Review
Für die Coming-of-Age Komödie „Mein etwas anderer Florida Sommer“ (Originaltitel: „Days of the Bagnold Summer“) zeichnet Regisseur Simon Bird verantwortlich. Basierend auf der gleichnamigen Graphic Novel von Joff Winterhart, wagt er sich damit nicht nur an eine Adaption heran, sondern legt zugleich sein (Langfilm)debüt vor.
Dieses gibt es nach zahlreichen Sichtungsmöglichkeiten auf diversen Filmfestivals nun auch im Heimkino zu bestaunen.
Und ein Blick in den 86-minütigen Streifen erweist sich als überaus lohnenswert.
Perfekt besetztes Mutter-Sohn-Gespann
Insbesondere liegt das an den Hauptfiguren (bestehend aus dem Mutter-Sohn-Gespann Sue und Daniel) respektive deren hervorragender Besetzung durch Earl Cave und Monica Dolan.
Earl Cave, seines Zeichens Sohn des Musikers Nick Cave, entpuppt sich nicht zuletzt dadurch als passende Wahl, um einen 16-jährigen, pubertierenden, sich selbst suchenden Metalhead zu spielen. Dass diese Rolle gleichsam seine erste ist, merkt man kaum. Das mag zwar u.a. an der Wortkargheit und Introvertiertheit des zu mimenden Charakters liegen, doch auch beim Schweigen kann man viel falsch machen. Earl Cave hingegen versteht sein Handwerk, und auch wenn die rolleneigenen Ungerechtigkeiten gegenüber seiner Film-Mutter zum Himmel schreien, hätte sie niemand glaubwürdiger und emotionaler darstellen können, als es das Nachwuchstalent tut.
Monica Dolan als Mutter Sue steht ihm in nichts nach. Das filmische Mutter-Sohn-Gespann harmoniert bei aller Disharmonie, die eine Pubertät so mit sich bringt, perfekt miteinander.
Die etwas anderen Sommerferien
Und schon die Inhaltsangabe verrät, dass es beide Figuren nicht leicht miteinander haben:
„Es ist nicht meine Schuld, dass Du die langweiligste Person der Welt bist!“, so Daniel Bagnold.
Er liebt Metallica und eigentlich auch seine Mutter, aber dass er nun gezwungenermaßen seine ganzen Sommerferien mit ihr in einer englischen Kleinstadt statt wie geplant mit seinem in Florida lebenden Vater verbringen muss, bringt den Teenager an den Rand des Nervenzusammenbruchs.
Mit trockenem, britischem Humor und emotionalen Momenten beschreibt „Mein etwas anderer Florida Sommer“ wie sich eine alleinerziehende Mutter und ein pubertierender Sohn nach vielen vergeblichen Versuchen schließlich doch noch annähern und den unfreiwilligen gemeinsamen Sommerferien in der englischen Provinz eine erträgliche Seite abgewinnen können.
Von der Tragik zur Komödie
Der Plot als solcher stellt eine vielversprechende Ausgangslage für einen Film dar, der wiederum deren Potenzial auszuschöpfen weiß. Darüber hinaus lebt der Film jedoch nicht nur von seiner guten Idee und authentischen Handlung, sondern vor allem von der konträren Figurenkonstellation, mit der sich einige Zuschauer sicherlich identifizieren können.

Monica Dolan und Earl Cave als perfekt besetztes Mutter-Sohn-Gespann in „Mein etwas anderer Florida Sommer“. (Copyright: Ascot Elite Home Entertainment)
Schon optisch sorgen der unangepasste Metaller und seine biedere Mutter – witzig, aber ohne lächerlich zu wirken – für einen hohen Unterhaltungswert.
Beide Figuren scheitern auf ihre ganz eigene Art am Leben und mühen sich auf der Suche nach ihrem dortigen Platz ab. Überforderung, Unbeholfenheit und Aggression sind die Folgen, aber auch Liebe schwingt subtil und teenagerkonform in vielen Szenen mit.
So gelangt „Mein etwas anderer Florida Sommer“ von seinen tragischen zu komödiantischen Momenten und wieder zurück.
Kleine Kritik
Während das Innenleben der Mutter ausreichend dargestellt wird, bleibt das „Innere“ des Sohnes zu distanziert und oberflächlich. Kann man die Mutter somit nachvollziehen und genügend kennenlernen, ist der Sohn so, wie er eben ist, ohne auf mögliche Beweggründe und Stimmungslagen näher einzugehen. Diesbezüglich lässt man den Zuschauern nicht nur viel Interpretationsspielraum, auch wäre mehr Tiefe wünschenswert gewesen, statt sich lediglich auf stereotype „Metalhead-Allüren“ zu fokussieren.
Fazit
Emotional, witzig und berührend – all das kann der Film, der dabei überraschend wenig fiktional wirkt.
Trailer
Handlung
Es ist nicht meine Schuld,
dass Du die langweiligste Person der Welt bist!
Daniel Bagnold
Er liebt Metallica und eigentlich auch seine Mutter, aber dass er nun gezwungenermaßen seine ganzen Sommerferien mit ihr in einer englischen Kleinstadt statt wie geplant mit seinem in Florida lebenden Vater verbringen muss, bringt den Teenager an den Rand des Nervenzusammenbruchs.
(Quelle: Ascot Elite Home Entertainment)
Details
Sprache: Deutsch / Englisch
Ton: DTS-HD / Master Audio 5.1
Untertitel: Deutsch
Bildseitenformat: 2.38:1 (1080p/ 24fps)
Anzahl Disks: 1
FSK: Freigegeben ab 12 Jahren
Studio: Ascot Elite Home Entertainment
Erscheinungstermin: 16.10.2020
Produktionsjahr: 2019
Spieldauer: 86 Minuten
Copyright Cover: Ascot Elite Home Entertainment