Review

Massiv-Edition

Seit einiger Zeit erscheinen hierzulande die Manga-Bände zu dem überaus beliebten Trading Card Game „Yu-Gi-Oh!“ bei Carlsen Manga in einer Neuauflage.

Nachdem bereits andere Nachmittags- und Kindheitsklassiker wie „Naruto“ oder „Dragon Ball“ in einem entsprechenden Format veröffentlicht worden sind, kommen nunmehr auch Yugi-Fans in den Genuss der sogenannten Massiv-Editionen.
Ein Massiv-Band vereinigt dabei stets drei der ursprünglichen Manga-Taschenbuchausgaben in einer opulenten Gesamtausgabe (mit rund 560 Seiten).

Zeit für ein Duell

Dem unscheinbaren Schüler Yugi Muto ist es gelungen, ein mysteriöses Artefakt zusammenzusetzen, das sagenumwobene „Millenniumspuzzle“. Seither teilen sich zwei Persönlichkeiten den Körper des Jungen. Während der Oberschüler weiterhin als schüchterner Zeitgenosse unter dem Radar fliegt, ist der „andere Yugi“ überaus selbstbewusst und ein König der Spiele.

Gemeinsam mit seinen Freunden Anzu, Jonouchi und Honda widmet sich Yugi leidenschaftlich allerhand fantasievollen Spielen – schließlich wohnt er direkt über dem Spielzeugladen seines geliebten Großvaters, der in dieser Hinsicht ebenfalls besonders empfindsam ist.

Eines dieser vielen Spiele ist „Duel Monsters“, ein Sammelkartenspiel bzw. Trading Card Game. Dieses Spiel ist auch der Ausgangspunkt für eine Fehde zwischen dem friedliebenden Yugi und dem ebenso arroganten wie vermögenden Mitschüler Seto Kaiba, seines Zeichens – trotz seines jugendlichen Äußeren – bereits der Inhaber des Spiele-Großunternehmens Kaiba Corporation.

Zum Auftakt des vorliegenden Bandes „Yu-Gi-Oh! Massiv 2“ drängt Kaiba Yugi und seine Gefährten zu seinem Spiel auf Leben und Tod: „Death-T“. Der Stachel der Niederlage in einer Partie „Duel Monsters“ sitzt tief beim erfolgsverwöhnten Kaiba, weshalb dieser überaus gnadenlos vorgeht. Selbst vor der Entführung von Yugis Großvater schreckt der Fiesling nicht zurück. Über mehrere Etagen müssen sich die Freunde durch lebensgefährliche Abenteuer schlagen.

Und auch im weiteren Verlauf der Ausgabe steht immer wieder nicht nur die körperliche Unversehrtheit, sondern sogar das Leben der Freunde auf dem Spiel.

Anders als erwartet

Die Massiv-Editionen sind mein persönlicher Türöffner in die Manga-Welt von „Yu-Gi-Oh!“, waren mir bislang doch ausschließlich der namensgleiche Anime und das Sammelkartenspiel innig vertraut.

Und gleich zu Beginn von Massiv-Band 1 kann die Leserschaft mit dieser Reihe eine besondere Überraschung erleben. Im Gegensatz zu unzähligen anderen Mangas bzw. Animes verläuft die Handlung von „Yu-Gi-Oh!“ im Buchformat erheblich anders als auf dem TV-Bildschirm. So wirkt der Manga mitunter wie eine Vorgeschichte und bietet den TV-Fans völlig neue Abenteuer und Episoden. Anders als beispielsweise bei „Dragon Ball“ oder auch „One Piece“, deren jeweilige Manga-Vorlage – abgesehen von den üblichen Filler-Episoden – überwiegend deckungsgleich „abgefilmt“ worden ist, sehen wir hier weitreichende und erhebliche Abweichungen.

Besonders frappierend ist die erheblich andere Schwerpunktsetzung bis zum Ende von Massiv-Band 2. So spielt das überaus erfolgreiche Trading Card Game hier zwar auch eine Rolle, indessen keine übergeordnete, sondern vielmehr eine Nebenrolle unter vielen. Im Fokus stehen noch etliche andere Spiele und Spielzeuge wie Tamagotchis, Jo-Jos, RPGs und noch so viel mehr. Es ist zu vermuten, dass sich der Schwerpunkt des Animes aufgrund des überwältigenden Erfolgs des Kartenspiels derart erheblich verändert hat.

