Review
„Den perfekten Mord gibt es nicht“ behauptet der Untertitel der belgischen Krimiserie „Clan“, die im Mai erstmals auch in Deutschland über ZDFneo ausgestrahlt wurde.
Und damit mag man recht haben, verfolgt man die zehn Folgen der ersten Staffel, die auf vier DVDs nun auch für das Heimkino von Edel:Motion veröffentlicht wurden.
Einst unzertrennlich sehen die Schwestern Eva, Birgit, Veerle und Rebekka den Familienzusammenhalt in Gefahr. Grund dafür ist ihr Schwager Jean-Claude, Ehemann von Schwester Nummer fünf, Goedele.
Knapp zehn Folgen lang versuchen Eva, Birgit, Veerle und Rebekka daher, ihren Schwager Jean-Claude unter die Erde zu bringen. Warum? Weil er ein Widerling ist, dessen Hobby es zu sein scheint, anderen das Leben nicht nur schwer zu machen, sondern es sogar zu zerstören. Ob verbale Attacken, intrigante Machenschaften oder physische Torturen, Jean-Claude schreckt vor nichts zurück. Jegliche Mordversuche scheitern zunächst, stattdessen sorgen sie für makabere Kollateralschäden. Als Jean-Claude schließlich tatsächlich, jedoch scheinbar ohne ihr Zutun tot ist, nehmen weitere Probleme ihren Lauf, denn fortan mischen sich die um die Zahlung der Lebensversicherung des Verstorbenen drücken wollenden Versicherungsagenten, die Brüder Dewitt, in das Leben der bis dato unbehelligten Frauen ein …
Doch bevor man den ungleichen Schwestern bei ihren missglückten Mordversuchen, die für die einen oder anderen tragik-komischen Situationen sorgen, genüsslich zuschauen kann, heißt es in der ersten Folge zunächst einmal: aufgepasst! Zwar handelt es sich bei der ersten Episode „Blutsbande“ um keine Schlüsselfolge, die das Ende der vorliegenden DVD erahnen lässt, dafür werden allerdings alle Figuren vorgestellt und einige wichtige Zusammenhänge angedeutet. Erste Aha-Erlebnisse sind schon jetzt die Folge und jene werden sich im Laufe der Staffel noch häufen und auf interessante Weise für Überraschungen sorgen.
Indem dies alles aber sehr vage und bedeckt gehalten wird, scheinen einige Szenen noch eher skurril und verwirrend. Deutlich wird jedoch zu diesem Zeitpunkt schon: Jede Figur hat ihre eigenen Probleme und Geheimnisse – dies und nicht zuletzt die Machart der Serie insgesamt sorgen phasenweise für schwarzhumorige, äußerst makabere Momente.
Irgendwo zwischen dem Charme von „Grüne Tomaten“, der Moderne von „Desperate Housewives“ und der Bösartigkeit von „Ekel Alfred“ aus „Ein Herz und eine Seele“ lässt sich „Clan“ einordnen – und dann wieder doch nicht, denn sehr eigenständig legten die Regisseurinnen Kaat Beels und Nathalie Basteyns Handlung und Figuren an.
So richtig wollen sich daher auch für die „bösen Protagonistinnen“ keine Antipathien entwickeln, denn neben all ihrer kriminellen Energie bringt man vor allem Verständnis für ihre Mordgedanken auf. Ihre individuellen Persönlichkeiten, verknüpft mit privaten, beruflichen und alltäglichen Problemen werden perfekt zum Ausdruck gebracht und bieten nicht selten eine Menge Identifikationspotenzial. So bleiben ihre Gründe/Motive für ihre Taten stets nachvollziehbar, ja, sogar verständlich. Vielschichtige Charaktere, gelungen dargestellt von passend besetzen Schauspielern, die mit ihren unverbrauchten Gesichtern und ihrem glaubwürdigen Spiel zwar nicht bekannt sind, dafür aber umso überzeugender wirken, ergänzen die immer logischer und komplexer werdende Handlung der Serie.
Harmonisch integrierte Rückblenden liefern immer wieder neue Informationen und führen zuvor unabhängig scheinende Handlungsstränge und personelle Hintergründe zusammen. Es entsteht ein großes Ganzes, auf dessen „Auflösung“ der Zuschauer erst mit der finalen Episode gebracht wird.
