Review
Vom Roman zum Film
In literarischer Form klärt Kriminalkommissar William Wisting bereits seit einiger Zeit in Norwegen diverse Mordfälle auf. Nun findet die Figur aus der Feder von Autor Jørn Lier Horst auch den Weg auf die Bildschirme.
Basierend auf den gleichnamigen Bestsellerromanen „Eisige Schatten“ und „Jagdhunde“ ist daher ab sofort „Kommissar Wisting“ als DVD, Blu-ray und digital für das Heimkino erhältlich.
Die Veröffentlichung umfasst beide Romane als Zweiteiler – jeweils in Spielfilmlänge. Das macht nicht nur vier Spielfilme insgesamt, sondern auch eine Gesamtlaufzeit von ca. 360 Minuten.
Nordic Noir war zu erwarten und Nordic Noir wird auch geboten
Sowohl „Eisige Schatten (Teil 1 + 2)“ als auch „Jagdhunde (Teil 1 + 2)“ behandeln zwei abgeschlossene Kriminalfälle, die – entsprechend der norwegischen Kulisse und kühlen Inszenierung – eine teils bedrückende Stimmung und zuweilen viel Spannung heraufbeschwören.
Nordic Noir war zu erwarten und Nordic Noir wird demnach auch geboten. Dies sogar mit zuweilen sehr ausdrucksstarker Bildsprache, einer meist ruhigen, entschleunigten Art und Kameraführung sowie in kühlen-düsteren Kulissen.
Mitunter vorhersehbar
Der Handlungsverlauf beider Zweiteiler fällt allerdings aus verschiedenen Gründen mitunter sehr vorhersehbar aus.
Zum einen liegt dies an den Figuren und Figurenkonstellationen, zum anderen am Plot als solchen.
Im Mittelpunkt stehen der Kriminalkommissar William Wisting und seine Tochter, die Journalistin Line Wisting. Wenn Polizeiarbeit und Journalismus aufeinandertreffen, sind Interessenskonflikte beider Berufsgruppen vorprogrammiert.
Hinzu kommen die privaten Probleme und Schicksalsschläge sowie die charakterlichen Züge einiger Figuren – allen voran jene der Protagonisten wie etwa die des eigenbrötlerischen Einzelgängers und gleichzeitigen Titelhelden – , die bekannt wie beliebt sind. Dies betreffend hätte man sich dann doch einige neue Ideen gewünscht.
Sind viele (Haupt)rollen also sehr schablonenhaft angelegt, machen die SchauspielerInnen ihre Arbeit indessen sehr gut. Sven Nordin und Carrie-Anne Moss sind diesbezüglich die Hauptakteure, die sowohl ihre Figuren als auch die ihnen gestattete Screentime angemessen ausfüllen.

Thea Green Lundberg, Sven Nordin und Carrie-Anne Moss gemeinsam vor der Kamera für „Kommissr Wisting“. (Copyright: WDR mediagroup / Release Company)
Auch die Zusammenarbeit zwischen der lokalen norwegischen Polizei und dem FBI, das zum Erfassen eines amerikanischen Serienmörders hinzugezogen wird, lässt zwei Welten aufeinandertreffen, deren Vorgehensweisen schon vorab Schwierigkeiten und Unterschiede mit Konfliktpotenzial erahnen lassen. So kommt es häufig dann auch zu Szenen, die zu erwarten sind und wenig überraschen.
Überraschen tun hingegen einige Nebenhandlungen, die zwar kurzweilig für Spannung sorgen, sich jedoch final als irrelevant für die eigentliche Handlung erweisen.
Die Mordfälle an sich sind hingegen atmosphärisch inszeniert und entwickeln sich trotz ihrer teils vorhandenen Vorhersehbarkeiten komplex und interessant. Es mag eine Frage des persönlichen Geschmacks und Eindrucks sein, dass „Jagdhunde“ alles in allem jedoch nicht gänzlich an die Stärken von „Eisige Schatten“ heranreicht.
Fazit
Mit „Kommissar Wisting“ hat es nicht die erste Romanverfilmung ins Heimkino geschafft, aber eine, die durchaus sehenswert ist. Die zwei Zweiteiler der Thriller-Reihe um die Titelfigur trumpfen dabei nicht unbedingt mit Überraschungen auf oder erfinden das Genre ganz neu, reihen sich aber in die obere Riege der Scandinavian-Noir-Veröffentlichungen ein und dürften Fans vom verfilmten Nordic Crime einige unterhaltsame Stunden bereiten.
Trailer
Handlung
Eisige Schatten – Teil 1 & 2
In dem kleinen Dorf Larvik wird eine verweste Leiche gefunden. Bei der Obduktion wird zum Entsetzen von Kommissar Wisting (Sven Nordin) und seinem Team eine Spur zu dem seit 20 Jahren verschwundenen, amerikanischen Serienmörder Robert Godwin aufgedeckt, der mehr als 7 Frauen ermordet hat. Um das Team bei ihren Ermittlungen zu unterstützen, reisen die FBI-Special-Agents Magge Griffin (Carrie-Anne Moss) und ihr Kollege an. Es beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit, als die Tochter Line Wisting (Thea Green Lundberg), dem Serienmörder unwissentlich gefährlich nahekommt.
Jagdhunde – Teil 1 & 2
Kommissar Wisting wird von dem Anwalt des verurteilten Frauenmörders Vidar Haglund bezichtigt, damals die Beweise so manipuliert zu haben, dass sein Mandant seit 17 Jahren unschuldig im Gefängnis sitzt. William Wisting wird vorerst suspendiert. Unterdessen verschwindet die Bloggerin Linnea Kaupang, die erst vor kurzem wegen eines Stalkers Anzeige gegen Unbekannt erstattet hatte. Linneas Eltern wenden sich in ihrer Verzweiflung an Kommissar Wisting, der sofort mit der Suche beginnt.
(Quelle: WDR mediagroup / Release Company)
Details
Sprache: Deutsch, OV (Norwegisch, Englisch)
Ton: Dolby Digital 2.0 + 5.1 / Hörfilmfassung 2.0
Untertitel: Deutsch für Hörgeschädigte
Bildseitenformat: 1080p/25
Anzahl Disks: 1
FSK: Freigegeben ab 12 Jahren
Studio: WDR mediagroup / Release Company
Erscheinungstermin: 13.11.2020
Produktionsjahr: 2019
Spieldauer: ca. 360 Minuten
Copyright Cover: WDR mediagroup / Release Company