und Motivationen. Er ist zwanghaft, grenzwertig autistisch und ein unheilbarer Keimphobiker, der es nicht lassen kann, laut auszusprechen, was er und alle anderen denken, und der zu ausgeklügelten Fantasien neigt, die den Subtext jeder Situation beleuchten.
Diese sind es auch, die die Zuschauer:innen manches Mal an die eigenen Grenzen stoßen lassen. Denn nicht nur einmal integrieren sich diese „Visionen“ und visualisierten Subtexte derart abrupt in die ansonsten recht traditionell aufgemachte Krimiserie, dass es mitunter störend wirkt.
Wie auch immer man diese Sequenzen letztlich finden mag, ist nicht abzustreiten, dass Miller seine Figur hervorragend spielt. Allein schon für das permanente Tragen seiner Einweghandschuhe gebührt ihm Respekt, wissen wir doch selbst durch die Coronapandemie die Lästigkeit explizit dieser Hygienemaßnahme.
Authentisch und selbstverständlich mimt er seinen Professor T, der zudem als (meist) pflichtbewusster Sohn einer herrschsüchtigen Mutter, als widerwilliger Mentor einer ehemaligen Studentin und als zwiegespaltener Verehrer einer alten Flamme auch ein Mann mit einem sehr dunklen Geheimnis ist, mit dem er sich auseinandersetzen muss, als er wieder in sein Elternhaus einzieht.
Very british
Daran anknüpfend entwickeln sich eigene Handlungsstränge abseits der eigentlichen Kriminalfälle.
Von jenen gibt es sechs an der Zahl, entsprechend den sechs Folgen, mit denen Staffel 1 beim Krimi-Publikum vorstellig wird. Diese fallen sehr abwechslungsreich aus und verbinden die typische Ermittlungsarbeit mit den Eigenheiten des Professors, der – nicht immer von allen gleichermaßen gerne – zur Unterstützung der Polizei herangezogen wird. Zu Recht mag man fast behaupten, denn teils rücken die einzelnen Fälle dadurch sehr in den Hintergrund.

Mit Ben Miller als Hauptfigur ermittelt ein ungleiches Team in der UK Adaption der belgischen Krimiserie „Professor T“. (Copyright: Edel:Motion)
Das alles wirkt – abgesehen von den erwähnten visualisierten Subtext-Einschüben – dennoch homogen und es entstehen unterhaltsame Folgen à 45 Minuten. Den angekündigten trockenen Humor des Protagonisten vermisst man allerdings schmerzlich. Diesbezüglich holt die Serie nicht das aus der Figur heraus, was an Potenzial vorhanden ist und zur Auflockerung einer jeweiligen Episode durchaus gut hätte beitragen können, ohne an Ernsthaftigkeit zu verlieren.
Dafür wirkt das Ganze „very british“. Fast schon so sehr, dass man zunächst einen History-Anstrich à la „Der junge Inspektor Morse“ vermuten könnte. Gedeckte Farben, altehrwürdige Schauplätze und die schrullige Art der Hauptfigur tragen zu diesem Eindruck bei, ohne ihn letztlich jedoch bestätigt zu sehen. Nichtsdestotrotz schadet es nicht, wenn man ein Fan von britischen Krimis ist, um sich mit der Inszenierung der Serie anfreunden zu können.
Fazit
Überzeugend in der Besetzung, allen voran durch Ben Miller als tragende Figur, wagt sich „Professor T“ an Themengebiete heran, die in ähnlicher Form bereits in anderen Produktionen zu sehen waren (Stichwort: schrulliger Unterstützer der Polizei), lotet diese aber auf ganz andere Art aus und führt sie gar in Extreme (Stichwort Keimphobie).
Das alles wirkt aber weder befremdlich, sondern weiß in seinen Bann zu ziehen. An einigen Stellen schöpft die Serie jedoch ihr Potenzial nicht ausreichend aus, sodass die erste Staffel von „Professor T“ zwar unterhält, in ihrer Kürze jedoch noch nicht vom Hocker reißt. Hier darf und sollte eine zweite Staffel noch eine Schippe drauflegen.
Professor T – Staffel 1 (UK-Adaption mit Ben Miller) [2 DVDs]
Trailer
Handlung
Jasper Tempest, Kriminologie-Professor an der Universität Cambridge, ist ein brillanter Kopf mit messerscharfem Verstand, einem enzyklopädischen Wissen über Kriminalpsychologie und mit ausgeprägten Marotten. Er ist besessen von Sauberkeit, Struktur und Ordnung und Dank dieser akribischen Organisation hat er seine Zwangsstörung und Keimphobie eigentlich unter Kontrolle. Als Professor T von einer seiner ehemaligen Studentinnen, Detective Sergeant Lisa Donckers, überredet wird, ihr bei den Ermittlungen gegen einen Serienvergewaltiger zu helfen, gerät seine zugeknöpfte Welt jedoch langsam aus den Fugen. Die Arbeit mit der Polizei bringt Professor T weit aus seiner Komfortzone und zwingt ihn sogar, sich mit seinen unterdrückten Gefühlen für eine alte Flamme auseinanderzusetzen.
Außerdem fällt es ihm immer schwerer, sich dem Einfluss seiner herrischen Mutter zu entziehen, mit der er ein quälendes Familiengeheimnis teilt, das einen langen Schatten auf ihrer beider Leben geworfen hat.
(Quelle: Edel:Motion)
Episoden
01 Anatomie einer Erinnerung
02 Ein Fisch namens Walter
03 Tiger, Tiger
04 Mutterliebe
05 Sophie weiß es
06 Eine glückliche Familie
Details
Sprache: Deutsch, Englisch (Dolby Digital 5.1)
Bildseitenformat: 16:9
Anzahl Disks: 2
FSK: Freigegeben ab 12 Jahren
Studio:Â Edel Germany GmbH
Erscheinungstermin: 12.11.2021
Spieldauer: 277 Minuten
Extras: Behind the Scenes / Interview mit Ben Miller
Copyright Cover: Edel:Motion