Review
Idealer Stoff für eine TV-Adaption
Als der österreichische Autor Marc Elsberg im Jahr 2012 seinen präzise recherchierten Thriller „Blackout – Morgen ist es zu spät“ veröffentlichte, war noch nicht absehbar, wie aktuell das Thema eines flächendeckenden Stromausfalls jemals werden würde.
Mit mehr als 2 Millionen verkauften Exemplaren, einem Verkauf des Buches in weitere 22 Länder und dank seiner hochbrisanten Themen Energie, Terrorismus und die Verwundbarkeit der Gesellschaft war es der ideale Stoff für eine Umsetzung als High-End-Serie.
Diese, namentlich schlicht „Blackout“ genannt und unter der Regie von Lancelot von Naso und Oliver Rihs entstanden, lief bzw. läuft nicht nur auf Sat.1, sondern erscheint nun auch für das Heimkino.
Worum geht es genau?
An einem kalten Novemberabend wird im europäischen Stromnetz eine fatale Kettenreaktion ausgelöst: Überall schalten sich Kraftwerke ab, Telefonnetze brechen zusammen, Züge bleiben stehen, Wasserversorgung und Heizungen funktionieren mit einem Schlag nicht mehr – ein ganzer Kontinent verschwindet in der Dunkelheit. Während Regierung und Behörden mit den Auswirkungen des Blackouts kämpfen und Frauke Michelsen als neu berufene Leiterin des nationalen Krisenstabs Entscheidungen über Ressourcen und Prioritäten – und damit über Menschenleben – treffen muss, gerät Pierre Manzano, ein ehemaliger Hacker und Umweltaktivist, in den Fokus der Ermittler. Manzano erkennt, dass ein Code, den er vor 20 Jahren geschrieben hat, für den Blackout verantwortlich ist und geht deshalb von einem gezielten Anschlag aus. Doch obwohl er Europol und BKA helfen will, gerät er zunehmend selbst ins Fadenkreuz. Auf der Suche nach den Verursachern muss er sich seiner eigenen Vergangenheit stellen. Für Manzano, Ermittler, Politiker und ganz Europa beginnt ein gnadenloser Wettlauf gegen die Zeit.
(Quelle: Leonine Studios)
Klar wird schnell:
Strom ist das Blut in den Adern der Gesellschaft.
Der Blackout ist der Infarkt.
Oder um die Lage salopper mit den Worten des Ministers aus der Serie zusammenzufassen:
„Kein Wasser, keine Klospülung, kein Internet.
Die Leute können keine Selfies mehr posten und nicht mehr scheißen.“
„Blackout“ zeigt daher – und vor allem in den ersten der insgesamt sechs Folgen – eindrücklich, wie sehr wir alle doch vom einfachen Zugang zu der Energiequelle Storm abhängig sind. Das Ergebnis ist ein faszinierendes psychologisches Porträt einer Gesellschaft im Ausnahmezustand und ein Thriller, der das Schlimmste, aber auch das Beste im Menschen zeigt. Letzteres gelingt der Serie jedoch nicht so gut, wie es beispielsweise in der Endzeit-Drama-Serie „8 Tage“ geglückt ist.
Dabei fängt „Blackout“ sehr vielversprechend an:
Ein Mann sitzt im Auto und fährt auf einer Straße vor der Kulisse der hell erleuchteten Stadt Bozen in Südtirol, ein Vater-Sohn-Gespann frönt einer beginnenden Achterbahnfahrt im Freizeitpark Belantis in Leipzig, zwei kleine Mädchen sitzen in einem vollen Zug und sind auf dem Weg zu ihrer Mutter nach Berlin und ein Blick in das Wasserkraftwerk Eibenstock in Sachsen zeigt die dortigen Männer bei ihrer Arbeit.
Dann aber hüllen sich die vorgestellten Szenarien in Dunkelheit (so auch der Name der ersten Folge der Mini-Serie), denn der Strom fällt flächendeckend und – wie man später erfährt – europaweit aus. Die Folge u.a.: Verkehrsunfälle, eine steckengebliebene Achterbahn, lahmgelegter Schienenverkehr und der Zusammenbruch der Kommunikationsnetze.
Nach diesem vielverheißenden Anfang verflacht der Spannungsbogen in den weiteren Folgen jedoch zusehends und die Serie weiß über die komplette Länge nicht richtig zu fesseln.
