2013 erschien das Album „Aetherial“, 2015 folgte „Blue“ und dieses Jahr veröffentlichen Oceans of Slumber aus Texas ihr Album „Winter“. In dieser Zeitspanne stieß außerdem Cammie Gilbert für die Position am Mikro neu zur Band.
Jetzt stehen Oceans of Slumber für ein Interview bereit, und da lassen wir uns nicht zweimal bitten.
Bandmitglied Dobber Beverly (Drums & Piano) hat sich pünktlich zum Release von „Winter“ (VÖ: 04.03.) ein wenig Zeit genommen, um mit uns über das neue Werk und den Status quo seiner Band zu sprechen.
Marcus: Hallo und willkommen zu unserem Interview!
Das Wichtigste zuerst: Herzlichen Glückwunsch zu eurem grandiosen Album „Winter“. Wie gestalteten sich das Songwriting, die Zeit im Studio und der Aufnahmeprozess?
Dobber: Herzlichen Dank!
Das Schreiben der Songs für das Album lief eigentlich sehr glatt und schnell ab, da wir die meisten Songs schon innerhalb von sechs Monaten nach Release unserer ersten Platte „Aetherial“ fertiggestellt hatten.
Wir haben das Album über einen Zeitraum von einem oder zwei Monaten aufgenommen: ungefähr drei Tage für die Drums, drei oder vier Tage für die Gitarren, einen Tag für den Bass, in drei Tagen den Gesang und an einem Tag die Keyboards, Pianos und übrige Instrumentierung. Das Ganze wurde möglichst live eingespielt und wir haben versucht, das organische Gefühl so gut wie möglich beizubehalten. Wir sind durch und durch eine Live-Band, daher war es uns äußerst wichtig, dieses Gefühl auch in unseren Aufnahmen zu vermitteln. Manchmal ist das hart!
Marcus: Jedes Bandmitglied von Oceans Of Slumber hat seinen/ihren eigenen musikalischen Background. Was sind eure Einflüsse?
Dobber: Was unseren Kerngeschmack der musikalischen Einflüsse angeht, sind wir uns unglaublich ähnlich, während die verschiedenen Geschmäcker abseits davon weit auseinandergehen. Wir haben das Beste der 90er miterlebt. Type O Negative, Pantera, Alice In Chains, Soundgarden, Sepultura etc. sind die Bands, bei denen wir uns alle einig sind. Incantation, Shirley Bassey, Neurosis, Alan Holdsworth, Dream Theater und SWANS beeinflussen uns zusätzlich. Vermischt man das mit hartem Jazz, viel Klassik und einer Menge Lebenserfahrung, erhält man die Grundlage, wie wir Musik hören und kreieren.
Marcus: Wie beeinflusst dies das Songwriting? Helfen euch diese Einflüsse beim Schreiben einer Platte oder stoppen sie eher den Enstehungsprozess?
Dobber: Sie sind wesentlich für unseren Schaffensprozess.
Der Großteil von uns schreibt/arbeitet jetzt schon seit vier oder fünf Jahren erfolgreich zusammen und die Gestaltung und Fertigstellung von Musik verläuft bei uns in der Regel sehr schnell.
Durch die äußeren Einwirkungen eröffnen sich uns Wege, die wir sonst vielleicht gar nicht eingeschlagen hätten; wie ein Blick von außen auf ein komplexes Thema. Und das steht uns jederzeit zur Verfügung. Wir stoppen dies eigentlich nur, sobald wir uns zu stark von uns selbst entfernen. Was sehr oft vorkommt.
Marcus: Wie sieht es mit der Metal-Szene in Texas aus? Könntet ihr die mal beschreiben?
