Mit „Substance“ steht das bereits vierte Soloalbum von Felix Marc in den Startlöchern.
Was die Fans darauf erwarten dürfen, wie es mit seinen Projekten Diorama und Frozen Plasma weitergeht und vieles mehr verrät der Musiker in unserem Interview.
Jasmin: Dein neues Soloalbum „Substance“ kommt am 15.03. heraus.
Was bedeutet dieses Album für Dich?
Felix: Im Nachhinein betrachtet ist es ein sehr melancholisches Album geworden, in dem ich vor allem die späte Nachricht um meine Adoption verarbeiten konnte. In den letzten Jahren war ich auf der Suche nach meiner eigenen Substanz, nach dem Wichtigen, Elementaren in mir selbst. Letztlich war ich auf der Suche nach meiner tatsächlichen Herkunft und wollte die Oberflächlichkeit der Vergangenheit aus meinem Leben verbannen. Mehr emotionale Tiefe wagen.
Jasmin: Ich durfte ja schon reinhören und dabei sind mir v.a. drei Songs aufgefallen: „Totem“, „New Waves“ und „Getout“.
Wie sind speziell diese Titel entstanden? Und wie gehst Du allgemein das Songwriting an?
Felix: „Totem“ entstand zunächst als Instrumental-Komposition aus einer Session mit meinem neuen Native Instruments Plug-In Bundle. Nach meiner letzten Reise nach Israel und den Eindrücken dort habe ich dann den Song getextet und ausproduziert. Zuletzt habe ich noch Zura gebeten ein paar gefühlvolle Gitarrenlicks beizusteuern, die den Track klasse abrunden.
„New Waves“ ist ein plakativer Titel für den Sound, den ich dabei versucht habe zu erzeugen. Ich höre in letzter Zeit gerne New Wave Songs, die den Sound der Achtziger reproduzieren. Beim Versuch in diese Richtung zu komponieren entstand die charakteristische Synthie-Linie, die mich immer an Sunny Crockett’s Schulterpolster-Sakko erinnert.
„Getout“ entstand in drei Etappen. Zunächst der erste Teil mit dem Aufbau der Synhtie-Linien und den Beats und der charismatischen Gesangsmelodie. Im zweiten Anlauf entstanden die ruhigen Piano-Melodiebögen, die zunächst gar nicht so recht zu dem ersten Teil passen wollten. Aber ich entschloss mich dann zum Glück, die beiden Teile in einem Song zu vereinen. Gerade weil ich den Kontrast so interessant fand. In letzter Etappe fand ich dann noch das Sample von Alec Baldwin aus dem Glenn Gary Ross Film, das die Aussage des Songs letztlich perfekt untermalte.
Das Songwriting entsteht bei mir entweder aus einem Beat oder einer Pianomelodie heraus. Seltener vom Text her.
Jasmin: Das Albumcover zu „Substance“ fällt sofort ins Auge und ist sehr gelungen. Wie ist die Idee dazu entstanden? Was steckt dahinter?
Felix: Substanz bedeutet für mich, in sich hineinzusehen und selbst danach zu suchen. Substanz ist etwas, was man nur für sich selbst finden kann. Ich hatte mehrere Ideen, wie man diese essentielle Botschaft visuell transportieren kann – mit verbundenen Augen, schwarzen Augen, geschlossenen Augen usw. -, bevor eine gute Freundin von mir auf die Idee kam, überhaupt keine Augen und Augenlider zu haben.
Ich bin sehr zufrieden mit der Umsetzung, die ich dann gemeinsam mit meinem Fotografen Thomas Wuhrer realisiert habe.
Außerdem ist das Motiv schön plakativ und kantig.
Jasmin: Warum hast Du Dich dafür entschieden, das Album nur als digitales Medium und ohne Label erscheinen zu lassen?
Felix: Es war für die Art und Weise, wie ich das Solo-Projekt betreibe, die einzig richtige Entscheidung für mich.
Live-Auftritte sind aus Zeitgründen neben den beiden anderen Musikprojekten Diorama und Frozen Plasma, sowie meinem Daytime Job im großen Stil und mit Band nicht leistbar.
Die heutige Musiklandschaft ist zudem sehr digital geworden und es ist daher gut möglich über die digitalen Kanäle seine Musik direkt zu vertreiben. Wenn man das Glück hat wie ich als etablierter Künstler mit einer gewissen Anzahl an Fans gesegnet zu sein, kann man von den direkten finanziellen Rückflüssen sogar noch das ein oder andere Musik-Video finanzieren. Außerdem ist es natürlich immer eine Kostenfrage, die Vorfinanzierung und Auslagen für das Pressen von CDs, Grafikerstellung und Vertrieb von CDs oder anderen physikalischen Tonträgern zurückzuverdienen. Viele wissen ja nicht, dass die Rückflüsse der CD-Verkäufe erst nach einem Jahr den Künstler erreichen, wenn vorher noch Labels, Handel und GEMA die Hand aufhalten und den deutschen Bürokratismus feiern, sodass der Künstler ohne Vorschüsse als letzter die Kohle kriegt und als erster ins Gras beißt. Dieses System passt nicht zu meiner Auffassung von Leistung und Entlohnung und ist auch nicht mehr zeitgemäß.
