Review

Von einer Online-Story zum Buch, vom Buch zum Film

So liest sich die Entstehungsgeschichte der filmischen Romanadaption „After Passion“ von Regisseurin Jenny Gage, die unter Mithilfe der Autorin Anna Todd deren erstes Buch der „After“-Serie im April 2019 ins Kino und nun in die Heimkinos brachte.

War die Buchvorlage bereits mit 2,8 Millionen verkauften Exemplaren ein Erfolgsschlager im Bereich der New Adult Veröffentlichungen, stand dem auch der hiesige Kinostart mit 1 Million Zuschauern in nichts nach.

Wir nahmen uns vor einigen Jahren die Hörbuchfassungen der Romane vor, mussten aber feststellen, dass diese zwar zunächst gut (vgl. „After passion (Band 1)“ und „After truth (Band 2)“), aber in dem von uns besprochenen Format zunehmend nervtötend waren (vgl. „After love (Band 3)“ und „After forever (Band 4)“). Das lag zum einen an der monotonen und repetitiven Monolog- und Dialogführung, zum anderen an einer immer deutlicher in die Länge gezogenen und recht oberflächlichen Handlung.
Hat es der Film besser gemacht?

Zuerst sei gesagt, dass „After Passion“ – wie der Titel bereits andeutet – auf dem ersten und gleichnamigen Band der „After“-Reihe von Anna Todd basiert. Entsprechend konzentriert sich die Handlung auf die beiden Protagonisten Tessa Young und Hardin Scott, deren Kennenlernen und Zusammenkommen.

No Passion

Während man im Buch jedoch ihrer On-off-Beziehung inklusive derber Auseinandersetzungen folgt, bleiben insbesondere die Höhen und Tiefen der beiden im Film weitgehend aus. Was somit in literarischer Form in Band 1 seinen Anfang nimmt (und sich schließlich auf vier Bände erstreckt), wird in „After Passion“ auf 106 Minuten komprimiert und zusammengefasst. Das hat zur Folge, dass vor allem die Entwicklung der Beziehung zwischen den Hauptfiguren nicht nur sehr rasant, sondern auch nicht nachvollziehbar vonstattengeht. Durch das weitgehende Ausbleiben der Darstellung ihrer On-off-Konstellation und dessen Gründe mangelt es zudem an emotionalen Momenten jeder Art. Stattdessen beschränkt sich die Filmversion auf einen hohen Romantikanteil, der „After Passion“ lediglich zu einer seichten Teenager-Romanze verkommen lässt statt das plakative Versprechen einzulösen, der perfekte Mix aus >Twilight< und >50 Shades of Grey< zu sein.

Zielgruppe: Freigegeben ohne Altersbeschränkung…

Auf diese Weise bleibt nicht nur der Reiz der Figuren auf die Zuschauer aus, die Handlung gerät zusätzlich äußerst kurzweilig, oberflächlich und belanglos. Schnell und unspektakulär wird also das Geschehen des ersten Romans abgehandelt – und das scheinbar mit Hauptaugenmerk auf eine sehr junge Zielgruppe. Tiefe, Drama, Tragik oder wenigstens ansatzweise Reibungspunkte zwischen den einzelnen Figuren, geschweige denn eine spürbare Figurenentwicklung bleiben aus. Ebenso vermisst man – und darauf deutet bereits der Hinweis „Freigegeben ohne Altersbeschränkung“ hin – eine gewisse knisternde Erotik, die der für PR-Zwecke gemachte Vergleich mit „50 Shades of Grey“ oder zumindest das Bad Boy Image des Protagonisten eigentlich nahegelegt hätten. Damit bleibt das Cover das wohl „hotteste“ an „After Passion“.

Softie statt Bad Boy

Hero Fiennes-Tiffin als Hardin Scott und Josephine Langford als Tessa Young in „After Passion“ (Copyright: Constantin Film)

Apropos Bad Boy: Ebenjener, nämlich Hauptfigur Hardin Scott, ist besetzt mit Hero Fiennes-Tiffin. Der als Tom Riddle in „Harry Potter und der Halbblutprinz“ bekanntgewordene Jungschauspieler dürfte – wie nicht unüblich bei Romanadaptionen – die Zuschauermeinung über eine passende Besetzung spalten. Während ein „unvorbelastetes“ Publikum sicherlich mit ihm als Hardin gut leben kann, könnte er die Vorstellung und Erwartungen der Romankenner nicht erfüllen. Für alle gilt: Von einem Bad Boy kann leider (auch) durch seine darstellerischen Fähigkeiten nicht die Rede sein. Da helfen auch das Tragen überwiegend schwarzer Kleidung und die hübsch drapierten, aber offensichtlich unechten Tattoos nichts. So wird binnen kurzer Zeit aus dem vermeintlichen Bad Boy schnell ein Softie, dessen monotone Synchronisation ihr Übriges tut, um das gelangweilte Schauspiel einmal mehr zu untermauern.

Semipassabel gestalten sich auch die wenigen bis nichtssagenden Dialoge mit Filmfreundin Tessa, gespielt von Josephine Langford. Diese entspricht ein wenig mehr der Romanvorlage, kann aber auch kein überragendes schauspielerisches Talent unter Beweis stellen.

Fazit

Das wiederum geht nicht allein auf die Kappe der beiden Jungdarsteller. Denn: Wo kaum Handlung, da auch wenig Schauspiel. Und so ist „After Passion“ leider überwiegend – neben all der bereits genannten Kritik – im Vergleich zum Buch von Kürzungen geprägt, die zwar nur den Roman-Fans auffallen werden, für alle anderen jedoch zumindest für inkonsequente Handlungsabläufe mit Leerstellen und/oder Aneinanderreihungen nicht näher erläuterter Geschehnisse sorgen. Der auf ein Minimum heruntergebrochene Plot des Buches nimmt damit der Vorlage ihren Reiz und die Spannung. Reiz- und spannungsarm fällt die Teenie-Romanze auch für jene aus, die das literarische Original (noch) nicht kennen. Alles in allem leider keine Empfehlung wert.

 

Trailer

Handlung

Tessa Young (Josephine Langford) ist ein braves Mädchen, wie es im Buche steht. Klug, wohlerzogen und mit klaren Plänen für die Zukunft. Als sie ans College kommt, lernt sie den Bad Boy Hardin Scott (Hero Fiennes Tiffin) kennen, der sie wie magisch anzieht. Düster, unverschämt, unberechenbar und verdammt sexy – er verkörpert all das, was sie nicht sein will. Hals über Kopf verliebt sie sich und je mehr sie ihm verfällt, desto mehr wird ihr klar: Sie wird selbst nie wieder die sein, die sie einmal sein wollte.

(Quelle: Constantin Film)

Details

Sprache: Deutsch (Dolby Digital 2.0), Deutsch (DTS-HD 5.1), Englisch (DTS-HD 5.1)
Untertitel: Deutsch
Region: Region B/2
Anzahl Disks: 1
FSK: Freigegeben ohne Altersbeschränkung
Studio: Constantin Film
Erscheinungstermin: 05.09.2019
Produktionsjahr: 2019
Spieldauer: 106 Minuten
Extras: Deleted Scenes

Copyright Cover: Constantin Film



Über den Autor

Conny
"Das Durchschnittliche gibt der Welt ihren Bestand, das Außergewöhnliche ihren Wert." - Oscar Wilde