Dobber: Die Metal Szene in Houston ist sehr stark und lebhaft, aber da geht durchaus mehr. Mit solch hohen Einwohnerzahlen (bis zu 7 Millionen, das Umland mitgerechnet) haben wir sicher gute Voraussetzungen für eine riesige Szene. Außerdem sorgt die musikalische Vielfalt dafür, vielen unterschiedlichen Fans etwas bieten zu können. Texas ist bekannt für seine Musik-Szene und auch jede weitere der einzelnen Großstädte zieht da nach. Man kann es in den Staaten schaffen oder auch nicht. Bestimmte Bands können hier viel erreichen, während es für Newcomer oder fremde Bands schwieriger ist, hier Fuß zu fassen. Dennoch sind die Leute am Start. Die Szene ist am Start. Es kommt eben auf die richtigen Bands an, dass es klappt.
Marcus: Ich kann mir vorstellen, dass viele Leute auf diese Art von Album gewartet haben: Musik abseits des Mainstreams. Wie fiel das Feedback bis jetzt aus?
Dobber: Bis jetzt war das Feedback phänomenal! Wir scheinen, wie gehofft, gut eingeschlagen zu sein. Ein Album, das von Herzen kommt, sowohl musikalisch, als auch textlich. Dadurch können wir Verbindungen zu Leuten aufbauen, mit denen wir die gleichen Lebenserfahrungen teilen. Verlust, Liebe, Schicksalsschläge und Hoffnung. Das war das einzige Ziel, welches wir uns mit diesem Album gesteckt hatten, und darum sind wir auch so glücklich darüber, dass Century Media solch ein Interesse an uns und unserer Vision hatte.
Marcus: Denkt ihr, dass die Leute offen sind für euren besonderen Stil von Metal/Rock?
Dobber: Ich denke schon. Ich schätze, sobald alle Grenzen außen vor gelassen werden und nur noch die unverfälschte Form übrig bleibt, dann werden die Leute die Ehrlichkeit unserer Musik hören und verstehen.
Wir sind einfach ein paar ältere Musikliebhaber, die aus dem Extreme Metal und Metal/Rock Bereich kommen und grenzenlose Musik erschaffen wollen. Eine perfekte Ausgangssituation für Metal heutzutage.
Wir glauben fest an die weitreichende, technische und emotionale Seite der „Progressive“ Musik.
Marcus: „Winter“ klingt sehr natürlich und nicht überproduziert. Wenn man bedenkt, wie viele überproduzierte Platten die Metal-Szene in der Vergangenheit überschwemmt haben – legt ihr viel Wert auf ehrliche und gut produzierte Musik?
Dobber: Natürlich! Wenn eine Platte keine dynamischen Drums und nur flaue Gitarren hat, während der Bass langsam verloren geht und der Gesang ein Album nicht zum „Atmen“ bringt, dann ist es leblos. Das ganze Album muss atmen. Es ist ein kurzer Augenblick und dieser sollte so ehrlich und real wie möglich eingefangen werden. Natürlich vertreten wir diese Meinung und Ansicht. Genauso wie die Ansicht, dass ein Album sinnlos ist, sofern es nicht auch live genauso wiedergegeben werden kann. Wir verschönern und entwickeln Song-Teile immer weiter. Wir spielen ständig mit Dynamik. Wir sind eine Band, wir leben und atmen.
Marcus: Musikalisch gesehen seid ihr alle Kinder der 90er und hört sicherlich eine Menge Musik aus dieser Zeit? Aber wie sieht es mit aktuellen Platten aus? Gibt es hier etwas, das euch wirklich beeindruckt hat?
Dobber: Heutzutage gibt es so viele fantastische Bands und obendrein noch erstaunliche Alben. Hier ein paar aktuelle Alben, die wir wirklich verinnerlicht haben:
Riverside – Love, Fear and the Time Machine
My Dying Bride – Feel The Misery
Evergrey – Hymns for the Broken
Chelsea Wolfe – Abyss
Draconian – Sovran
Paradise Lost – The Plague Within
Leprous – The Congregation
Eigentlich steht jede Platte dieser Bands auf unserer Playlist.