Jasmin: Am 08.03. erscheint mit „Pakt“ auch ein neues Album deiner Band Frozen Plasma – knapp eine Woche vor deinem Soloalbum. War dies eine bewusste Entscheidung, den VÖ-Termin so zu legen oder ist das Zufall?
Felix: Das „Pakt“-Album hat Vasi konzipiert und umgesetzt. Insofern werde ich hierzu keine tiefgreifenden Antworten liefern können. Allerdings ist der VÖ-Termin zufällig in derselben Zeit, was jedoch kein Hindernis darstellt. Wir releasen, sobald unsere Sachen fertig sind. Und da werden wir mit Frozen Plasma und Diorama dieses Jahr noch nachlegen.
Jasmin: Und was hat es mit dem Frozen Plasma Doppelrelease (die Single „Gefühlsmaschiene“ und das Album „Pakt“) auf sich? Warum habt Ihr Euch für diese Art der Veröffentlichung entschieden?
Felix: „Gefühlsmaschine“ ist seit langem mal wieder ein deutscher Frozen Plasma Track – nach „Tanz die Revolution“. Für mich eine Inkarnation der Hitelemente, die einen guten Frozen Plasma Track ausmachen. Wir veröffentlichen diesen zusammen mit „Safe.Dead.Harm“ als Re-Release auf CD in mehreren Versionen als Dank an die Fans.
Jasmin: Welche Musik hörst Du privat? Gibt es derzeit ein Lieblingsalbum?
Felix: Ich stöbere sonntags gerne in meiner privaten Platten- und CD-Musiksammlung. Da tummelt sich allerhand vielseitiges aus den Achtzigern, über Hip Hop und Trance und Pop.
Ich höre gerne alte Scheiben. Zuletzt hab ich mal wieder öfters etwas French Pop gehört, wie z.B. Etienne Daho oder France Gall.
Aktuelle Musik berührt mich nur noch selten.
Jasmin: Neben Deiner Solokarriere und Deiner Aktivität bei Frozen Plasma spielt auch Diorama eine große Rolle in Deinem musikalischen Leben.
2017 spielten Diorama im Rahmen des Amphi Festivals auf der Schiff Stage, in diesem Jahr eröffnet Ihr zusammen mit Solar Fake und Mesh bei „Call The Ship To Port“ sozusagen das Festival. Was dürfen wir von Diorama an diesem Abend erwarten?
Felix: Die Pläne sind noch nicht hundertprozentig finalisiert. Allerdings werden wir mit vollem Line-Up auftreten und wir haben nicht vor, uns als drittbeste Band des Abends ins Gedächtnis der Passagiere zu spielen.
Jasmin: Gibt es Künstler / Bands, mit denen Du unbedingt einmal die Bühne teilen möchtest?
Felix: Ja klar. Viele Ideen in meinem Kopf. Grundsätzlich bin ich immer auf der Suche nach spannenden neuen Kombinationen von Musik und Kunst in neuen Projekten. Das hat man zuletzt in dem Musikvideo zu „The Fortress“ gesehen, in dem ich von der Musik her die Idee bekam, den Song tänzerisch als Tango zu interpretieren und glücklicherweise konnte ich Kontakt zu dem sehr aufgeschlossenen und talentierten Tanzpaar Torsten und Claudia Thiele aufbauen. Das nächste Projekt lässt da sicher nicht lange auf sich warten.
Jasmin: Nun kommen unsere Keywords. Man stelle sich vor, wir würden Dir Wörter an den Kopf werfen, die uns spontan eingefallen sind, als wir über dieses Interview nachgedacht haben. Bitte schreibe kurz unter jedes Wort, was Dir dazu einfällt:
Familie
Anker, Rückhalt, Heimat.
Musik
Leidenschaft, Ausgleich, Emotion. Mit Musik geht alles leichter.
Substance
Tiefgang, Seele, Muse. What is your substance?
Diorama
Eine Band
Frozen Plasma
Eine Band
Lieblingsort/-reiseziel
Paris – toujours mon amour!
Alter
Was soll die Frage? 😊 Man ist so alt, wie man sich fühlt.
Liebe
Wäre genug Liebe in der Welt hätten wir andere Probleme.
Hoffnung
Sie stirbt zuletzt. Kurz vor der Liebe.
Reutlingen
Jahre meines Lebens sind hier vergangen. Keine wirklich schöne Stadt, aber das Umland ist klasse. Sollte man sich im Rahmen des nächsten D-Days mal anschauen 😉
Wir bedanken uns für das Interview!
Video
Details
Felix Marc – Homepage
Felix Marc – Facebook
Diskografie:
2008 – Pathways
2011 – The Muse
2011 – Parallel Worlds
2016 – The 2012 Rehearsals
2017 – Alternative Facts
2019 – Substance
Copyright Artikelbilder: Thomas Wuhrer