Review

Knapp vier Jahre nach seiner Komödie „Der Vorname“ setzt Regisseur Sönke Wortmann seine Klaviatur der Namen mit der Fortsetzung „Der Nachname“ im Heimkino fort.

Dieses Mal sind es jedoch kein herkömmliches Abendessen und die Verkündung des Namens für den anstehenden Nachwuchs, was für Trubel in der Familie Böttcher sorgt, sondern es steht ein längerer Urlaub im Familiendomizil auf Lanzarote an. Oder wie nicht nur Figuren, sondern sicherlich auch einige Zuschauer:innen sagen würden:

Holiday from hell

Denn wer kennt das nicht: Familienurlaub ist kein Urlaub. Erst recht nicht, wenn so viele unterschiedliche Persönlichkeiten aufeinandertreffen und das weibliche Oberhaupt der versammelten Mannschaft etwas zu verkünden hat.

Genau diese Verkündung wirft schon bald die Frage auf, ob ein Familien- ergo Nachname wirklich wichtig ist und welche Konsequenzen sich ergeben, wenn man ihn (beispielsweise – und in diesem Fall – durch eine Heirat) ändert.

Wie auch im ersten Teil entspannen sich schnell Diskussionen (nicht nur über den Nachnamen). Es tauchen alte und neue Probleme auf und es werden einige Geheimnisse gelüftet. Schnell wird klar, dass jeder der Anwesenden aus verschiedenen Motiven etwas verschweigt oder eine bewusste Lüge inszeniert. Dazu kommen noch die sich zusehends vertrackter darstellenden Familienverhältnisse. Gute Zutaten eigentlich, um aus der Mixtur aus Satire, Gesellschaftskomödie und Kammerspiel einen unterhaltsamen Streifen zu machen. Allerdings fehlt dem Film etwas.

Was dem Film fehlt und was er kann

Die Diskussionen und Debatten sind zwar intelligent gemacht, wirken jedoch weniger pointiert als in „Der Vorname“.

Auch die Dramaturgie ist gut gelungen, weil immer noch einer „draufgesetzt“ wird, doch die Hinarbeit auf den entsprechenden Konflikt wirkt manchmal etwas (zu) konstruiert.

Trotz der kurzen Spielzeit von 87 Minuten offenbart der Film zudem hin und wieder szenischen Leerlauf.

Der Film besticht erneut durch seinen intelligenten und witzigen Dialog, der das Publikum gleichermaßen zum Lachen und Nachdenken bringt. So möchte „Der Nachname“ nicht nur unterhalten, sondern auch wichtige gesellschaftliche Themen ansprechen, wie beispielsweise den Umgang mit Traditionen und die Bedeutung von familiären Bindungen. Dies verleiht dem Ganzen eine gewisse Tiefe und Relevanz, die über eine einfache Komödie hinausgeht, in der Fortsetzung aber nicht selten auch mal sehr erzwungen wirkt. Das hat „Der Vorname“ weitaus besser hinbekommen. 

Natürlich darf auch so manche Anspielung auf Teil 1 nicht fehlen.
Diesbezüglich ist außerdem der Rückblick aus Sicht von Mutter Dorothea Böttcher (Iris Berben) äußerst gelungen. Mit kurzen Infos zu den einzelnen Figuren versehen, frischt dieser das Wissen wieder auf und dient Neulingen im Namen-Universum für ein schnelles Zurechtfinden.

Erneut gilt: Nomen est omen

Und das trifft auch auf den Cast zu.

Urlaub mit Folgen in „Der Nachname“. (Copyright: Constantin Film)

Die Stammbesetzung aus dem erstem Teil (Caroline Peters, Christoph Maria Herbst, Florian David Fitz, Iris Berben, Janina Uhse und Justus von Dohnányi) ist erneut komplett vorhanden und zeigt sich ausnahmslos in Spiellaune.

Dabei finden sich die Schauspieler:innen meist in typischen Rollen wieder, sodass insbesondere durch Christoph Maria Herbst und Florian David Fitz mal „Stromberg“-eske Züge ebenso wie Dr. Marc Meier-Weisheiten („Doctor’s Diary“) entdeckt werden können. Das kann man gut oder schlecht finden; es war aber irgendwie zu erwarten und passt hier immerhin passabel auf die entsprechenden Rollen. Jene werden erneut glaubhaft und facettenreich verkörpert.

Fazit

„Der Nachname“ ist eine Fortsetzung, die mit den Stärken des Vorgängers zwar nicht ganz mithalten kann, dennoch bei den Zuschauer:innen Anklang finden wird, die den Vorgängerfilm mochten. Der Film bietet eine perfekte Kombination aus Unterhaltung, Humor und Drama und ist somit eine sehenswerte Empfehlung für alle, die nach Futter für einen unterhaltsamen Filmabend suchen.


Der Nachname

Trailer

Handlung

Es hätte ein harmonisches Familientreffen werden sollen. Doch kaum sind das Ehepaar Stephan (Christoph Maria Herbst) und Elisabeth (Caroline Peters) mit den frisch gebackenen Eltern Thomas (Florian David Fitz) und Anna (Janina Uhse) auf Lanzarote eingetroffen, brechen in der Familie Böttcher neue Konflikte auf. Nicht nur erkennen Thomas und Elisabeth ihr geliebtes Familiendomizil kaum wieder, viel schlimmer noch: Ihre Mutter Dorothea (Iris Berben) und Adoptivsohn René (Justus von Dohnányi) haben ihre Beziehung auf der kanarischen Insel in jeder Hinsicht vertieft und verkünden ihren Kinderwunsch! In diversen Allianzen wird heftig über komplizierte Erbfolgen, unmögliche Schwangerschaften und das moderne Verständnis von Familie gestritten – wobei die Sonne Spaniens, die Reize einer jungen Gärtnerin und die Wirkung von Haschkeksen die Situation immer weiter eskalieren lassen …

(Quelle: Constantin Film)

Details

Bildformat: 2.39:1 in 16:9
Audioformat: Deutsch DTS-HD 5.1 / Deutsch Dolby Digital 2.0 / Deutsch Dolby Digital 2.0 Hörfilmfassung
Untertitel: Deutsche UT für Hörgeschädigte, Englische UT
Anzahl Disks: 1
FSK: Freigegeben ohne Altersbeschränkung
Studio: Constantin Film
Erscheinungstermin: 23.03.2023
Produktionsjahr: 2022
Spieldauer: ca. 87 Minuten
Extras: Interviews

Copyright Cover: Constantin Film



Über den Autor

Conny
"Das Durchschnittliche gibt der Welt ihren Bestand, das Außergewöhnliche ihren Wert." - Oscar Wilde