Jedes Crippled Black Phoenix Album lief bei uns über die letzten paar Jahre auf Rotation!
In erster Linie sind wir zweifellos Musikliebhaber. Für immer!
Marcus: In fast jeder Band gibt es eine Person, die sich um fast alles kümmert, eingeschlossen dem Songwriting. Habt ihr auch nur einen einzigen Songwriter, während die anderen Mitglieder ihren vorgesehenen Part beisteuern, wie z.B. beim Jammen im Proberaum?
Dobber: Bei uns wird das Ganze hauptsächlich unter drei Mitgliedern aufgeteilt; zwischen Sean Gary (Gitarre), Anthony Contreras (Gitarre, Synth) und mir (Drums, Piano, Synth, Theremin).
Entweder kommen dabei komplett vollendete Songs heraus (abgesehen von Glocken und Pfeifen) oder sie entstehen als konzeptionelle Idee.
Wir können einen Song darüber schreiben, wie die Wellen an die Brandung krachen, während eine Person ausdruckslos in die Ferne starrt und mit sich selbst nicht einig ist, ob es sich lohnt weiter zu leben oder nicht.
Wir nehmen diese Idee und sehen, was bei der ersten Interpretation herauskommt. Unser Bassist (Keegan Kelly) und unser Keyboarder (Beau Beasley) schmücken den Song dann aus und wir gehen diesen dann über ein paar Proben hinweg immer wieder durch. So ensteht ein Song von Oceans of Slumber …
Marcus: Mehr und mehr Bands legen Wert darauf, die Kontrolle über ihre musikalischen Erzeugnisse zu behalten und beschränken sich daher auf ein Release über ein Independent Label oder übernehmen alles selbst. Wie läuft es im Gegensatz dazu mit Century Media bisher?
Dobber: Sie sind großartig!
Sie helfen uns bei typischen Geschäftsentscheidungen und mischen sich nie in unsere musikalischen Kreationen ein. Ein Traum-Szenario für uns, welches wir so schnell nicht ändern wollen!
Von einem Label unabhängig zu sein bringt sicherlich einige Freiheiten, aber verdammt einen auch dazu, aus so manchen Kreisen nicht herauszukommen, da man keinerlei Zugang zu Distribution oder Promotion hat. Und ohne dies ist Musik heutzutage kaum noch denkbar. Wenn du nicht gehört werden kannst, wirst du auch nicht gehört werden.
Marcus: Zu guter Letzt: Ihr werdet bald die Bühne mit My Dying Bride teilen. Welche Erwartungen habt ihr an die Tour?
Dobber: Ich erwarte, eine Menge Bier zu trinken und eine meiner Lieblingsbands einige meiner Lieblingslieder spielen zu sehen. Ein paar von uns haben diese Erwartung! Haha.
Wir hoffen, mit unseren Ähnlichkeiten zu My Dying Bride, deren Fans anzusprechen, und hoffentlich ein paar von ihnen für uns gewinnen. Es wird sich zeigen.
Marcus: Nun kommen unsere Keywords. Man stelle sich vor, wir würden Dir Wörter an den Kopf werfen, die uns spontan eingefallen sind, als wir über dieses Interview nachgedacht haben. Bitte schreibe kurz unter jedes Wort, was Dir dazu einfällt:
Metal
Leben
Liebe
Erfüllung
Geld
Komplikationen
Kaffee
Glückseligkeit!
Party
Bier
Bühnensound
schreckenerregend
Freundschaft
äußerst wichtig
Popkultur
Trash
Legenden
Celtic Frost
Heimat
Liebe
Wir bedanken uns für das Interview!
Video
Details
Oceans of Slumber – Homepage
Oceans of Slumber – Facebook
Oceans of Slumber – Twitter
Diskografie:
2013 – Aetherial
2015 – Blue
2016 – Winter
Copyright Artikelbild: Oceans of Slumber /