Review

Angepriesen als französische Sommerkomödie erscheint „Der Vater meiner besten Freundin“ nun auch auf DVD und Blu-ray. Und wie der Titel schon verheißt, handelt es sich um einen Film, der neben komödiantischen Aspekten zudem sozialkritische und dramatische Elemente beinhalt.
Erzählt wird die Geschichte der befreundeten Väter Antoine und Laurent, die mit ihren Töchtern Louna und Marie gemeinsam Urlaub auf Korsika machen. So weit, so gut, wären da nicht Lounas erwachende Gefühle für „den Vater ihrer besten Freundin“.

„Der Vater meiner besten Freundin“ will auf seinen 102 Minuten Laufzeit sehr viel:
Seichte Unterhaltung und eine Komödie sollen geboten werden, die die Zuschauer zum Lachen bringen. Ein Teeniefilm möchte er sein, der ebenjene Zielgruppe (FSK ab 12 Jahren) ebenso abholt wie erwachsene Zuschauer. Ein Drama will man implizieren, indem der Verrat einer Freundschaft (sowohl zwischen den beiden Töchtern als auch zwischen den beiden Vätern) zum Thema gemacht wird. Ein bisschen sexy und schockieren dürfte er auch gerne, denn das gibt allein schon die Grundidee hinter „Der Vater meiner besten Freundin“ her. Und letztlich darf natürlich auch eine kleine Portion Liebe, Erotik und Lolita-Attitüde nicht fehlen.

Was 1977 noch unter dem Namen „Aller Anfang macht Spaß“ für Tabubrüche und Diskussionen gesorgt hat, sollte als Remake unter dem Titel „Der Vater meiner besten Freundin“ im Jahre 2016 aber doch kaum mehr aufschrecken und für Furore sorgen, oder?
Tut es auch nicht. Das liegt jedoch nicht unbedingt an der dem Film zugrunde liegenden Thematik, sondern vielmehr an der gesamten Umsetzung der Neuverfilmung des einstigen „Moral-Schockers“. Vor allem scheitert „Der Vater meiner besten Freundin“ an dem Vorhaben, den Spagat zwischen Ernsthaftigkeit und Humor zu schaffen. Aspekte einer klassischen Komödie rücken derart in den Hintergrund, dass der Zuschauer nur selten auf witzige Szenen trifft. Der Fokus liegt hier mehr auf dem Verrat der Männerfreundschaft zwischen den beiden Vätern. Von der Anpreisung einer französischen Sommerkomödie bleiben somit zunächst nur die Begriffe „französisch“ und „Sommer“ übrig. Beide finden sich im Film aber hervorragend wieder, denn sowohl die Kulisse ist passend und sommerlich eingefangen, als auch die französische Handschrift des Films ist permanent zu spüren.

Letzteres ist nicht jedermanns Geschmack, denn mit dem französischen Flair hält auch eine gewisse Hektik Einzug in den Film. Das an Louis de Funès erinnernde abgehackte, zackige und temporeiche Spiel – insbesondere von Schauspieler François Cluzet in seiner Rolle als Antoine – wirkt dadurch zu aufgesetzt und overacted und lenkt zu sehr von der eigentlichen Grundidee hinter „Der Vater meiner besten Freundin“ ab.

Die sich anbahnende sexuelle Beziehung zwischen den Figuren Louna und Laurent bleibt zu oberflächlich und birgt keine Unterhaltung. Weder dramaturgische noch lustige Aspekte sind ihren Szenen abzugewinnen.

Der Vater ihrer besten Freundin hat es ihr angetan: Lola Le Lann (als Louna) und Vincent Cassel (als Laurent) | Copyright: Weltkino Filmverleih

Der Vater ihrer besten Freundin hat es ihr angetan: Lola Le Lann (als Louna) und Vincent Cassel (als Laurent) | Copyright: Weltkino Filmverleih

Das schauspielerische Talent der Hauptfigur Louna, gespielt von Lola Le Lann, kann zwar durchaus überzeugen – ihr nimmt man sowohl die jugendliche Leichtigkeit und Unbekümmertheit ab wie auch die ernster werdende romantische Schwärmerei – alles in allem wirkt ihre Screentime jedoch sehr begrenzt, um die Entwicklung ihres Charakters ausreichend darstellen zu können.

Indem „Der Vater meiner besten Freundin“ genretechnisch nur bedingt eine klare Linie fährt und darüber hinaus in allen Belangen zu oberflächlich bleibt, verliert der Film nicht nur an Intensität, sondern auch an Atmosphäre.
Eher unbeteiligt verfolgt der Zuschauer das Geschehen – und wird schließlich feststellen, dass man in den vergangenen 102 Minuten seine Zeit auch anders hätte nutzen können.

Interessant und informativ – sogar mehr noch als der Film – ist das als Bonusmaterial angefügte Interview mit den beiden Schauspielern Vincent Cassel (Laurent) und François Cluzet (Antoine), die einen Blick hinter die Dreharbeiten von „Der Vater meiner besten Freundin“ werfen und uns an ihren Eindrücken über die 1977er Vorlage teilhaben lassen.

Es bleibt ein „must not be seen“ für „Der Vater meiner besten Freundin“, aus dem man locker ein „must be seen“ hätte machen können. So aber sollte die ursprüngliche Fassung aus den 70er Jahren vielleicht vorgezogen werden.

Trailer

Handlung

Endlich Urlaub! Louna und Marie wollen am Strand von Korsika Jungs aufreißen und nächtelang feiern gehen. Einziges Problem: Ihre Väter sind mit von der Partie. Während Lounas Vater Antoine nur strenge Vorschriften macht, sieht Maries Papa alles ganz locker. Auch sonst macht Laurent ziemlich Eindruck auf Louna. Eines Abends am Strand schließlich entlädt sich die Spannung zwischen den beiden. Für Laurent war es nur ein Ausrutscher, doch Louna ist bis über beide Ohren verliebt. Als Antoine davon Wind bekommt, dass seine Tochter mit einem älteren Mann geschlafen hat, versucht er mit allen Mitteln herauszufinden, wer der Mann ist. Dabei bittet er ausgerechnet Laurent um Hilfe.

(Quelle: Weltkino Filmverleih GmbH)

Der Vater meiner besten Freundin – Homepage
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Details

Format: Dolby, PAL
Sprache: Deutsch (Dolby Digital 5.1), Deutsch (DD Stereo), Französisch (Dolby Digital 5.1), Französisch (DD Stereo)
Untertitel: Deutsch
Bildseitenformat: 16:9 – 1.77:1
Anzahl Disks: 1
FSK: Freigegeben ab 12 Jahren
Studio: Weltkino Filmverleih GmbH (Vertrieb Universum Film)
Erscheinungstermin: 26.02.2016
Produktionsjahr: 2015
Spieldauer: 102 Minuten
Extras: Interview mit François Cluzet und Vincent Cassel / Trailer / Trailershow / Wendecover

Copyright Cover: Weltkino Filmverleih GmbH



Über den Autor

Conny
"Das Durchschnittliche gibt der Welt ihren Bestand, das Außergewöhnliche ihren Wert." - Oscar Wilde