„Na und? Wir kennen euch doch auch nicht!“ schlug bei uns große Wellen. Darum wollten wir mal einen Blickt hinter die Nörd-Kulisse werfen.
Die Mitglieder Paul und Leo standen uns dazu Rede und Antwort.
Viel Spaß bei diesem sympathischen Interview, in dem uns die beiden viel über die Band, ihren Sound und den Inhalt ihrer Köpfe erzählen.
Christopher: Moin. Wie ist die Lage?
Paul: Ziemlich gespannt. Wir haben ja gerade unser erstes Album überhaupt rausgebracht. Das ist eine spannende Zeit.
Leo: Aber auf der anderen Seite auch sehr entspannend, wir können jetzt nichts mehr ändern.
Christopher: Wie viel „Nerd“ steckt eigentlich in Nörd? Bzw. hat euer Bandname überhaupt etwas mit diesem Begriff zu tun?
Paul: Ziemlich viel. Wir sind alle irgendwie Nerds, weil wir immer Musik gemacht haben, wenn andere zum Spielen raus sind, fast krankhaft. Das ist doch ziemlich nerdig, oder?
Leo: Außerdem hat Musik, wie sie heutzutage gemacht wird, viel mit „vor dem Rechner sitzen“ zu tun. Das Einspielen der Gitarren und Drums ist da eher schnell gemacht. Und dann sitzt du und grübelst: War der Track besser oder der andere, nehme ich den Drumfill aus diesem oder jenem … weniger Rock ’n‘ Roll, viel Computer.
Christopher: „Na und? Wir kennen euch doch auch nicht!“, ein ansprechender Titel für euer aktuelles Album. Wie kam es dazu?

Das Cover der aktuellen CD „Na und? Wir kennen euch doch auch nicht!“ (Copyright: Bring Me Home Records)
Paul: Es ist einfach so: Wir sind eine kleine unbekannte Band, uns kennt ja wirklich keiner und wir auch niemanden. Der Titel ist ein Angebot: Versuchs doch mal mit uns, vielleicht mögen wir uns am Ende gegenseitig und haben eine gute Zeit.
Christopher: Was macht euren Sound, den ihr selbst als „hyperaktiven Pop“ bezeichnet, aus?
Paul: Hyperaktivität heißt wohl, dass wir uns selber nie kopieren wollen, nicht den gleichen Song zweimal schreiben wie man so schön sagt. Wir experimentieren mit Instrumenten, Harmonien und Rhythmen, da kann es schon mal hyperaktiver werden. Zudem sind mein Bruder Leo und ich relativ aufgeregte Typen.
Leo: Es ist auch ’ne kleine Warnung. Es passiert mehr und das auch noch in alle Richtungen als bei anderen Pop-Alben.
Christopher: Gibt es Künstler/Bands, die euch beeinflussen?
Paul: Wir hören fast nur englischsprachige Musik und das beeinflusst uns sehr. Wir wollen nicht, wie so viele andere Bands, deutsch klingen. Das einzig Deutsche an uns soll die Sprache sein, nicht aber der Sound.
Leo: Ich studiere Jazz E-Bass in Berlin. Das ist ja meistens instrumentale Musik und das fließt auch bei Nörd ein. Wir probieren, dass das, worauf wir später einsingen, fast schon als Song durchgehen könnte.
Christopher: Einer der markantesten Songs auf „Na und? Wir kennen euch doch auch nicht!“ ist „Drogen“. Was hat es mit dem Inhalt auf sich?
Paul: Der Song beschäftigt sich eigentlich damit, dass unsere Gesellschaft immer noch nicht ehrlich mit diesem Thema umgeht. Wir sollten da selbstironischer und ehrlicher mit uns selbst sein, dann können wir auf einem ganz anderen Level diskutieren.
Christopher: Das Video zu diesem Titel strotzt nur so vor Prominenz, wie kam es zu diesen Auftritten?
Paul: Wir sind eine kleine Band und hatten 0 Euro Budget für dieses Video. Wir haben einfach Leute, die Leute kennen, gefragt, ob sie dabei wären, ganz ohne Management und den ganzen Kladderadatsch und wir sind sehr dankbar, dass all die wunderbar Verrückten uns hier unterstützt haben. Dass das geklappt hat, war und ist für uns unglaublich.
Christopher: Seid ihr mit dem Endergebnis der Platte zufrieden? Welche Songs gefallen euch am meisten?
Leo: Ja, ich bin zufrieden. Aber es war auch ein langer Anlauf, um über diese Hürde zu springen.
Mein Lieblingssong ist „Halb so schlimm“, weil er einfach ein toller Albumtrack ist, aber nichts für live.
Paul: Das ist tagesformabhängig. Ich mag aber Maschinen und Tageslicht gerade sehr. Morgen sieht das wahrscheinlich anders aus.
Christopher: Auf dem Frontcover steht ihr vier inmitten einer Menschenmenge. Ist diese Aufnahme montiert oder habt ihr einfach dreist in der Innenstadt gepost?
