Review
M. Night Shyamalans Comic-Trilogie
Während manch einer in M. Night Shyamalans „Split“ dessen Comeback zu früherer Schaffenskraft erblickt hat („The Sixth Sense“, „Signs – Zeichen“), werden böse Zungen behaupten, das Beste an dem Psychothriller war – neben der furiosen schauspielerischen Leistung von James McAvoy als vielfach gespaltene Persönlichkeit Kevin Wendell Crumb – der Cameo von Bruce Willis in seiner Rolle des David Dunn aus „Unbreakable – Unzerbrechlich„.
Durch diesen Kniff hat Shyamalan seine Filme über einen übermenschlichen Helden und dessen ebenbürtigen Antagonisten unverhofft zusammengeführt.
19 Jahre nach „Unbreakable“ kommt es im vorliegenden „Glass“, dem Abschluss der Trilogie, also zum Superhelden-Klassentreffen. Selbstverständlich darf auch die titelgebende Figur des Elijah Price alias Mr. Glass (Samuel L. Jackson) nicht fehlen, von dem wir wissen, dass ihm jedes Mittel recht ist, um zu beweisen, dass übermenschliche Superwesen nicht nur in Comics existieren.
Der Aufpasser vs. Die Horde
Nachdem sich David Dunn (Bruce Willis) lange Zeit gegen seine Rolle als Superheld gewehrt hat, streift er nun, nach dem Tod seiner Ehefrau, als stählerner Wächter und Vigilant durch die Straßen. Sein „Sidekick“ ist mittlerweile sein Sohn (Spencer Treat Clark in wiederkehrender Rolle), mit dem er während seiner Einsätze jederzeit über ein Mikrofon verbunden ist.
Sein neuester Fall bringt ihn auf die Spur von Kevin Wendell Crumb alias „Die Horde“ alias „Die Bestie“Â (James McAvoy).
Crumb leidet unter multipler Persönlichkeitsstörung. In seinem Körper kämpfen unter anderem der neunjährige Junge Hedwig, die vornehme Dame Patricia, aber auch und vor allem die übermenschliche Bestie um den Platz am Licht. Die Bestie hält einige Cheerleader in Gefangenschaft, als Dunn, den die Medien mittlerweile den Aufpasser getauft haben, ihn aufspürt. Es kommt für kurze Zeit zum Showdown der Giganten. Der Polizei gelingt es jedoch Held und Antagonist zu stellen und in Gewahrsam zu nehmen.
Der unverwüstliche Beschützer und die – bisweilen – monströse Kreatur kommen in eine psychiatrische Anstalt, in der auch schon das an der Glasknochen-Krankheit leidende Supergenie Elijah Price alias Mr. Glass (Samuel L. Jackson) verweilt. Die Insassen werden von der Psychiaterin Dr. Ellie Staple (Sarah Paulson) behandelt. Diese möchte ihnen beibringen, dass sie sich nicht in einem Comic-Buch befinden und ihr Kampf von Gut gegen Böse nicht auf einem übermenschlichen Niveau abläuft. Elijah Price vertritt bezüglich der Existenz von außergewöhnlichen Personen jedoch eine gänzlich andere Auffassung.
Auf der Habenseite
Gerade zu Beginn und im Verlauf der ersten Hälfte von „Glass“ gelingt es Regisseur M. Night Shyamalan, der auch die Drehbücher zu allen drei Filmen verfasste, die Erwartungen an seinen Comic-Thriller zu erfüllen. Er präsentiert dem Zuschauer eine recht geerdete Superhelden-Geschichte, fernab der Marvel- und DC-Blockbuster, die von Liebe zu Comics und auch von Meta-Humor geradezu überschwappt.
