Review
„Ich werde mich nicht rechtfertigen. Ich werde nichts bereuen. Ich werde die Ungerechtigkeit aus der Erde reißen und sie mit meinen bloßen Händen zerquetschen. Ich will, dass Anderson mich fürchtet und um Gnade anfleht, und ich werde sagen: Nein, keine Gnade für dich. Niemals. Ich werde kein nettes Mädchen mehr sein.“ (S. 287)
Liest man diese Zeilen, wird schnell klar, dass sich Juliette, die Protagonistin der „Shatter Me“-Trilogie von Tahereh Mafi, um mindestens 180° gewandelt hat. War sie zu Anfang ein verunsichertes, von der Welt isoliertes Mädchen, wächst sie in „Ich brenne für dich“ über sich hinaus.
Am Ende des zweiten Teils lag ihre Welt in Trümmern: Beinah wäre Juliette gestorben, erschossen vom grausamen Machthaber Anderson. Auch Omega Point, ihr Zufluchtsort und Heimat der zumeist ebenfalls mit besonderen Kräften ausgestatteten Rebellen des Establishments, wurde durch einen vernichtenden Schlag zerstört. Nur durch den Einsatz von Warner, aus den vorherigen Teilen noch als Antagonist bekannt, überlebt Juliette. Verunsichert steht das Mädchen nun ihrem ehemaligen Gegner gegenüber, unklar, welche Gefühle sie nach ihrer Rettung für Warner hegen will. Erschwerend kommt nicht nur die komplexe familiäre Situation zwischen Warner und Adam hinzu, auch die Ungewissheit über das Überleben ihrer Freunde und ihrer großen Liebe Adam zerrt an dem jungen Mädchen.
Doch Juliette emanzipiert sich. Nicht nur von ihrer persönlichen Schuld und den zwischenmenschlichen Beziehungen, über die sie ausgiebig grübelt, vielmehr erhebt sie sich wieder wie Phönix aus der Asche. Beinah blind vor Wut schwört sie Rache – an Anderson, am Establishment, an der gesamten Ungerechtigkeit der Welt!
Nicht nur die Protagonistin hat sich im dritten Teil der Reihe gewandelt: Von dem zu Beginn beinah experimentell anmutenden Schreibstil ist hier nun fast nichts mehr übrig geblieben. Weder besondere Typografie noch ausgefallene sprachliche Stilmittel setzt die Autorin in dieser Veröffentlichung ein. Hier ist nicht nur die Komplexität der Erzählung zugunsten der amourösen Sehnsüchte reduziert worden, auch die einzelnen Fäden der Geschichte nimmt die Autorin mit zunehmender Schreiberfahrung wieder zusammen.
War die Erzählung des Debüts noch verworren und ausgefranst, fokussiert sie sich immer mehr auf das (beinah triviale) Ende. Das mag entweder dem Zeitdruck geschuldet sein – oder, im besten Sinn, einem besonders nachhaltig geplanten Konzept entsprechen, das an die Veränderung der Protagonistin auch die Darstellung der Sprache und des Geschehens angleicht.
Insgesamt wirkt dieser Teil geerdet und aufregend zugleich: Das Finale wirft bereits auf den ersten Seiten seine Schatten voraus, sodass sogar die Liebesgeschichte neidlos verblassen müsste. Eigentlich. Praktisch serviert die Autorin auch den liebeshungrigen Lesern ein paar pikante Szenen.
Ohne einen Geliebten an ihrer Seite hätte Juliette eine moderne Jeanne d’Arc verkörpern können. So aber bleibt in diesem dystopischen Jugendroman von den „X-Men“ oder den „Tributen von Panem“ nicht mehr ganz so viel über, hier dominiert dann irgendwie doch „Twilight“. Ob nun die Romanzen schmückendes Beiwerk sind, oder die politischen Geschehnisse zurückstecken müssen, kann dem persönlichen Geschmack des Lesers überlassen werden. Beide Vorlieben finden hier tollen Lesestoff.
Das unmittelbare Ende vermag schließlich nicht besonders zu überraschen – lässt aber durchaus Potenzial für eine Fortsetzung. Ob dafür Pläne bestehen, ist leider bisher nicht bekannt. Wer aber auch nach diesem guten Abschluss noch nicht genug hat von Juliette, Adam und Warner, kann mit „Vernichte mich“ oder „Zerstöre mich“ in zwei Kurzgeschichten noch einen Blick in das Seelenleben der zwei Herren wagen.
Handlung
Nach der verlorenen Schlacht gegen das Reestablishment ist Omega Point, der Zufluchtsort der Rebellen, zerstört, Juliettes Freunde und Kampfgefährten sind in alle Winde zerstreut. Auch über das Schicksal ihrer ersten großen Liebe Adam ist sie im Ungewissen – ebenso wie über ihre Gefühle für ihn. Die einzige Gewissheit, die ihr noch bleibt, ist, dass sie das grausame Regime unbedingt besiegen muss. Doch dazu wird sie sich Warner anvertrauen müssen, Kommander von Sektor 45, Sohn des feindlichen Oberbefehlshaber – und durch eine seltsame Fügung des Schicksals nunmehr Juliettes einziger Verbündeter. Der eine Mensch, den sie auf ewig zu hassen schwor. Und der ihr Leben rettete. Jetzt verspricht er, an ihrer Seite gegen seinen Vater zu kämpfen. Doch kann sie ihm vertrauen? Und was will er wirklich von ihr?
(Quelle: Goldmann Verlag)
Autorin
Tahereh Mafi ist 26 Jahre alt. Sie wurde als jüngstes von fünf Kindern in einer Kleinstadt in Connecticut geboren und lebt mittlerweile in Orange County in Kalifornien. Nach ihrem Abschluss an einem kleinen College in Laguna Beach studierte Mafi, die acht verschiedene Sprachen spricht, ein Jahr in Spanien. Danach reiste sie quer durch die Welt und fing nebenbei an zu schreiben. Mit ihrem Debüt „Ich fürchte mich nicht“ eroberte sie die amerikanische Romantasy-Gemeinde und Bloggerwelt im Sturm. „Ich brenne für dich“ ist der heiß ersehnte Abschluss der Trilogie um Juliette, Adam und Warner.
(Quelle: Goldmann Verlag)
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Details
Format: Gebundenes Buch mit Schutzumschlag
Vö-Datum: 29.09.2014
Seitenzahl: 384
ISBN: 978-3-442-31305-1
Sprache: Deutsch
Verlagshomepage: Goldmann Verlag
Copyright Cover: Goldmann Verlag