Paul: Nein, das sind alles Statisten, die wir arrangiert haben. Im Ernst – die Geschichte dazu ist, dass wir uns einfach am 1. Mai in Berlin in der Oranienstraße zwischen die Leute gestellt haben. Unser Fotograf Jörg Brüggemann hatte allerdings das Problem, das er für die Aufnahme nicht hoch genug gekommen ist. Er hat sich auf Stromkästen gestellt, aber das hat nicht ausgereicht. Da haben wir einen Typen gefunden, der für 1 Euro seine Leiter für Fotografen auf dem 1. Mai verleiht. Crazy Geschäftsidee, er hat damit dieses Foto erst möglich gemacht.
Christopher: Wo wir gerade bei Fotos sind. Auf der Doppelseite im Booklet eures aktuellen Albums ist ein sehr gelungenes Bild. Habt ihr euch für das Gruppenfoto ein paar Fans geholt?
Paul: Das Kompliment geben wir weiter an Jörg, dieses Foto ist auch am 1. Mai entstanden, kein Photoshop, 90 Minuten echte Gefühle!
Leo: Alle Leute schauen so brav in die Richtung, da sich hinter unserem Fotografen eine Bühne befand, wo schon fleißig der Punk abging.
Christopher: Auf was darf man in Zukunft von Nörd gespannt sein?
Paul: Wir sind auch gespannt. Wir drehen gerade das Video zu unserer nächsten Single „Rette mich wer kann“, danach spielen wir Konzerte. Wäre toll, euch da kennenlernen zu dürfen!
Leo: Und natürlich auf das nächste Album. Da sind wir als Nörd selber gespannt, wo die Reise hingeht.
Nun kommen unsere Keywords. Man stelle sich vor, wir würden euch Wörter an den Kopf werfen, die uns spontan eingefallen sind, als wir über dieses Interview nachgedacht haben. Bitte schreibt kurz unter jedes Wort, was euch dazu einfällt:
Berlin
Paul: Zu Hause
Leo: Wirst mit mir jung, ich mit dir alt.
Musik
Paul: Lebenselixier
Leo: Ohne sie würde ich mich wahrscheinlich den ganzen Tag langweilen.
Nörd
Paul: Werde ich mir mal anhören!
Leo: The Nörd is the Wörd.
Politik
Paul: Geile Show!
Leo: Politik und Religion ist nichts für Small Talk.
Tiere
Paul: In der Stadt doof, draußen die coolsten Säue, die es gibt. Tiger und Wale sind die besten!
Leo: Leider gegen die süßesten und flauschigsten allergisch.
Geld
Paul: Wahrscheinlich ein langweiliges Konzept. Habe keins, kann da nicht mitreden.
Leo: Brauche ich ständig, um Instrumente von E-bay zu befreien.
Auftritte
Paul: Her damit!
Leo: Auch ne Droge.
Liebe
Paul: Is Beste! Sollten alle ganz viel bekommen!
Leo: Is auch Zweitbeste.
Freunde
Paul: An der Stelle viele Grüße an all meine Freunde! Ohne euch geht nix!
Leo: und an die Familie …
Fans
Paul: Hätten wir gern!
Leo: Wir werden dann auch Fans von unseren Fans. Als Gegenangebot.
Wir bedanken uns für das Interview!
Video
Kurzbio
Die Brüder Leo und Paul von Nörd entdeckten vor der Bundestagswahl im Berliner Wedding ein Angela-Merkel-Wahlplakat auf dem Unbekannte kritzelten: „Ihr seid Schuld daran, dass ich nur auf Drogen Spaß haben kann“.
Sofort begannen sie daraufhin den Song „Drogen“ zu schreiben, der so bunt, kritisch, dadaistisch und skurril ist, wie das Bild was sich ihnen bot. „Schuld daran seid ihr, dass ich mich nur auf Drogen amüsier´“ singen und tanzen Nörd mit einem Chor aus Freunden und keiner schafft es, sich das Grinsen zu verkneifen.
Nörd heißt die Band, die sie mit Drummer Matthias Wendl gegründet haben. Komplett wurde die Band aber erst nach dem Wechsel des Keyboarders Oded „KD“ K.dar von Haifa am Mittelmeer an die Spree. Es bleibt ein wohlbehütetes Geheimnis wie KD, während er seine Wehrpflicht in Israel im dortigen Musikcorps erfüllte, zu einem genialen Soundtüftler reifen konnte. Zusammen klingen Nörd nach hyperaktivem Pop und lassen die Musik genau so sein, wie es ihnen gefällt!
Was ihnen gefällt sind ausgefallene Synthies, starke Melodien, auf jeden Fall die Beatles, die Energie von The Police, die Verschrobenheit der Eels, die sprachliche Achterbahnfahrt guter HipHop Texte, Fußball und elektronische Musik. Nörd spielen mit Worten, mit den Bildern ihrer skurrilen Videoclips und mit der Musik. Alles ist möglich aber nichts bleibt egal.
(Quelle: Add On Music)
Details
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Nörd – Twitter
Diskografie:
Na und? Wir kennen euch doch auch nicht! (2015)
Copyright Artikelbild: Sebastian Gottschalk