Insbesondere das erste Aufeinandertreffen gerät ausgesprochen episch, wenn David Dunn und die übermächtige Bestie die Muskeln spielen lassen. Dabei profitiert der Thriller vor allem davon, dass nicht nur James McAvoy erneut als irrwitzige Tour de Force brilliert, sondern auch die schon leicht angegrauten Hollywood-Größen Bruce Willis (u.a. „Death Wish“) und Samuel L. Jackson (u.a. „Marvel Agents of S.H.I.E.L.D.“) in Spiellaune für diese Superheldenreise sind. Auch die erste Therapiesitzung mit den drei ungleichen Patienten ist von Shyamalan unvergesslich inszeniert.
Und trotzdem wäre mehr drin gewesen
Leider bewahrheitet sich aber auch in „Glass“ die Tatsache, dass M. Night Shyamalan ein weitaus besserer Regisseur als Drehbuchautor ist. Während sein Comic-Thriller durchweg hervorragend gefilmt ist, gerät er erzählerisch ab der Mitte ins Straucheln und zuweilen auch langatmig. Seine eigentliche Stärke, die typischen „Plot Twists“, sind hier zwar auch vorhanden, vermögen dem Film aber keine sonderliche unerwartete Spannung oder gar Nervenkitzel hinzuzufügen.
Dazu gesellt sich noch eine Art Verschwörungstheorie, die gegen Ende auch einen Elijah Price in einem unzutreffenden Licht dastehen lässt, ohne zu viel verraten zu wollen.
Auch die wiederkehrenden Nebenfiguren Spencer Treat Clark als Sohn Joseph Dunn, Charlayne Woodard als Elijahs Mutter, jeweils aus „Unbreakable – Unzerbrechlich“, sowie Anya Taylor-Joy als Casey Cooke aus „Split“, bekommen zwar vermehrt Screentime, allerdings ohne erheblich an Tiefe zu gewinnen. Das gilt auch für Sarah Paulson („American Horror Story“), deren Rolle als Psychiaterin der Superwesen zwar interessant sein könnte, aber vom Gesamteindruck leider blass bleibt.
Allerdings gelingt der „Showdown“ wieder derart passend bodenständig und konsequent, dass Shyamalan dafür zum Ende hin noch einmal Beifall verdient.Â
Fazit
M. Night Shyamalans „Glass“ ist der Abschluss seiner „Eastrail 177 Trilogy“. Qualitativ ist er sicherlich deutlich hinter „Unbreakable“, aber meines Erachtens noch vor „Split“ zu verorten. Damit ist der ambitionierte Comic-Thriller weder eine herbe Enttäuschung, noch lässt er Fans der Reihe himmelhoch jauchzen.
Wer sich den Film anschaut, der bekommt hier und da rasante Action, Liebe für Comics, tolle Darsteller und manchmal Humor in eigenen Angelegenheiten seitens Shyamalan. Das reicht für einen unterhaltsamen Filmabend.
Trailer
Inhalt
M. Night Shyamalan verwebt die unvergesslichen Erzählungen zweier seiner visionärsten Filme miteinander – „Unbreakable – Unzerbrechlich“ und „Split“ – und schafft einen explosiven, brandneuen Comic-Thriller: „Glass“.
David Dunn (Bruce Willis) verfolgt jeden einzelnen Schritt von Crumbs (James McAvoy) übermenschlichem Wesen – der Bestie. Gleichzeitig scheint aus dem Verborgenen heraus Elijah Price (Samuel L. Jackson) die Fäden des grausamen Spektakels in der Hand zu halten.
(Quelle: Disney)
Details
Format: Breitbild
Sprache: Italienisch (DTS HD HR 5.1), Deutsch (DTS HD HR 5.1)
Untertitel: Deutsch, Italienisch
Region: Region B/2
Bildseitenformat: 2.39:1
Anzahl Disks: 1
FSK: Freigegeben ab 16 Jahren
Studio:Â Walt Disney Studios Home Entertainment
Erscheinungstermin: 23.05.2019
Produktionsjahr: 2019
Spieldauer: 130 Minuten
Extras: Alternativer Anfang / Zusätzliche Szenen / Featurettes zu Figuren, Regie, Stunts, Effekten, Sound, Storyboards und mehr
Copyright Cover: © 2019 Buena Vista Home Entertainment, Inc.