Review
Am Ende von „Wonder Woman ‑ Die Lügen“ (hier unsere Rezension) steht für die Amazonenprinzessin Diana eine bittere Erkenntnis. Nicht nur ihre Erinnerungen spielen verrückt, auch was sie über die Beziehung zu ihrer Heimat, der Insel Themyscira, zu wissen glaubte, scheint falsch zu sein. Im Rahmen des DC Rebirth-Neustarts gibt es daher für Wonder Woman-Fans viel zu entdecken. „Wonder Woman ‑ Das erste Jahr“ widmet sich dieser (quasi grunderneuerten) Origin-Story der Superheldin.
Der Rahmen, in dem sich die Neuerzählung aus der Feder von Greg Rucka bewegt, ist dabei folgender: Diana wächst als Tochter der Königin der Amazonen auf. Als einziges Kind der von den antiken Göttern gesegneten Insel genießt sie viele Privilegien. Aber es lastet auch ein besonderer Druck auf ihr. Dabei ist ihr schmerzlich bewusst, dass sie die einzige Amazone ist, die die reale Welt bisher noch nie gesehen hat.
Eines Tages entdeckt sie am Strand das Flugzeugwrack einer amerikanischen Maschine. Darin ‑ Männer! Allerdings überlebte nur Steve Trevor den Absturz. Trotz seines Geschlechts kümmern sich die Kriegerinnen um den Verletzten. Nach einigen Debatten, was dieses besondere Zeichen der Götter bedeuten soll, schließlich braucht man deren Erlaubnis, um die Paradiesinsel zu erreichen, beschließen sie, Steve zurück in seine Welt zu bringen. Doch er soll nicht allein gehen. Eine aus ihren Reihen soll ihn begleiten. Ihr „Geschenk an die Menschheit“. Das Tournier, das die Heldin küren soll, gewinnt natürlich Diana.
Nach tränenreichem Abschied von ihrer Mutter und ihrer Gefährtin bricht sie auf. Beinah naiv, etwas ängstlich und doch voller Tatendrang. Die Menschen stehen der merkwürdig gekleideten Frau mit dem Lasso, die keine bekannte, keine lebende Sprache spricht, allerdings skeptisch gegenüber; quasi „eine Geschichte voller Missverständnisse“. Rucka erzählt diese Geschichte von Abschied und Neuanfang dabei sehr sensibel. Einblicke in eine verzweifelte, machtlose junge Frau, die nur das Beste im Sinn hat, aber mit den Erfordernissen einer ihr unbekannten Welt vollkommen überfordert ist.
Passend zu dieser frischen, beinahe jugendlichen Erzählweise kommt der Band außerdem mit beeindruckenden Zeichnungen von Nicola Scott und Bilquis Evely daher. Einerseits statten sie Diana mit einem beeindruckend muskulösen Körper aus, andererseits wirken die Panel feminin und verspielt. Bisweilen erinnern die Konturen an Art Nouveau-Zeichnungen. Sanfter Schwung der Linien und kräftige Farben erzeugen ein dynamisches Bild, das einfach Spaß macht. Nur gelegentlich vergaloppieren sie sich bei der Mimik der Figuren. Da kann aus den zarten Zügen schon mal eine kleine Grimasse werden. Diese kleinen Schnitzer sind allerdings so selten, dass sie nicht weiter ins Gewicht fallen.
Wer bereits „Wonder Woman – Die Lügen“ im Regal stehen hat, sollte schließlich auch hier zuschlagen, denn im Original haben sich beide Erzählungen abgewechselt, sodass der Leser immer nur ein Stückchen der jeweiligen Geschichte pro Heft lesen konnte. Das steigert zwar die Spannung, aber so eine gesammelte Veröffentlichung hat auch Vorteile. Wer sich erstmal an Wonder Woman herantasten will, dem wird „Wonder Woman ‑ Das erste Jahr“ hiermit besonders nachdrücklich ans Herz gelegt. Mal wieder rundherum gelungen!
Handlung
Die definitive Neuinterpretation von Wonder Womans Anfängen!
Prinzessin Diana lebt abgeschieden auf der Paradiesinsel der Amazonen. Ihre Isolation findet ein jähes Ende, als der US-Soldat Steve Trevor auf der Insel abstürzt. Diana begleitet ihn zurück in die verwirrende Welt der Moderne.
(Quelle: Panini Comics)
Autor
Greg Rucka
(*29. November 1969) ist ein US-amerikanischer Autor von Kriminalromanen und Comics.
(Quelle: Wikipedia)
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Details
Format: Softcover
Veröffentlichung: 16.05.2017
Seitenzahl: 164
Storys: Wonder Woman 2, 4, 6, 8, 10, 12, 14
Sprache: Deutsch
Verlagshomepage: Panini Comics
Copyright Cover: Panini Comics