Review

Ein düsteres Märchen für Erwachsene

Deutschlands erste Horrorserie, „Hausen“ mit Namen, hat mit der ersten Staffel nun auch Einzug ins Heimkino gehalten.

Das Sky Original vereint (Haunted House-)Horror, Mystery und Drama miteinander, um ein geheimnisvolles emotionales Kammerspiel in einem besessenen Plattenbau entstehen zu lassen.

Immer wieder gibt sich die achtteilige Serie unter der Regie von Thomas Stuber dabei zudem symbolträchtig, metaphorisch sowie oftmals sehr surreal und wirkt durch all ihre überhöhte Fantastik wie ein düsteres Märchen für Erwachsene, das partiell gar Assoziationen zu dem Musikwerk „Verfallen, Folge 1: Astoria“ von der Gothic Novel Rock Band ASP weckt.

Typen als Figuren & ein Haus als Hauptdarsteller

Neben großen menschlichen Themen wie etwa Vater-Sohn- oder Mann-Frau-Beziehungen findet hier auch eine (mal mehr und mal weniger) versteckte Gesellschaftskritik Eingang in die Produktion. „Hausen“ zeichnet letztlich ein Bild davon, was passieren kann, wenn uns die Empathie verloren geht. Veranschaulicht wird dies alles durch starke Typen als Figuren und dem stimmungsvoll inszenierten Haus als Hauptdarsteller.

Bildet der marode Plattenbau als solcher schon das ganze Setting, spaltet sich dieses dennoch wiederum durch jede Wohnung in weitere einzelne kleine Settings auf und lässt die Zuschauer somit in eine jeweils andere Welt eintauchen. Nimmt man in der ersten Kameraeinstellung also noch am Leben des Trümmerpärchens Cleo (gespielt von Lilith Stangenberg) und „Scherbe“ (gespielt von Daniel Sträßer) teil, richtet sich der Blick im nächsten Moment auf ein Rentnerehepaar. Jede Figur hat ihr Päckchen zu tragen, das in den meisten Fällen mit Schuld respektive Schuldgefühlen beladen ist.

Inmitten dieser diversen Nachbarschaft finden sich Charly Hübner als neuer Hausmeister Jaschek und Tristan Göbel als dessen Filmsohn Juri ein. Der Bogen, der von ihrer Ankunft am und im Haus zu Beginn der Serie bis zu (Achtung, Spoileralarm!) Juris Reise in den Weltraum am Ende der ersten Staffel geschlagen wird, zeigt, dass „Hausen“ andere Wege geht, eine Mystery-/Horror-Geschichte auf dem Bildschirm zu erzählen. Insbesondere die damit einhergehende und bereits erwähnte überhöhte fantastische Ebene ist es, die allerdings polarisieren könnte.

Teils zu befremdlich

Bei aller Liebe zur Mystik oder zu paranormalen und surrealen Sequenzen, wirken jene manchmal doch zu befremdlich im sonst eher realistisch aufgezeigten Bewohneralltag. Eine Steigerung von Spannung oder Erzeugung von Angst und Bedrohlichkeit passiert dadurch nicht; vielmehr lenken diese Szenen sogar zu sehr davon ab.

Die Mystery-/Horror-Serie „Hausen“ zeigt den Alptraum im Plattenbau. (Copyright: Lago Film / Reiner Bajo)

Zudem fragt sich der Zuschauer des Öfteren an genau diesen Stellen, wohin sich die Serie bzw. das Geschehen entwickeln wird. Eine Reise in den Weltraum ist allerdings das Letzte, was einem dazu eingefallen wäre. Man mag also entweder davor den Hut ziehen oder darüber mit dem Kopf schütteln. Diesbezüglich ist primär der persönliche Geschmack gefragt.

Fazit

Was man „Hausen“ hingegen unbestritten lassen muss, ist, dass die Serie von dem Zusammenspiel aus einem ruhigen, unaufgeregten Schauspiel, den reduzierten Sprach- und Dialoganteilen, der stimmungsvollen musikalischen Untermalung und dem kammerspielartigen Charakter durch die Konzentration auf den Schauplatz „Haus“ als Mikrokosmos lebt. All dies in Kombination macht die ganz spezielle Atmosphäre der Serie aus, an der jedoch nicht jeder Gefallen finden wird. Insbesondere die paranormalen, fantastischen und surrealen Elemente werden die Meinungen spalten und die herkömmlichen Horror-Schaugewohnheiten auf die Probe stellen.

Hausen – Staffel 1 – [Blu-ray]Hausen – Staffel 1 – [DVD]

Trailer

Handlung

Der Albtraum im Plattenbau

Nach dem Tod seiner Mutter ziehen der 16-jährige Juri und sein Vater Jaschek in einen heruntergekommenen Plattenbau am Rand der Stadt. Während Jaschek versucht, als Hausmeister des maroden Gebäudes eine neue Existenz für sich und seinen Sohn aufzubauen, entdeckt Juri nach und nach, dass das Haus ein bösartiges Eigenleben hat und sich vom Leid seiner Bewohner ernährt. Um es zu bekämpfen, muss Juri die teils feindselige, teils apathische Blockbevölkerung zur Zusammenarbeit bewegen – und sich gegen seinen Vater auflehnen, der immer mehr in den Bann des Hauses gerät.

(Quelle: Eye See Movies)

Episoden

01 Der Block
02 Hausregeln
03 Hunde und Katzen
04 Verlorene Söhne
05 Echos
06 Blinde Flecken
07 Mene Tekel
08 Juris Reise

Details

Sprache: Deutsch, Hörfilmfassung
Untertitel: Deutsch für Hörgeschädigte
Tonformat: DTS HD MA 5.1
Bildseitenformat: 1920×1080 / 16:9
Anzahl Disks: 2
FSK: Freigegeben ab 16 Jahren
Studio: Eye See Movies
Erscheinungstermin: 14.01.2021
Spieldauer: 480 Minuten
Extras: Making-of / Interviews mit Cast & Crew / VFX Reel / 12-seitiges Booklet

Copyright Cover: Eye See Movies



Über den Autor

Conny
"Das Durchschnittliche gibt der Welt ihren Bestand, das Außergewöhnliche ihren Wert." - Oscar Wilde