An der Besetzung und dem Schauspiel liegt dies allerdings nicht. Denn u.a. mit Moritz Bleibtreu, Marie Leuenberger, Heiner Lauterbach, Stephan Kampwirth und Jessica Schwarz gibt sich hier ein hochkarätiger deutscher Cast die Klinke in die Hand.
Vielmehr offenbart die Handlung und die Inszenierung eine ganze Reihe Logikfehler und diese führen bei den Zuschauer:innen zunehmend zu Verdruss. Das größte Manko der Serie. Zudem wirken einige Handlungsebenen zu wenig auserzählt.
Authentisches Krisenmanagement
Gut und realistisch – auch in negativer Hinsicht – ist allerdings das Krisenmanagement der Bundesregierung dargestellt, zumal man hier auch aktuelle Vergleichsmöglichkeiten (Corona-Krise, Ukraine-Krieg) hat.

Ein hochkarätiger deutscher Cast kämpft gegen den Stromausfall an in „Blackout“. (Copyright: Gordon Timpen; LEONINE Studios)
Es ist klar, dass man bei einer so komplexen Krise eines totalen Blackouts nicht alle Facetten und Auswirkungen in einer Serie thematisieren kann. So spielen explizite Folgen eines derartigen Stromausfalls (wie Brände, in U-Bahnen und Fahrstühlen steckengeblieben Personen, nicht mehr funktionierende Heizungen, die Unterbrechung der Trinkwasserversorgung, die nicht mehr gewährleistete Nahrungsversorgung, ein Börsencrash bzw. -einbruch, Plünderungen, Hygienemangel, Patientenunterversorgungen, der Ausfall von Krankenhäusern, Treibstoffmangel oder das Leid von Kühen, die nicht mehr ausreichend und in der Masse gemolken werden können) nur am Rande durch vereinzelte Bilder oder Erwähnungen eine Rolle, werden darüber hinaus aber nicht näher thematisiert. Der Fokus wird eher auf einige wenige ausgesuchte Aspekte gelegt – und das ist in diesem Fall auch gut so, steht doch die Suche nach der Ursache des Blackouts sowie die Ermittlung der Verantwortlichen und ihrer Motive – thriller-typisch – im Vordergrund. Einen reinen Katastrophenfilm (im Serienformat) sollte man daher nicht erwarten.
Fazit
Trotz der genannten Kritikpunkte ist „Blackout“ immer noch sehenswert.
Trailer
Handlung
An einem kalten Novemberabend wird im europäischen Stromnetz eine fatale Kettenreaktion ausgelöst: Überall schalten sich Kraftwerke ab, Telefonnetze brechen zusammen, Züge bleiben stehen, Wasserversorgung und Heizungen funktionieren mit einem Schlag nicht mehr – ein ganzer Kontinent verschwindet in der Dunkelheit. Während Regierung und Behörden mit den Auswirkungen des Blackouts kämpfen und Frauke Michelsen als neu berufene Leiterin des nationalen Krisenstabs Entscheidungen über Ressourcen und Prioritäten – und damit über Menschenleben – treffen muss, gerät Pierre Manzano, ein ehemaliger Hacker und Umweltaktivist, in den Fokus der Ermittler. Manzano erkennt, dass ein Code, den er vor 20 Jahren geschrieben hat, für den Blackout verantwortlich ist und geht deshalb von einem gezielten Anschlag aus. Doch obwohl er Europol und BKA helfen will, gerät er zunehmend selbst ins Fadenkreuz. Auf der Suche nach den Verursachern muss er sich seiner eigenen Vergangenheit stellen. Für Manzano, Ermittler, Politiker und ganz Europa beginnt ein gnadenloser Wettlauf gegen die Zeit.
(Quelle: LEONINE Studios)
Episoden
01 Dunkelheit
02 In der Höhle des Löwen
03 Chaos
04 Ins Herz der Finsternis
05 Abgrund
06 Licht
Details
Sprachen: Deutsch
Format: 2,00:1 (1080p/25)
Tonformat: DTS-HD MA 2.0
Anzahl Disks: 1
FSK: Freigegeben ab 12 Jahren
Studio: LEONINE
Erscheinungstermin: 10.02.2023
Produktionsjahr: 2021
Spieldauer: ca. 281 Minuten
Copyright Cover: © 2023 LEONINE Studios