Weniger überraschend ist die Tatsache, dass Mangaka Kazuki Takahashi selbst ein großer Spiele-Fan ist – das macht sich in dieser Reihe an allen Ecken und Enden bemerkbar.

Leseprobe aus „Yu-Gi-Oh! Massiv 2“. (Copyright: Carlsen Manga)

Der Manga fokussiert sich gerade anfangs intensiv auf den „ernsten Yugi“, das „Millenniumspuzzle“, die damit einhergehenden „Spiele der Finsternis“ sowie die entsprechenden Schicksalsstrafen. In diesem Zusammenhang steht oftmals nicht weniger als die Seele oder das Leben der Mitspieler auf dem Spiel. Hier kann man durchaus Kritik ansetzen, denn es wirkt doch mehr als einmal geradezu lachhaft, wenn sich die jungen Menschen permanent zu tödlichen Duellen, lebensgefährlichen Spielen und wüsten Fehden herausfordern. Den einen oder anderen möchte man gerne schütteln und dazu auffordern, die Kindheit doch etwas unbeschwerter zu genießen. Sei es drum.

Eine weniger tiefgreifende Überraschung für die Anime-Fans dürfte sein, dass Yugis Freundeskreis im Manga nicht auf die internationalen, sondern die originalen Namen hört. So hört Téa auf den Namen Anzu, statt Tristan sagen wir Honda und Joey ist vorliegend Jonouchi. An diese Kleinigkeiten gewöhnt man sich indessen recht zügig.

Für eingefleischte Fans des Kartenspiels sei noch der Hinweis erlaubt, dass das erste richtig ausgiebige Duell zwischen Yugi und Kaiba circa ab Seite 260 der zweiten Massiv-Ausgabe abläuft. Insofern muss man tatsächlich ein wenig Geduld aufbringen. Wer „Yu-Gi-Oh!“ am liebsten wegen der Trading Cards mag, der bevorzugt womöglich – aus oben genannten Gründen – ohnehin eines der zahlreichen Videospiele, den Anime oder eben die Karten selbst.

Fazit

Wer sich gerne überraschen lässt, der/die ist mit diesen Massivbänden bestens versorgt, weil diese eine unerwartete Ergänzung zu den übrigen Medien beherbergen. Besonders leidenschaftliche Fans des Sammelkartenspiels werden dieses – jedenfalls bis zum jetzigen Zeitpunkt – im Manga zu stiefmütterlich behandelt finden.


Yu-Gi-Oh! Massiv 2

Inhalt

In den Massivbänden mit der Story um das erfolgreichste und beliebteste Sammelkartenspiel der Welt erwarten dich auf satten 560 Seiten mehr Duelle als jemals zuvor! Erlebe den Anfang der »Spiele der Finsternis« und wie Yugi Muto zum König der Spiele aufsteigt.

Dass Yugi seinen Klassenkameraden Kaiba bei einer Partie »Duel Monsters« geschlagen hat, kann dieser ihm einfach nicht verzeihen. Schließlich ist Kaiba Japans bester Gamer und galt bis dahin als ungeschlagene Nummer Eins! Zusammen mit seinem jüngeren Bruder schwört er Rache und startet die Geheimoperation »Death-T«. Ein Spiel auf Leben und Tod beginnt! Werden Yugi und seine Freunde es schaffen, sich durch die verschiedenen Level zu spielen, die eins nach dem anderen immer gefährlicher werden?

(Quelle: Carlsen)

Mangaka

Kazuki Takahashi
versuchte zum ersten Mal 1982 den Sprung in das Mangageschäft, doch der Erfolg kam erst 1996, als YU-GI-OH! im japanischen Weekly Shonen Jump Magazin erschien. Mit den Themen Freundschaft und Kampf und Takahashis phantasievollen Monstern wurde YU-GI-OH! bald äußerst erfolgreich, unterstützt durch das Trading-Card-Game, diverse Computerspiele und drei Animeserien. Als ein immer währender Spieler genießt Takahashi besonders Shogi, das japanische Schachspiel, Mahjong, Karten- und Rollenspiele.

(Quelle: Carlsen)

Details

Format: Taschenbuch
Veröffentlichung: 28.12.2021
Seitenzahl: 608
ISBN: 978-3-551-02793-1
Sprache: Deutsch
Verlagshomepage: Carlsen Verlag

Copyright Cover: Carlsen Verlag



Über den Autor

Fabian
"Du lächelst wie jemand, der keine Ahnung hat, wozu ein Lächeln überhaupt gut ist." (Das kleine, blaue, geflügelte Einhorn Happy, in: Happy!)