Review

Kleinstädte können mörderisch sein

Das zeigt sich erneut in der aktuellen und inzwischen dritten Staffel der Krimiserie „Brokenwood – Mord in Neuseeland“, welche die Zuschauer – wie der Untertitel schon verrät – ein weiteres Mal für vier Fälle in das Land der Hobbits führt.

Bezüge zu Tolkiens Halblingen und seiner „Herr der Ringe“-Trilogie werden auch bereits in der ersten Folge namens „Der schwarze Witwer“ auf humorvolle Art und Weise hergestellt, wirken im weiteren Verlauf der Staffel allerdings dann doch zu überstrapaziert.

Erst die Kritik, dann das Vergnügen

Zu überzogen wirkt auch die Darstellung einer Veganerin (vgl. Folge 4, „Blutige Verlobung“). Die ihr zugeschriebenen Klischees werden derart ausgereizt, dass das Ziel, diese Figur nicht unbedingt zu mögen und sie zu den Tatverdächtigen zu zählen, zwar als erreicht gilt, das allgemeine Bild eines vegan lebenden Menschen jedoch zu sehr in Mitleidenschaft gezogen und letztlich gar ins Lächerliche gezogen wird.

Lächerlich wirkte eventuell für manch einen Zuschauer auch die Art des Protagonisten, Detective Senior Sergeant Mike Shepherd, gespielt von Neill Rea, der den Mördern seit Beginn der Serie auf die Spur kommt, indem er mit den aufgefundenen Leichnamen spricht. Schnell entpuppte sich dies jedoch als eine Art Markenzeichen, das „Brokenwood“ das Genre bereichern ließ. Sein diesbezügliches kommunikatives Verlangen nahm allerdings – ebenso wie weitere Alleinstellungsmerkmale der Produktion – schon in der zweiten Staffel ab und findet auch aktuell leider nur selten statt. Mehr und mehr verkommen die Figuren und die Serie insgesamt damit zu einer weiteren herkömmlichen Krimiserie ohne nennenswerte herausstechende Besonderheiten. Hier besteht für eine kommende Staffel dringend Handlungsbedarf, um dem in Zukunft vorzubeugen.

Im Zuge dessen könnte ebenfalls ein Augenmerk auf eine stimmigere Einbindung der Nebenfigur Jared (gespielt von Pana Hema-Taylor) gelegt werden. Denn sehr konstruiert und somit unharmonisch integriert man ihn aktuell – mal sinnvoll, oft aber sinnfrei – in jeden einzelnen Fall.

In „Brokenwood – Mord in Neuseeland (Staffel 3)“ weihnachtet es sehr. Doch was, wenn Santa Claus plötzlich ermordet wird? (Copyright: Edel:Motion)

Obschon er nicht zuletzt als Weihnachtswichtel dann in Folge 4 eine gute Figur macht, sind Weihnachtsfolgen innerhalb einer Serie immer sehr gewöhnungsbedürftig. Schwer, sie in anderen Jahreszeiten ohne passende Stimmung anzuschauen, nehmen sie einer Produktion damit immer ein wenig das Zeitlose. Der neuseeländischen Produktion „Brokenwood“ kommt dies betreffend aber ihre Heimat zugute, denn da zumindest keine winterliche Landschaft zu sehen ist, verliert die Weihnachtsfolge dadurch – und in diesem Fall glücklicherweise – das winterlich-weihnachtliche Flair.

Das Lob nach der Kritik

Abgesehen von den genannten Kritikpunkten ist „Brokenwood – Mord in Neuseeland (Staffel 3)“ aber die beste Staffel bisher. Die vier Folgen mit ihren jeweils abgeschlossenen Fällen sind abwechslungsreich, während vor allem die Mordarten durch innovative und neuartige Ideen punkten.

Schön ist außerdem zu sehen, dass einige Figuren und Schauplätze (wie etwa eine Kneipe) in späteren Folgen wiederkehren. Das macht das kleine Städtchen „Brokenwood“ authentischer und der Zuschauer fühlt sich dort beinahe schon heimisch, sobald er auf „Bekanntes“ stößt.

Fazit

Mit „Brokenwood – Mord in Neuseeland (Staffel 3)“ präsentiert man nicht nur eine deutliche Steigerung zu Staffel 1 und 2, sondern gleichzeitig auch die bis dato beste Staffel. In diese Richtung darf und sollte es zukünftig weitergehen.

Trailer

Handlung

Kleinstädte können mörderisch sein…

Obwohl er die Gemächlichkeit und den urtümlichen Charme des Landlebens in Brokenwood genießt, weiß Detective Senior Sergeant Mike Shepherd (Neill Rea), dass in dem malerischen, aber von Morden heimgesuchten Städtchen nicht alles gut ist. Gemeinsam mit seiner methodischen Partnerin, Detective Kristin Sims (Fern Sutherland), und dem eifrigen jungen DC Sam Breen (Nic Sampson) muss Shepherd den gewaltsamen Trieben und den lodernden Begierden entgegentreten, die selbst die friedlichsten Orte erschüttern können.

In den vier Fällen dieser Staffel bekommen sie es mit giftigen Spinnen, einem missglückten Cluedo-Liverollenspiel und dem Tod eines Oldtimer-Enthusiasten zu tun. Und dann wäre da noch jemand, der Santa Claus an den Kragen will. Dabei gibt es eine ordentliche Portion „Herr der Ringe“-Feeling und einen Weihnachtswichtel namens Jared (Pana Hema-Taylor) …

(Quelle: Edel:Motion)

Episoden

01 Der schwarze Witwer
02 Das Spiel vom Tod
03 Benzin im Blut
04 Blutige Verlobung

Details

Format: Dolby, PAL
Sprache: Deutsch (Dolby Digital 2.0), Englisch (Dolby Digital 2.0)
Untertitel: Deutsch
Bildseitenformat: 16:9
Anzahl Disks: 2
FSK: Freigegeben ab 12 Jahren
Studio: Edel Germany GmbH
Erscheinungstermin: 04.12.2020
Produktionsjahr: 2016
Spieldauer: 356 Minuten

Copyright Cover: Edel:Motion



Über den Autor

Conny
"Das Durchschnittliche gibt der Welt ihren Bestand, das Außergewöhnliche ihren Wert." - Oscar Wilde