Review

Fällt der Name Kurt Cobain, so gibt es wohl kaum jemanden, dem nicht seine ehemalige Band Nirvana oder der vermeintliche Selbstmord des Sängers und Musikers umgehend in den Sinn kommt.
Darüber hinaus gibt es über den Mann, der als Ikone und Sprachrohr einer ganzen Generation angesehen wird und mit seiner Musik und Bandkollegen dem Grunge den Weg bereitete und ihn maßgeblich prägte, jedoch noch sehr viel mehr zu entdecken. Seine ambivalente Einstellung zum Thema Underground und Mainstream, seine scheinbar fragil-sensible, schüchterne Persönlichkeit oder seine Drogenexzesse sind genau die Seiten Cobains, die von den Medien immer wieder aufgegriffen wurden, um für Schlagzeilen zu sorgen. Dramatisch, tragisch, aber wenig verwunderlich war es daher für die meisten, als es im April 1994 hieß, Kurt Cobain habe sich unter Heroineinfluss erschossen, nachdem er kurz zuvor aus einer Entzugsklinik geflohen sei.

Wie es bei derart tragischen Todesfällen berühmter Persönlichkeiten so ist, rufen jene zuweilen zahlreiche Skeptiker und Verschwörungstheoretiker auf den Plan. Auch nach 21 Jahren beschäftigt der vermeintliche Selbstmord Cobains den einen oder anderen, darunter Privatdetektiv Tom Grant. Er klagt bis heute an: „Kurt Cobain wurde ermordet!“
Eine Behauptung, die das Dokumentardrama „Kurt Cobain – Tod einer Ikone“, ein Film von Benjamin Statler, zu bestätigen versucht, denn:

Dieser Film untersucht den Tod von Kurt Cobain.
Er zeigt persönliche Schlussfolgerungen und Meinungen von Fachleuten, die auf der Fallakte und Tonaufnahmen von Privatdetektiv Tom Grant basieren. Sie bestätigen, was Tom Grant herausgefunden hat.

Es ist unwahrscheinlich, dass Courtney Love mit dem Inhalt des Films einverstanden ist. Aus Respekt vor der Tatsache, dass es sich um den Tod ihres Ehemannes handelt, wurde Mrs. Loves Sichtweise des Geschehens der des Polizeidepartments in Seattle angeglichen.

Sie entscheiden …

(aus „Kurt Cobain – Tod einer Ikone“, einleitende Anmerkung zu Beginn des Films)

Tom Grant selbst wurde im April 1994 von Cobains Ehefrau Courtney Love beauftragt, den zu dem Zeitpunkt als verschwunden geltenden Rockstar zu finden. Seine Recherche und Suche führte ihn u.a. direkt an die Orte des Geschehens, ließ ihn mit Personen aus dem näheren Umfeld Cobains sprechen und ihn vor und vor allem nach dem Auffinden der Leiche des Musikers auf einige Ungereimtheiten stoßen.

Während für die Polizei ein Selbstmord schnell beschlossene Sache war, die Medien Cobain offiziell in den „Klub 27“ aufnahmen und Fans ihrer Trauer freien Lauf ließen, nicht wenige eiferten ihrem Idol auch dahingehend nach, dass sie sich ebenfalls umbrachten, ermittelte Grant aufgrund seiner scheinbar berechtigten Zweifel weiter. Die Ergebnisse seiner privatdetektivischen Arbeit bilden das Fundament des Films „Kurt Cobain – Tod einer Ikone“.

Positiv fällt beim Schauen auf, dass hier aber keine reißerische Enthüllungsstory geboten werden soll, vielmehr belegen Tonaufnahmen und Fakten die Zweifel Grants am Selbstmord von Kurt Cobain und bringen auch den Zuschauer noch einmal gründlich zum Nachdenken.
Innerhalb des filmischen Mix‘ aus Doku und „Spielfilm“, der mit Original-Audioeinspielern (u.a. von Courtney Love sowie Kurt Cobains damaligem Freund Dylon Carlson) und Interviewausschnitten (u.a. von Cobains Freunden Mitch Holmquist und Ben Berg sowie dokumentierten Anmerkungen von Grant selbst) ergänzt wird, wird auch ein eingefleischter Nirvana- oder Kurt Cobain-Fan noch mit einigen interessanten und bisher nicht bekannten Tatsachen konfrontiert.

So deckte Grant bisher beispielsweise auf, dass die Vermisstenanzeige nach dem Verschwinden Cobains aus der Entzugsklinik nicht, wie publik gemacht wurde, von Kurts Mutter, sondern von Courtney Love aufgegeben wurde, dass es nicht Cobains eigene Schrotflinte war, die für den in die Geschichte eingegangenen Kopfschuss genutzt wurde, sondern jene auf Cobains Freund Dylon Carlson registriert war, dass die Dosis Heroin, die sich der Musiker vor seinem Tod setzte, laut toxikologischem Bericht derart hoch gewesen sei, dass er hätte bewusstlos werden müssen, ehe er sich hätte erschießen können oder dass die Lage der Patronenhülse am Tatort keine unmittelbare logische Schlussfolgerung auf einen Selbstmord zulässt.
Zusätzliche Widersprüche von Courtney Love, durch Aufnahmen dokumentiert, oder eine Analyse des vermeintlichen Abschiedsbriefs unterstützen den Eindruck, den Grant den Zuschauern vermitteln will.

