Review

SPUMC

Soweit die Pandemie-Lage es zulässt, soll mit „Venom: Let There Be Carnage“ am 21. Oktober 2021 die Kino-Fortsetzung zu „Venom“ (2018) in den deutschen Lichtspielhäusern starten. Unabhängig vom globalen Phänomen des Marvel Cinematic Universe (MCU) handelt es sich dabei – jedenfalls derzeit noch – um Filme des eigenständigen Franchise des Sony Pictures Universe of Marvel Characters (SPUMC) – ein eingängiger Name, nicht wahr?

Alle regelmäßigen Kinogänger haben den entsprechenden Trailer sicherlich jüngst im Kinosessel sitzend – mit Popcorn und Softdrink in der Hand – begutachtet. Für alle anderen haben wir das gute Stück hier noch mal beigefügt.

Im Wesentlichen verrät uns der Trailer, dass Tom Hardy in wiederkehrender Hauptrolle als Venom Eddie Brock zurückkehren wird, während Hollywoods Allzweckwaffe Woody Harrelson als Serienmörder Cletus Kasady alias Carnage seinen Einstand feiert. Alles Weitere bleibt noch ein Stück weit der Fantasie des geneigten Kinogängers überlassen.

Wer die Wartezeit bis zur Veröffentlichung von „Venom: Let There Be Carnage“ angemessen überbrücken möchte, der hat bei Panini Comics gegenwärtig eine größere Auswahl zur Verfügung. Wir stellen in diesem Zusammenhang – zunächst – den Einzelband „Venom vs. Carnage“ von Autor Peter Milligan und Zeichner Clayton Crain vor. Dieser umfasst mit einem überschaubaren Umfang die US-Ausgaben „Venom vs. Carnage #1-4“ aus dem Jahr 2004.

Kampf der Symbionten

Dereinst brachte Spider-Man Peter Parker ein neues schwarzes Kostüm aus dem Weltall auf die Erde zurück.

Nach einer überaus wechselhaften Beziehung stieß Peter das eigenwillige Aliengeschöpf ab, welches sich anschließend den hasserfüllten Reporter Eddie Brock als neuen menschlichen Wirt auswählte. In Eddie fand das parasitäre Wesen nahrhaften Boden und verwandelte diesen in Spideys legendären Erzfeind Venom.

Der Venom-Symbiont wiederum brachte durch einen scharlachroten Sprössling – in Verbindung mit dem psychotischen Serienkiller Cletus Kasady – das furchteinflößende Monster Carnage hervor – ein Symbionten-Superkiller, der selbst Venom weniger böse erscheinen lässt.

Und in der hiesigen Ausgabe wartet noch weiterer Symbionten-Nachwuchs. Denn auch der Carnage-Symbiont bringt einen Sprössling zur Welt: das besonders starke Wesen Toxin. So macht Toxin Venom quasi zum Opa, während Carnage sich als Vater betrachten darf. Mit einer freudigen Familienzusammenführung hat das Ganze allerdings nichts zu tun. Während Carnage Konkurrenz befürchtet und nichts als die Kindstötung im Sinn hat, möchte Großvater Venom den Sprössling als Waffe im Kampf gegen den Netzschwinger missbrauchen.

Freilich hat Spidey bei so vielen Symbionten alle Hände voll zu tun, während auch dessen alte Flamme Black Cat zwischen die Fronten gerät.

Irgendwie unausgegoren

Zugegebenermaßen war der übermächtige Venom seit Kindestagen einer meiner liebsten Schurken aus der Welt des Netzschwingers. Und wenn sich die fiesen Symbionten durch die Seiten eines Comics prügeln, dann stehe ich üblicherweise überaus gerne als Schaulustiger in der ersten Reihe. Das will mit dieser Miniserie indessen nicht so recht funktionieren.

Das liegt einerseits daran, dass der Band in gewisser Weise eine Mogelpackung ist, da sich Venom und Carnage hier tatsächlich nur sehr sporadisch gegenseitig auf die Mütze hauen.

Leseprobe aus „Venom vs. Carnage“. (Copyright: Panini Comics)

Im Fokus stehen überwiegend die Origin-Story von Pat Mulligan alias Toxin sowie die nächtlichen Erlebnisse von Black Cat (die hier geradezu lachhaft sexistisch in Szene gesetzt wird; ganz anders etwa in „Spider-Man/Black Cat: Das Böse in dir“).

Und andererseits liegt es eben an der Entstehungsgeschichte von Toxin. Niemand hat etwas gegen eine ordentliche Entstehungsgeschichte. Diese kommt allerdings nur sehr generisch und ohne größere Überraschungen daher. Ein deutliches Plus an Tiefe erfährt dieser neue Symbiont erst in einer folgenden Miniserie, welche in dem Einzelband „100 % Marvel 20: Spider-Man/Toxin – Der Teufel, den du kennst“ erschienen ist (nur noch antiquarisch erhältlich).

Auch das Artwork reiht sich in den durchschnittlichen Gesamteindruck ein. Meines Erachtens wirkt die Digitalkunst von Zeichner Clayton Crain sehr leb- und lieblos; das Ganze erscheint zu steril und glatt, um die passenden Emotionen zu transportieren. Zwar sehen auch Crains Schurken durchaus finster aus; indes nicht annähernd so abscheulich, wie sie etwa ein Todd McFarlane inszeniert.

Zu allem Überfluss geraten dann auch noch die Actionszenen unübersichtlich.

Fazit

Wer vor dem Gang ins Kino noch richtig Lust auf Venom hat, der findet doch einige lohnenswertere Titel auf dem Markt (z.B. „Venom: Tödlicher Beschützer“ oder „Venom: Dark Origin“). Mit Blick auf Carnage hat Panini – gerade in jüngster Zeit – auch noch einige (Wieder-/Neu-)Veröffentlichungen präsentiert, bei denen sich eher ein Blick lohnt, und die wir euch vor dem Kinostart auch noch vorstellen wollen.

Wer eine schlichte Lektüre mit allerhand Symbionten und Action-Getöse (beispielsweise für eine anstehende Bahnfahrt) sucht, der darf auch hier durchaus zugreifen. Die Bilder von Digitalkünstler Clayton Crain sind am Ende des Tages – wie so oft – schlicht Geschmackssache.


Venom vs. Carnage

Inhalt

Düsterer, filmreifer Superhelden-Horror

In diesem Comic-Einzelband geraten Venom und Carnage aneinander – und der heldenhafte Netzkopf Spider-Man und seine Ex Black Cat zwischen die beiden brutalen, tödlichen Monster. Doch der Horror geht noch weiter. Denn so, wie Venom einst Carnage erschuf, bringt nun der mörderische Schurke Nachwuchs auf die Welt, die er in ein Schlachthaus verwandeln will.

(Quelle: Panini Comics)

Details

Format: Softcover
Vö-Datum: 11.05.2021
Originalausgaben: Venom vs. Carnage 1-4
Seitenzahl: 108
Sprache: Deutsch
Verlagshomepage: Panini Verlag

Copyright Cover: Panini Verlag



Über den Autor

Fabian
"Du lächelst wie jemand, der keine Ahnung hat, wozu ein Lächeln überhaupt gut ist." (Das kleine, blaue, geflügelte Einhorn Happy, in: Happy!)