Befriedigt lässt man den Zuschauer auch nach dem Ende der letzten Folge „Tote Hose“ zurück, denn damit findet man nicht nur einen runden Abschluss der vorliegenden DVD-Veröffentlichung „Clan“, sondern sorgte bis dahin auch für zahlreiche tragische, komische, dramatische, witzige, überraschende und wie schon erwähnt makabere Augenblicke.

Erst als toter Mann ein guter Mann? Goedele (Inge Paulussen) hat es zu seinen Lebzeiten nicht immer einfach mit Jean-Claude (Dirk Roofthooft). (Copyright: Edel:Motion)
Gelungene Umschnitte und die Authentizität unterstützende Kameraführung, dessen Bild mal sehr weich gezeichnet wurde, mal einzelne Perspektiven deutlich fokussiert, während andere Ausschnitte unscharf abgebildet wurden, tragen zur Unterhaltung und zur Stimmung von „Clan“ bei.
Was letztlich aber zur Höchstwertung fehlt, sind – abgesehen von den vorhandenen „DVD-Highlights“ (eine Vorschau von ähnlichen DVD-Veröffentlichungen) – weitere Extras. Zudem hätte die Serie stellenweise noch ihre tragik-komische Seite intensiver ausbauen können. Potenzial wäre vorhanden gewesen.
Hierzulande sicherlich ziemlich unbekannt, kann die bitterböse Dramedy-Krimiserie noch als Geheimtipp verbucht werden. Ein Blick in „Clan“ ist jedoch dringend anzuraten, denn durch die Vielschichtigkeit der Produktion und die atypische Umsetzung der Krimi-Elemente mit noch dazu authentischen und facettenreichen Charakteren weiß die Serie auf der gesamten Spielzeit der zehn Folgen zu überzeugen und wartet mit reichlich überraschenden Wendungen auf.
Handlung
Früher waren die fünf Goethal-Schwestern ein Herz und eine Seele, ein eingeschworener Clan, den nichts auseinanderbringen konnte. Bis Goedele schließlich ihren Mann Jean-Claudde heiratet, einen ausgemachten nervtötenden Widerling. Um den Familienzusammenhalt wiederherzustellen, fassen Eva, Birgit, Rebekka und Veerle einen Entschluss: Der Schwager muss aus dem Weg geräumt werden. Doch so viel Einfallsreichtum die Schwestern bei der Planung des Mordes an den Tag legen, so schwierig erweist sich die Durchführung – selbst als sie feststellen, dass sie möglicherweise nicht die einzigen sind, die den Störenfried tot sehen wollen.
Als Jean-Claude schließlich tatsächlich das Zeitliche segnet, tut sich schnell das nächste Problem auf. Denn sein Tod ruft die Brüder Dewitt auf den Plan, zwei Versicherungsagenten, die ruiniert wären, wenn sie seine Lebensversicherung auszahlen müssten. Deswegen setzen sie alles daran zu beweisen, dass Goedeles Mann keines natürlichen Todes gestorben ist. Unerbittlich versuchen die beiden Männer, den Goethal-Schwestern auf die Schliche zu kommen. Gelingt es den Schwestern, sie zu überlisten?
(Quelle: Edel:Motion)
Episoden
Folge 01 – Blutsbande
Folge 02 – Inferno
Folge 03 – Lebertag
Folge 04 – Hochspannung
Folge 05 – Auge um Auge
Folge 06 – In der Schlinge
Folge 07 – Hilfestellung
Folge 08 – Tiefgefroren
Folge 09 – Grabesstille
Folge 10 – Tote Hose
Details
Format: Dolby, PAL
Sprache: Niederländisch (Dolby Digital 2.0 Stereo), Deutsch (Dolby Digital 2.0 Stereo)
Region: Alle Regionen
Bildseitenformat: 16:9 – 1.77:1
Anzahl Disks: 4
FSK: Freigegeben ab 16 Jahren
Studio: Edel Germany GmbH
Erscheinungstermin: 19.06.2015
Produktionsjahr: 2012
Spieldauer: 513 Minuten
Extras: DVD-Highlights
Copyright Artikelbild: Edel:Motion
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