Plausibel bringt „Kurt Cobain – Tod einer Ikone“ daher die bisherige offizielle Version über den Tod des Musikers ins Wanken und füttert die damit einhergehende Theorie, Cobain sei Opfer eines Mordkomplotts geworden, mit authentischen Dokumenten und Aufnahmen. Wie jedoch die oben zitierte und zu Beginn der Dokumentation gezeigte Anmerkung erahnen lässt, bleiben auch nach den knapp 86 Minuten Spielzeit noch viele Fragen offen und ein vorübergehendes Urteil dem Zuschauer selbst überlassen.

Kommt im Dokudrama "Kurt Cobain - Tod einer Ikone" nicht gut weg: Steckt Courtney Love, Ehefrau des Musikers, gespielt von Sarah Scott, hinter dem Tod Kurt Cobains? (Copyright: Ascot Elite)

Kommt im Dokudrama „Kurt Cobain – Tod einer Ikone“ nicht gut weg: Steckt Courtney Love, Ehefrau des Musikers, gespielt von Sarah Scott, hinter dem Tod Kurt Cobains? (Copyright: Ascot Elite)

Eine Bewertung des Dokumentardramas fällt somit nicht leicht. Die Machart, bestehend aus nachgestellten spielfilmartigen Szenen und Dokumentationscharakter, ist durchaus gelungen. Die Theorien Grants sind glaubwürdig und scheinen fundiert, trotzdem wirkt „Kurt Cobain – Tod einer Ikone“, vorrangig aus der Sicht des Privatdetektivs, noch ziemlich eindimensional. Der Film hat zwar nicht den Anspruch, den Fall Kurt Cobain lückenlos aufzuklären, sondern nur die bisherigen Ermittlungen des Privatdetektivs darzustellen, und ohne eine Wiederaufnahme des Falls, die es insbesondere von den zuständigen Behörden zu überdenken gilt, denn die Notwendigkeit dazu steht nach den hier gebotenen Fakten fest, lassen sich sicherlich keine finalen Schlüsse ziehen. Neben den zahlreichen interessanten Fakten und guten Theorieansätzen scheint das Dokudrama aber doch recht kurz und oberflächlich und lässt den Zuschauer den Wert der DVD überdenken.

Fans schauen rein, auch jene, die sich mit Cobains fraglichem Selbstmord ein wenig näher beschäftigen möchten, sollten einen Blick riskieren, womit man schließlich jedoch zunächst weiterleben muss, ist die Tatsache, dass auch Tom Grant noch keine explizite Antwort darauf geben kann, ob Kurt Cobain Suizid begangen hat oder ermordet wurde. Dies war auch nicht Ziel des Films, trotzdem verursacht dieser Umstand nach dem Schauen ein wenig befriedigendes Gefühl, zumal viele von Grants Ausführungen nur allzu offensichtlich scheinen.

Trailer

Inhalt

Innerhalb weniger Jahre wurde Kurt Cobain mit Nirvana zum Idol einer ganzen Generation. Doch der schnelle Ruhm setzte den eher scheuen Grungerocker immer mehr unter Druck. Drogen schafften ihm trügerische Erleichterung.
1994 flüchtete er aus einer Entzugsklinik und schoss sich, vollgepumpt mit Heroin, in den Kopf. Ein tragischer Selbstmord! – Das ist die offizielle Version der Geschichte.

Privatermittler Tom Grant war ganz nah dran an den Ereignissen im April 1994. Denn Courtney Love, Cobains Ehefrau, hatte ihn beauftragt, den verschwundenen Rockstar zu finden. Von Anfang an konnte Grant das schnelle Urteil der Polizei nicht nachvollziehen. Es gab zu viele Ungereimtheiten. Cobains Schicksal ließ Grant nicht mehr los. Er ermittelte weiter und heute ist er überzeugt, dass Cobain Opfer eines Mordkomplotts wurde …

(Quelle: Ascot Elite)

Details

Format: Dolby, PAL, Widescreen
Sprache: Deutsch (Dolby Digital 5.1), Englisch (Dolby Digital 5.1)
Untertitel: Deutsch
Bildseitenformat: 16:9 – 2.40:1
Anzahl Disks: 1
FSK: Freigegeben ab 12 Jahren
Studio: Ascot Elite Home Entertainment
Erscheinungstermin: 09.06.2015
Produktionsjahr: 2015
Spieldauer: 90 Minuten
Extras: Deutscher Trailer / Trailershow

Copyright Artikelbild: Ascot Elite Home Entertainment



Über den Autor

Conny
"Das Durchschnittliche gibt der Welt ihren Bestand, das Außergewöhnliche ihren Wert." - Oscar Wilde